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Wie Physiker eine gängige Fehlannahme rund ums Ei entlarven

11. Mai 2025 · Lesedauer 2 min

Ist ein rohes Ei zerbrechlicher, wenn es aufrecht oder auf der Seite liegend fällt? Darum geht es bei der "Egg Drop Challenge" im Physik-Unterricht. Mit Hilfe von Utensilien wie Strohhalmen, Papier oder Schnüren bauen Schülerinnen und Schüler dem Ei eine Sicherheitskapsel, mit der es aus unterschiedlicher Höhe unversehrt auf dem Boden landen soll. Ein US-Forscherteam vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge hat sich der Frage nun offiziell gewidmet.

Die Wissenschafter ließen dafür aus unterschiedlicher Höhe 180 Mal ein Ei fallen. Die Erkenntnis, über die das Team im Fachblatt "Communications Physics" berichtet: Eier sind weniger zerbrechlich, wenn sie bei einem Fall waagerecht ausgerichtet sind statt senkrecht. Die Autoren haben damit die aus ihrer Sicht weit verbreitete Annahme widerlegt, dass Eier aufrecht fallend weniger bruchgefährdet sind. Diese Annahme finde sich sogar in Tutorials und Lehrmaterialien, heißt es in der Studie.

Aus einer Höhe von acht Millimetern zerbrach in dem US-Experiment mehr als die Hälfte der Eier, die aufrecht fielen. Dabei spielte es keine Rolle, mit welchem Ende das Ei nach unten zeigte. Bei den Eiern, die aus einer waagerechten Position heraus fallen gelassen wurden, zerbrachen weniger als zehn Prozent.

Auch bei etwas größeren Fallhöhen war der Anteil der zerbrochenen Eier deutlich kleiner, wenn die Eier horizontal ausgerichtet waren. Das Team führte zusätzlich mit einem speziellen Gerät Tests durch, um herauszufinden, bei wie viel Druck die Eier zerbrachen.

Forscher vermuten physikalische Verwechslung

Die Forscherinnen und Forscher erklären den nachgewiesenen Effekt damit, dass Eier in der Mitte flexibler sind und daher dort mehr Energie aufnehmen können, bevor sie brechen. Im Schnitt könnten Eier demnach beim waagerechten Fall rund 30 Prozent mehr Energie abfedern, heißt es in der Studie. Dadurch sind sie nach Definition der Studie zäher - was nicht mit Steifheit zu verwechseln ist.

In dieser Verwechslung sieht das Team auch einen Grund für die gängige Fehlannahme, dass das Ei bei senkrechter Ausrichtung stabiler ist: Die physikalischen Eigenschaften Steifheit, Zähigkeit und Festigkeit würden oft verwechselt. So seien Eier tatsächlich steifer, wenn sie aufrecht zusammengedrückt würden, was aber nicht bedeute, dass sie auch zäher - und damit weniger zerbrechlich - seien.

(S E R V I C E - Link zur Studie: https://www.nature.com/articles/s42005-025-02087-0 )

Zusammenfassung
  • Ein Forscherteam des MIT hat 180 Eier aus unterschiedlichen Höhen fallen gelassen und festgestellt, dass Eier deutlich weniger zerbrechlich sind, wenn sie waagerecht ausgerichtet sind.
  • Mehr als die Hälfte der aufrecht fallenden Eier zerbrach bereits aus einer Höhe von acht Millimetern, während bei waagerechter Position weniger als zehn Prozent beschädigt wurden.
  • Die Studie zeigt, dass waagerecht fallende Eier rund 30 Prozent mehr Energie abfedern können, was die verbreitete Annahme widerlegt, dass Eier aufrecht stabiler sind.