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Schmidt: Trump "großer Entertainer", "Augustiner" auf Papst

Heute, 04:51 · Lesedauer 7 min

Er hat schon zu Lebzeiten Entertainment-Ikonenstatus erreicht: Harald Schmidt. Im APA-Interview lobt die deutsche TV-Legende gewohnt scharfzüngig US-Präsident Donald Trump als "großen Entertainer". Papst Leo XIV. hält Schmidt für "den Richtigen", er trinke ein "Augustiner" auf ihn. Deutschlands Neo-Kanzler Friedrich Merz (CDU) sieht der 67-Jährige trotz Schlappe im ersten Wahl-Durchgang nicht beschädigt: "10.00 Uhr erster Wahlgang. 16.15 Uhr vereidigt. Fantastisch gelaufen."

Und im Anschluss sorgte der frühere Late-Night-König für einen einmal mehr umjubelten Auftritt beim Zillertaler Theaterfestival Steudltenn - mittlerweile eine für Schmidt bereits unverzichtbare, alljährliche Tradition. Im Gesprächs-Doppelpass mit Intendant Hakon Hirzenberger versenkte der in Köln lebende, gebürtige Schwabe einmal mehr genial Humor-Ball um Humor-Ball. Fast zwei Stunden lang Sprech- und Lachsalven sowie Anekdoten-Einschläge Marke Schmidt. Es blieb kein Auge trocken.

APA: Herr Schmidt, Sie sind viel unterwegs im deutschsprachigen Raum. Die Bühne ist Ihre neue, alte Heimat. Und dies fast nur in Form von Doppelconférencen und Duo-Auftritten, nicht nur hier mit Hakon Hirzenberger im Zillertal. Auch mit dem Schauspieler Bernd Gnann oder dem Komödianten Volker Heißmann. Was ist der Reiz daran? Und sind Ihre Partner nicht zu Stichwortgebern "degradiert"?

Harald Schmidt: "Zum einen ist es weniger anstrengend. Zum anderen auch unterhaltsamer, man sitzt abends nicht alleine im Hotel, wenn man unterwegs ist. Und Stichwortgeber keineswegs. Der Hauptteil liegt schon bei mir, aber das funktioniert prima. Es ist denen ja auch klar, auf welche Veranstaltung sie sich da einlassen. Aber jeder redet an dem jeweiligen Abend so viel, wie er möchte."

APA: Brauchen Sie überhaupt Vorbereitung bzw. improvisieren Sie nicht ohnehin?

Schmidt: "Es soll so aussehen wie improvisiert. Vieles steht natürlich schon fest - nicht wörtlich, aber von den Themen her. Man greift auf einen Fundus zurück, den man sich im Lauf der Jahre zugelegt hat. Es fällt ein Stichwort, und schon weiß ich, was ich dazu sage. Ich bereite mich nicht konkret vor - im Sinne des Lernens eines Textes. Aber man beschäftigt sich mit den Themen und damit, was man gefragt werden könnte. Das ist wie bei einem Politiker."

APA: Abseits der verschiedensten Bühnen-Abende: Ihre anderweitigen Pläne? Das ZDF-"Traumschiff"? Sonstiges im Fernsehen?

Schmidt: "'Traumschiff' hab ich gerade gedreht, da geht es nächstes Jahr weiter. Was Fernsehen betrifft, gibt es ab und zu Anfragen. Aber das ist für mich mittlerweile alles uninteressant. Und ab Ende Mai gehts an der Wiener Volksoper noch einmal mit 'Im weißen Rössl' weiter."

APA: Einer Ihrer früheren TV-Arbeitgeber, die ARD, feierte kürzlich den 75. Geburtstag mit einer großen Jubiläumsshow. Man hat Sie vermisst.

Schmidt: "Ich konnte nicht, ich war auf dem 'Traumschiff'. Indischer Ozean, nachweisbar."

APA: Haben Sie es bereut, dass Sie nicht mit der ARD feierten?

Schmidt: "Nein, Glück gehabt. (lacht, Anm.)"

APA: Apropos Medien: Allgegenwärtig ist nicht zuletzt auch dort das Thema "Künstliche Intelligenz" (KI). Beschäftigt Sie das?

Schmidt: "Ich benutze es nicht. Für mich stellt sich nur eine Frage: Kann die KI mich ersetzen. Ich glaube es nicht, weil das, was ich mache, ganz speziell auf mich zugeschnitten ist. Also beschäftigt es mich nicht. Generell stelle ich fest, je mehr online verfügbar ist: Die Leute wollen am Abend zunehmend das Live-Erlebnis, ohne Vollplayback, ohne Teleprompter."

APA: Herr Schmidt, "Habemus Papam". Der US-Amerikaner Robert Francis Prevost ist der neue Papst Leo XIV. Ist der bekennende Katholik zufrieden?

Schmidt: "Sie wählen immer den Richtigen. US- und peruanische Staatsbürgerschaft. Missionar und Ordensbruder - ich werde darauf am Wochenende in München ein Augustiner trinken (vor einem Auftritt am Montag, Anm.). Und auch wer den Abschied von Franziskus gesehen hat, kann nur sagen: Die katholische Kirche weiß genau, wie es gemacht wird."

APA: Ansonsten beherrscht vor allem Papst Leos Landsmann Trump Schlagzeilen und Weltgeschehen. In Sorge und alarmiert, wie viele Medienleute und Experten?

Schmidt: "Nein. Er ist ein großer Entertainer. Ich sehe ihn gerne. Mir gefällt etwa, wie er zwischen Teleprompter und freier Rede hin und her switcht. Oder wie er da auf dem Stuhl sitzt - und die anderen müssen mit dem Sofa vorlieb nehmen. Der Stift, mit dem er die Executive Orders unterschreibt und den er auch gerne mal ins Publikum wirft. Und allein die Unterschrift. Absoluter Medienprofi. Er spricht auch sehr ausführlich auf Pressekonferenzen, lässt Fragen zu, geht auf Journalisten ein, beschimpft auch schon mal Journalisten persönlich."

APA: Keine Angst vor der Zeitenwende, die viele orten und beklagen?

Schmidt: "Nein. Die wollen sich natürlich auch besonders wach und politisch informiert zeigen. Man lebt davon, dass man permanent eine Warnung raushaut. Es gibt ja jetzt zwei Topbegriffe: Warnschuss und Weckruf. Man weiß nicht in welcher Reihenfolge: Während der Weckruf ertönt, gebe ich gleich einen Warnschuss ab (lacht, Anm.) Die Erde dreht sich weiter - und morgen läuft schon eine andere Sau durchs Dorf. Ich lebe nicht in den USA, bin kein amerikanischer Staatsbürger. Auswirkungen auf die Welt würde ich ja mitkriegen, in meinem Supermarkt. Aber ich merke keine großen Veränderungen. Die Börsen gehen - das haben die so an sich - hoch und runter, momentan wieder überwiegend hoch."

APA: Zur deutschen Causa Prima: Dem im ersten Wahlgang durchgefallenen Neo-Kanzler Friedrich Merz. Ihre Meinung? Ist er bereits nachhaltig beschädigt?

Schmidt: "Das hat gezeigt, dass wir ein fantastisches Grundgesetz haben, wo auch für einen solchen Fall genau festgelegt ist, wie es weitergeht. Man muss unterscheiden zwischen der medialen Aufregung und der Wirklichkeit: 10.00 Uhr, erster Wahlgang. 16.15 Uhr, Vereidigung. Fantastisch gelaufen. Und schon kurz danach war die Hauptmeldung außerhalb Deutschlands: Indien bombardiert Ziele in Pakistan - zwei Atommächte. Daher war der erste Wahlgang maximal eine innerdeutsche Diskussion. Auch bei den Leuten auf der Straße, die interviewt wurden, war vielfach der Tenor: 'Kann vorkommen, sollen sie erst mal anfangen.' Ich verstehe natürlich, dass die Medien deshalb verzweifelt sind. Kommentatoren müssen ja ihren eigenen Job sichern und überall Krise und Weltuntergang sehen. Dann heißt es immer: 'Die Nation spricht darüber'. Die Nation, die darüber spricht, sehe ich nicht. Viele kriegen das zum Teil gar nicht mit."

APA: Über was spricht dann "die Nation"?

Schmidt: "Über Fußball und Urlaub."

APA: Die Gründe, die für die beträchtliche Zahl an Abgeordneten-Abweichlern in den koalitionären Reihen, die Merz zunächst die Unterstützung verweigerten?

Schmidt: "Die guten alten Eigenschaften: Neid, Rache, Enttäuschung, Jobs. Menschliche Eigenschaften."

APA: Wie schätzen Sie Merz ein?

Schmidt: "Große Nehmerqualitäten, wollte unbedingt Bundeskanzler werden. Aber die wichtigsten Ministerien, mit dem meisten Geld, hat er der SPD gegeben: Finanzministerium, Arbeitsministerium und Verteidigungsministerium. Ans Eingemachte geht es, wenn die großen Ziele umgesetzt werden müssen: Bundeswehr, Aufrüstung usw. Generell gilt: Die 'österreichischen Verhältnisse' - das wäre schon eine Verbesserung für Deutschland (lacht, Anm.)."

APA: Gibt das neue Kabinett humortechnisch genug her für einen Harald Schmidt?

Schmidt: "Ich kenne die Namen noch gar nicht, muss sie mir erst draufschaffen. Für mich eine interessante Frage: Wer gibt als Erster auf, wo passiert die erste ganz große handwerkliche Panne, aufgrund derer dann jemand nicht zu halten ist. Das Material wird nicht weniger werden."

APA: Vermissen Sie die FDP und Ex-Grünen-Außenministerin Annalena Baerbock?

Schmidt: "Beides mal: nein. Baerbock hat sich jetzt einen Job bei der UNO gerafft. Dafür wurde eine hochprofessionelle Diplomatin rausgekegelt. Sie hat den vorletzten Grünen-Wahlkampf versemmelt, einen frisierten Lebenslauf. Jetzt sitzt sie bei der UNO. Das zeigt die Wertigkeiten."

(Das Gespräch führte Wolfgang Eder/APA)

Zusammenfassung
  • Harald Schmidt lobt Donald Trump im Interview als 'großen Entertainer' und betont dessen Medienpräsenz und Fähigkeit, zwischen Teleprompter und freier Rede zu wechseln.
  • Papst Leo XIV. wird von Schmidt als 'der Richtige' angesehen, und er plant, darauf in München ein 'Augustiner' zu trinken.
  • Friedrich Merz wurde trotz eines Rückschlags im ersten Wahlgang um 10.00 Uhr am selben Tag um 16.15 Uhr als deutscher Kanzler vereidigt.
  • Schmidt tritt regelmäßig bei Doppelconférencen auf und genießt die Auftritte mit Partnern wie Hakon Hirzenberger.
  • Er sieht die mediale Aufregung um politische Ereignisse oft als übertrieben und glaubt, dass die Erde sich weiterdreht.