Mount Everest Base CampFurtenbach Adventures

Extrem-Bergsteigen

Bringen 100.000 Euro jeden auf den Mount Everest?

11. Mai 2025 · Lesedauer 5 min

Die Hochsaison am Mount Everest steht kurz bevor: Die Erfüllung eines Lebenstraums für viele Gipfelstürmer:innen - aber wer kann sich das leisten? Die Besteigung kostet immerhin mindestens 74.000 Euro. Nicht nur "Reiche und Superreiche" gehen auf den Berg, erzählt Reiseleiter und Geschäftsführer Lukas Furtenbach von "Furtenbach Adventures".

Einmal auf den höchsten Berg der Welt. Dick eingepackt in eine bunte Fleece-Jacke samt Sauerstoffmaske, fürs Foto die Skibrille kurz in die Haare geschoben - so strahlen viele Bergsteiger:innen, hauptsächlich sind es aber Männer, am Mount Everest in die Kamera.

Im April begannen die Touren auf den 8.849 Meter hohen Berg. Ende des Monats war der Gipfel aber noch nicht erklimmbar. Zumindest nicht für Normalsterbliche, die mit einer geführten Tour unterwegs sind. Für Sherpas sehr wohl. Sie sind bis Anfang Mai damit beschäftigt, noch die letzten 150 Meter für den Aufstieg mit Fixseilen zu präparieren.

Dementsprechend wenig los ist zu der Zeit auch noch im Base Camp, berichtet Lukas Furtenbach. Der Geschäftsführer des österreichischen Reiseveranstalters "Furtenbach Adventures" befindet sich Ende April im über 5.000-Meter gelegenen Lager, als er mit PULS 24 telefoniert. Per WhatsApp – für alles andere ist der Empfang zu schlecht.

Klappbett, statt Luxus-Chalet

Bei bis zu Minus 15 Grad in der Nacht trudeln die ersten Bergsteiger:innen gerade erst in das Lager ein, das an einen Campingplatz erinnert, so Furtenbach. Von Luxus sei man weit entfernt, Klappbetten und Zelte seien die Realität in dem "unkomfortablen, kalten Wintercamp". Für Abwechslung bei Schlechtwetter versuchen die Tourveranstalter dennoch zu sorgen, etwa mit selbstgebauten Eisparkours, Wanderungen oder Kino-Abenden.

Zwei Kleingruppen mit insgesamt neun Teilnehmenden seien gerade unterwegs zum Höhenlager 2, um sich zu akklimatisieren, erzählt Furtenbach. Noch weitere 30 Bergsteiger:innen würden allein von "Furtenbach Adventures" erwartet, allerdings aufgeteilt auf verschiedene Gruppen.

Geld allein reicht nicht

Billig ist das nicht. Die günstigste Preiskategorie startet bei 75.400 Euro, wer eine maßgeschneiderte Tour will, muss bei "Furtenbach Adventures" 199.000 Euro zahlen.

Doch die Teilnehmenden seien "nicht nur Reiche und Superreiche", sagt Furtenbach. Es gebe etwa auch Leute, die jahrelang gespart haben, um sich den Lebenstraum einer Everest-Besteigung zu erfüllen. Allerdings räumt er ein: "Leute, die sich das mit ihrem Einkommen nie leisten könnten, kommen vielleicht gar nicht auf die Idee oder haben nicht den realistischen Wunsch, das zu machen."

Und nicht jeder, der den Achttausender erobern will, wird auch mitgenommen. "Furtenbach Adventures" habe strikte Protokolle, um sicherzugehen, dass Teilnehmende über die nötige körperliche und mentale Fitness verfügen. Nach einem Eingangsgespräch gebe es Überprüfungen der bergsteigerischen Erfahrung, des technischen Könnens und eine Untersuchung u.a. durch Sportmediziner:innen.

"'Da sind 100.000 Euro, bring mich auf den Mount Everest' – das ist definitiv nicht so", bekräftigt Furtenbach. Pro Jahr würde das Reiseunternehmen etwa 40 Prozent der Anfragen abweisen, rund 80 Anfragen würden gestellt werden.

Blinder Österreicher am Gipfel

Von den 30 bis 50 Menschen, die schlussendlich in verschiedenen Touren mitgenommen werden, seien etwa 80 Prozent Männer. Das entspreche auch der Gesamtstatistik. Die meisten von ihnen seien zwischen 40 und 60 Jahre alt. Ausnahmen gibt es aber immer: So war der jüngste Teilnehmer 22, der älteste 69 Jahre alt, erzählt Furtenbach.

Das Unternehmen organisierte sogar den Aufstieg von Andy Holzer, einem blinden Österreicher, der über die Nord-Seite den Gipfel bezwang. Der erfahrene Bergsteiger habe dabei "sehr viel Unterstützung gehabt" und sei ein eingespieltes Team mit seinem Bergführer gewesen, der ihn vor allem über akustische Hinweise geleitet hätte. Bei schwierigen Passagen wurde Holzer extra unterstützt.

Transport-Drohnen für tödliche Passage

Als die schwierigste und gefährlichste Passage gilt der Khumbu-Eisbruch am Fuße des Mount Everests, auf einer Höhe zwischen 5.400 und 6.000 Metern. "Im Eisbruch gibt es keine 100-prozentige Sicherheit", warnt Furtenbach.

Riesige Eistürme können dort jederzeit hereinbrechen. Von 1953 bis 2024 starben hier 48 Bergsteiger, darunter auch viele Sherpas.

Heuer gibt es erstmals eine Neuerung, die für mehr Sicherheit sorgen soll: Anstatt der Sherpas transportieren Transport-Drohnen eines nepalesischen Anbieters Ausrüstung, wie etwa Sauerstoff, ins Base Camp. Eingefleischte Bergsteiger würden das teils "mit Skepsis" sehen, weiß Furtenbach. "Aber, wenn ich da meine angestellten Sherpas schützen kann, und sie nicht so oft durchgehen lassen muss, sondern das durch Drohnen ersetzen kann, dann ist das etwas Gutes."

Tonnenweise Müll

Gut sei auch, dass die Transport-Drohnen beim Rückflug gleich Müll mitnehmen würden. Das ist auch bitter nötig, denn das Umdenken zu mehr Nachhaltigkeit kam erst lange nach der Erstbesteigung im Jahr 1953. Mittlerweile verlangt die nepalesische Regierung von Bergsteiger:innen, ihren Abfall wieder mitzunehmen, sonst drohe der Verlust einer entsprechenden Kaution. Immer noch befindet sich aber tonnenweise Müll am Berg.

Furtenbach betont, dass man nicht nur den eigenen Abfall wieder ins Tal befördere, sondern auch die "Altlasten vergangener Generationen" abbaue. 

Ein wichtiges Unterfangen, schließlich werden auch in der heurigen Saison wieder etwa 1.200 Personen erwartet; 440 ausländische Bergsteiger:innen plus rund 800 Sherpas. Wenn das Wetter mitspielt, dann steht für einige von ihnen am 10. Mai der erste Gipfelsturm an.

Video: Rekord-Aufstieg auf Mount Everest

Zusammenfassung
  • Die Hochsaison am Mount Everest steht kurz bevor: Die Erfüllung eines Lebenstraums für viele Gipfelstürmer:innen - aber wer kann sich das leisten?
  • Die Besteigung kostet immerhin mindestens 74.000 Euro.
  • Nicht nur "Reiche und Superreiche" gehen auf den Berg, erzählt Reiseleiter und Geschäftsführer Lukas Furtenbach von "Furtenbach Adventures".
  • Und preist eine Neuerung am Berg an: Transport-Drohnen für mehr Sichherheit und Nachhaltigkeit.