APA/MAX SLOVENCIK

Rechtswalzer

Blaue Prominenz beim Akademikerball: Hunderte Demonstranten

07. März 2025 · Lesedauer 4 min

Der "Akademikerball" in der Wiener Hofburg hat am Freitagabend mit einiger FPÖ-Prominenz seinen Auftakt genommen. Neben Nationalratspräsident Walter Rosenkranz kam auch Tirols Landesparteiobmann Markus Abwerzger. Hunderte demonstrierten gegen die Veranstaltung.

Als offizieller Eröffnungsredner bei dem von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer kritisierten Event war heuer - anders als in den beiden vorangegangenen Jahren - nicht Rosenkranz eingeplant (damals noch als Volksanwalt), sondern ein Mediziner aus dem akademischen Bereich. Rosenkranz will allerdings Teil der Eröffnung sein, hieß es im Vorfeld.

Beim Eintreffen gesichtet wurden u.a. FPÖ-Volksanwältin Elisabeth Schwetz und FPÖ-"Urgestein" Andreas Mölzer sowie die Ex-ÖVP-Politikerin Ursula Stenzel, die 2015 auf einem FPÖ-Listenplatz bei der Wien-Wahl kandidierte und dann in den Wiener Landtag einzog.

Identitärer Stammgast

Sein Fernbleiben schon vorab angekündigt hatte FPÖ-Chef Kickl. Mittlerweile Stammgast am Ball ist hingegen Martin Sellner. Der frühere Kopf der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften "Identitären Bewegung" präsentierte sich vor der Hofburg bereitwillig den Kameras.

Laut FPÖ ebenfalls am laut Veranstalter Udo Guggenbichler ausverkauften Ball vertreten sind u.a. Wiens FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss, Burgenlands Zweiter Landtagspräsident Johann Tschürtz, EU-Abgeordnete Petra Steger sowie der Welser Bürgermeister Andreas Rabl.

Fernblieb heuer mit Ex-Parteichef Norbert Hofer hingegen ein Stammgast. Der nunmehrige Landesparteichef im Burgenland befinde sich aktuell auf Urlaub, hieß es.

Hunderte bei Demos

In der Vergangenheit wurde die Veranstaltung immer wieder von zum Teil heftigen Protesten begleitet. Heuer haben sich unter dem Motto "Feuer und Flamme dem Patriarchat: Kampf dem Sexismus in Hofburg und Staat" Hunderte bei der Wiener Hauptuni versammelt. Von dort starteten die Demonstrierenden ihren Protestmarsch. Die Polizei steht mit mehreren hundert Beamten im Einsatz.

"Die Demonstration hat heuer natürlich einen Fokus auf den Kampf gegen Sexismus", sagte Mitorganisator Axel Magnus von der "Offensive gegen Rechts" am Freitag der APA. Man nehme den Ball am Vortag des Internationalen Frauentags am 8. März zum Anlass, um auf "das rückständige Frauen- und Geschlechterbild der völkischen Burschenschaften hinzuweisen", wie es bereits in einer Aussendung hieß.

"In den gescheiterten Regierungsverhandlungen der FPÖ wurde offensichtlich, dass sie Frauen 'Zurück an den Herd' verbannen wollen." Darüber hinaus solle - wie jedes Jahr - ein Zeichen gegen den von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer bezeichneten Ball gesetzt werden. "Einen solchen Ball wollen wir in den Prunkräumen der Hofburg nicht haben", erklärte Magnus.

Video: Hunderte bei Demos gegen Akademikerball

Zweite Demo

Weiters demonstrierte ab 19.00 Uhr auch das "Antifaschistische Bündnis Ballhausplatz" - ein Zusammenschluss der Jüdischen österreichischen HochschülerInnen (JöH), der "Omas gegen Rechts", der Grünen Jugend und weiterer Gruppen - in der Wiener City auf dem Michaelerplatz.

Kritik von Grünen und weiteren Organisationen

Niki Kunrath, Menschenrechtssprecher der Wiener Grünen, sprach am Freitag in Bezug auf den Veranstaltungsort in der Hofburg von einem "fatalen Zeichen", das hier ausgesendet werde. "Für die Menschenrechtsstadt Wien ist es beschämend, dass der sogenannte 'Akademikerball' der Wiener FPÖ nach wie vor im Herzen Wiens stattfindet", sagte Kunrath in einer Aussendung.

Auch die JöH forderte am Freitag erneut die Absage des Balls seitens der Hofburg-Betreiber. Es sei "schockierend, dass deutschnationale Burschenschaften in den prestigeträchtigsten Räumen der Republik tanzen", sagte JöH-Präsident Alon Ishay.

Die JöH hatte im Vorfeld mit einem videoprojizierten "Countdown bis zum Nazi-Ball" auf das äußere Burgtor für Aufsehen gesorgt. Wie die Jüdische Hochschülerschaft am Freitag in einer Aussendung bekanntgab, sei die Projektion am Vorabend des Balls durch die Polizei nach einer Anzeige wegen Verhetzungsverdacht entfernt worden.

Video: Hunderte Polizisten im Einsatz

Zusammenfassung
  • Der "Akademikerball" in der Wiener Hofburg hat am Freitagabend mit einiger FPÖ-Prominenz seinen Auftakt genommen.
  • Neben Nationalratspräsident Walter Rosenkranz kam auch Tirols Landesparteiobmann Markus Abwerzger.
  • Hunderte demonstrierten gegen die Veranstaltung.