Signa-Pleite
Gläubiger wollen 11,7 Milliarden von Signa Prime
Nach dem Zusammenbruch des Signa-Imperiums rund um den in U-Haft sitzenden Investor René Benko versuchen die Insolvenzverwalter unter Hochdruck verbliebene Vermögenswerte zu Geld zu machen.
Die Verwertungen bei der Teilgesellschaft Signa Prime, in der die Luxusobjekte der Immo-Gruppe gebündelt sind, sollen "bis Mitte/Ende 2026" vollständig abgewickelt sein, heißt es im zweiten Bericht der Insolvenzverwalterin. In Summe wurden 11,7 Milliarden Euro an Forderungen angemeldet.
- Mehr lesen: Kühne über Benko: "Ganove ersten Ranges"
Von den unbedingten Forderungen im Volumen von 6,7 Milliarden Euro wurden den Angaben zufolge 3,8 Milliarden Euro anerkannt und 2,9 Milliarden bestritten - ungeprüft seien noch 505,6 Millionen Euro.
Bedingt angemeldet worden seien weitere Forderungen in Höhe von rund 4,5 Milliarden Euro, wovon 1,1 Milliarden Euro anerkannt und knapp 3,4 Milliarden Euro bestritten worden seien. Sämtliche Ansprüche sind hier laut Insolvenzverwalterin Abel Rechtsanwälte geprüft.
Immo-Juwele zum Verkauf
Einige strukturierte Immo-Verwertungen seien bereits erfolgreich umgesetzt worden - weitere seien im Laufen, wie aus dem Bericht hervorgeht, der der APA vorliegt.
Seit der letzten Berichterstattung habe die Insolvenzverwalterin im Rahmen der Unternehmensfortführung der Signa Prime Selection AG (SPS) national wie international mehrere Liegenschaften in Versteigerungen zu Geld machen können.
So sind etwa die Wiener Innenstadt-Objekte Am Hof und Tuchlauben sowie das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck noch zu haben. Die Verkaufsprozesse seien im Laufen. Ein Massekredit von rund 50 Mio. Euro sei bereits vollständig zurückbezahlt worden.
Die Quotenerwartungen für die Gläubiger seien weiterhin wesentlich von der Verwertung des solventen Immobilienportfolios der SPS sowie der Verwertungstätigkeiten, Verwertungserfolge und Verfahrenskosten seitens der Insolvenzverwerter beziehungsweise Nachlassverwalter in der Schweiz, Luxemburg und insbesondere Deutschland sowie der Mitwirkung der jeweiligen Senior Lender und den sonstigen maßgeblichen Stakeholdern abhängig, so die Insolvenzverwalterin.
Über Antrag eines Aktionärs habe die Hauptversammlung beschlossen, eine Sonderprüfung von Vorgängen der Geschäftsführung zu den Geschäftsbeziehungen der Gesellschaft mit der deutschen Schoeller Group und der INGBE Privatstiftung (benannt nach Ingeborg Benko, der Mutter des Firmengründers, Anm.) im Zeitraum 1. Jänner 2022 bis 29. Dezember 2023 sowie zur Kapitalbeschaffung im Rahmen von weiteren Geschäftsbeziehungen und zu Verkäufen von Vermögenswerten im selben Zeitraum vorzunehmen.
Gläubiger müssen mit weniger Geld rechnen
"Durch die steuerlichen Auswirkungen infolge des Wegfalls der Steuergruppe innerhalb des SPS-Konzerns ist mit einer erheblichen Verringerung der Befriedigungsaussichten der Insolvenzgläubiger zu rechnen", räumt die mit der Insolvenzverwaltung betraute Anwaltskanzlei Abel ein.
Den bisherigen Nettozufluss in die Insolvenzmasse bezifferte die Insolvenzverwalterin mit 26,8 Millionen Euro, den Gesamterlös an außergerichtlichen Zahlungen bei Anfechtungsansprüchen mit 62,5 Millionen Euro. Die Prüfung der Anfechtungsansprüche sei abgeschlossen.
Für zahlreiche Ansprüche wurde den Angaben zufolge eine außergerichtliche Einigung erzielt. In Summe seien 27 außergerichtliche Rückzahlungen erwirkt worden.
Ein weiterer Teil an Ansprüchen von 199,6 Millionen Euro sei mittels 28 Klagen am Handelsgericht Wien gerichtlich geltend gemacht worden. Zwei Verfahren mit einem geringfügigen Streitwert seien durch vollständige Rückzahlung bzw. Vergleich zugunsten der Masse positiv abgeschlossen worden.
Die Aufarbeitung der Haftungsansprüche schreite voran. Derzeit - im zweiten und dritten Quartal 2025 - würden weitere Haftungsschreiben versendet.
Zusammenfassung
- In der Signa Prime Selection waren viele der Luxus-Immobilien von René Benkos Imperium gebündelt.
- Einige Objekte wurden bereits in Bieterprozessen verkauft.
- Gläubiger werden aber wohl auf vielen Forderungen sitzen bleiben.