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Selensky: Bachmut nicht von Russland eingenommen

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Russland verkündete die Einnahme der ukrainischen Stadt Bachmut, es hagelte bereits Glückwünsche von Präsident Putin selbst. Aus der Ukraine wird das scharf dementiert.

Russland hat die vollständige Einnahme von Bachmut in der Ostukraine verkündet. Der russische Präsident Wladimir Putin beglückwünschte die Wagner-Söldnertruppe und die russische Armee zur "Befreiung" der umkämpften Stadt, die in Russland Artjomowsk genannt wird. In einer auf der Website des Kreml veröffentlichten Erklärung erklärte Putin, dass die Schlacht um Bachmut beendet sei. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dementierte.

Die seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut ist nach Angaben Selenskyjs nicht vollständig unter russischer Kontrolle. "Bachmut ist heute nicht von Russland besetzt worden", erklärte Selenskyj am Sonntag nach dem G7-Gipfel in Hiroshima.

Selenskyj stellte damit missverständliche, nicht eindeutige Aussagen von ihm zur militärischen Situation nach einem Treffen mit US-Präsidenten Joe Biden klar. Ein Reporter hatte ihn gefragt, ob Bachmut noch in ukrainischer Hand sei. Der Journalist schob nach, die Russen hätten gesagt, dass sie Bachmut eingenommen hätten. Der ukrainische Präsident antwortete mit den Worten: "Ich denke nicht."

Selenskyj betonte, die Stadt sei fast vollständig zerstört. Es gebe dort keine Gebäude mehr "und eine Menge toter Russen". Er sagte weiter: "Es ist eine Tragödie." Aber heute sei Bachmut "nur in unseren Herzen". Selenskyj dankte den ukrainischen Soldaten dort für ihren Einsatz. Der Generalstab in Kiew schrieb in seinem morgendlichen Lagebericht: "Der Kampf um die Stadt Bachmut geht weiter."

Lage ist kritisch

Auch die ukrainische Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar erklärte, ukrainische Streitkräfte hielten weiterhin Teile von Bachmut. Die eigenen Truppen hätten die Stadt an den Flanken teilweise eingekreist, betonte Maljar auf dem Chatdienst Telegram. Das ukrainische Militär hält nach eigenen Angaben "Befestigungsanlagen und einige Räumlichkeiten im Südwesten der Stadt", wie der Sprecher der Heeresgruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, am Sonntag im ukrainischen Fernsehen sagte. Er räumte allerdings ein, dass die Lage kritisch sei und es schwere Kämpfe gebe.

Tscherewatyj nahm auch Stellung zu den missverständlichen Äußerungen von Selenskyj, die zunächst als Bestätigung für die russische Eroberung Bachmuts gewertet wurden, ehe Kiew sie dementierte. "Der Präsident hat es richtig gesagt - die Stadt ist praktisch dem Boden gleichgemacht", sagte Tscherewatyj. Selbst bei einer Eroberung hätte die Stadt weder militärischen noch politischen Nutzen für die Russen, "aber sie führen sich auf, als hätten sie Dnipro eingenommen." Die Millionenstadt Dnipro ist das wichtigste Industrie- und Rüstungszentrum im Südosten der Ukraine.

Das Verteidigungsministerium im Moskau hatte in der Nacht auf Sonntag mitgeteilt, dass die Privatarmee Wagner Bachmut mithilfe der Artillerie- und Luftunterstützung der russischen Streitkräfte komplett erobert hätte. Auch der Chef der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin, hatte die Einnahme der seit Monaten äußerst hart umkämpften Stadt verkündet. "Alle, die sich ausgezeichnet haben, werden mit staatlichen Auszeichnungen geehrt", erklärte Putin nach Angaben des Kreml.

Die Schlacht um Bachmut gilt als längste und verlustreichste des Krieges, der vor 15 Monaten mit dem russischen Einmarsch in das Nachbarland begann. Damals hatte die Stadt noch 70.000 Einwohner, inzwischen liegt sie weitgehend in Trümmern.

Selenskyj warb bei G7 um Unterstützung

Selenskyj warb beim G7-Gipfel in Hiroshima außerdem um weltweite Unterstützung für seinen Friedensplan und sprach sich für einen Friedensgipfel im Juli aus. Die ukrainische Friedensformel sei ein klarer Ausdruck des vereinenden Prinzips der Rationalität, sagte er laut dem veröffentlichten Redetext in einer Ansprache an die Staats- und Regierungschefs. "Ich danke Ihnen, dass Sie unsere Formel unterstützen", fügte er hinzu. "In kurzer Zeit, bereits im Juli, wird der Krieg in vollem Umfang 500 Tage andauern. Und das ist eine symbolische Zeitspanne, ein guter Monat, um den Gipfel der Friedensformel, den Gipfel der globalen Mehrheit, einzuberufen."

Auf dem Kurznachrichtendienst Telegram erklärte Selenskyj, der Plan sei so entwickelt, dass alle Punkte durch UNO-Resolutionen gestützt würden und jedes Land den Weg für den eigenen Beitrag dazu wählen könne. "Von Japan bis zu den arabischen Ländern, von Europa bis Lateinamerika finden wir Unterstützung für unsere Formel", schrieb er. Selenskyj pocht in seinem Friedensplan unter anderem auf die Wiederherstellung der territorialen Einheit der Ukraine und lehnt Gebietsüberlassungen ab.

ribbon Zusammenfassung
  • Am Samstag meldete die russische Söldnergruppe Wagner die Einnahme der seit Wochen umkämpften ukrainischen Stadt Bachmut.
  • Selenskyj dementiert das.

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