Ukraine-Krieg
Putin schlägt Kiew direkte Gespräche in kommender Woche vor
Diese sollen nach Putins Willen bereits am kommenden Donnerstag (15.5.) in Istanbul beginnen, wie der Kremlchef in der Nacht sagte. Es gehe um eine Wiederaufnahme direkter Gespräche "ohne Vorbedingungen", behauptete Putin vor Journalisten in Moskau.
Auf die ukrainische Forderung nach einer 30-tägigen Waffenruhe ging Putin nicht direkt ein. Der Kremlchef kündigte ein Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für den heutigen Sonntag an.
Er hoffe, dass Erdogan seine Bereitschaft bestätigen werde, zu einer Friedenslösung im Konflikt mit der Ukraine beizutragen.
Trump will weiter mitmischen
US-Präsident Donald Trump kündigte unterdessen eine Fortsetzung seiner Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Krieges an. Er werde "weiterhin mit beiden Seiten zusammenarbeiten", um den Krieg in der Ukraine zu beenden, erklärte Trump am Samstagabend (Ortszeit) auf seiner Onlineplattform Truth Social.
Weiter schrieb er: "Ein möglicherweise bedeutender Tag für Russland und die Ukraine!" - ohne anzugeben, worauf sich diese Äußerung bezog.
Aus Kiew gab es in der Nacht zunächst keine Reaktion auf Putins Gegenvorschlag. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor mit westlicher Rückendeckung von Moskau gefordert, eine 30-tägige Waffenruhe ohne Vorbedingungen von Montag an umzusetzen. Andernfalls solle es neue Sanktionen geben.
Kremlsprecher: Waffenruhe ist vorbei
Putin warf der ukrainischen Seite wiederum vor, mehrere Anläufe für eine Feuerpause sabotiert zu haben. Gleichzeitig schloss er eine Verlängerung der dreitägigen Waffenruhe, die von ihm um den 9. Mai herum ausgerufen worden war, nicht komplett aus. Diese Waffenruhe war um Mitternacht Ortszeit (23.00 Uhr MESZ) ausgelaufen.
Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte laut der russischen Staatsagentur Tass indes, dass die dreitägige Waffenruhe nicht mehr gelte. "Natürlich ist sie vorbei", sagte Peskow demnach.
Es habe von der Gegenseite zahlreiche Verletzungen der Vereinbarungen gegeben und somit "keine ernsthafte Feuerpause".
Beide Kriegsparteien hatten sich auch nach Beginn der einseitig verkündeten Waffenruhe am Donnerstag gegenseitig Angriffe vorgeworfen. Selenskyj warf Putin vor, die Feuerpause der vergangenen Tage nur vorgetäuscht zu haben, um den 80. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion gegen Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg ungestört feiern zu können.
"Die Angriffe an der Frontlinie gehen weiter", sagte der Staatschef bei einem Treffen der aus verbündeten Staaten bestehenden "Koalition der Willigen" in Kiew.
Kreml reagiert gelassen auf Sanktionsdrohung
Russland reagierte gelassen auf die Drohung des Westens mit Sanktionen für den Fall, dass Moskau der Feuerpause nicht zustimmt.
Man werde sich davon nicht einschüchtern lassen und habe sich ohnehin an die Strafmaßnahmen gewöhnt, sagte Peskow dem russischen Staatsfernsehen.
Die EU und die USA haben Russland bereits mit zahlreichen Sanktionen belegt, um dem Land die wirtschaftliche Grundlage für die Fortsetzung des Angriffskriegs gegen die Ukraine zu nehmen. Auch westliche Experten bescheinigen der russischen Wirtschaft aber eine Robustheit, die so nicht erwartet wurde.
Zwar sind die vielen wirtschaftlichen Probleme unübersehbar, weil es etwa am einfachen Zugang zu westlicher Technik fehlt. Die Rohstoffgroßmacht nimmt aber weiter Milliarden etwa aus dem Öl- und Gasverkauf ein. Das Geld hält wiederum die Kriegswirtschaft am Laufen.
Zusammenfassung
- Russlands Präsident Wladimir Putin hat der Ukraine vorgeschlagen, direkte Friedensgespräche am 15. Mai in Istanbul ohne Vorbedingungen wieder aufzunehmen.
- Die von Putin um den 9. Mai ausgerufene dreitägige Waffenruhe ist laut Kremlsprecher Peskow abgelaufen, während Kiew eine 30-tägige Waffenruhe ab Montag fordert und bei Ablehnung neue Sanktionen androht.
- Russland verlangt als Voraussetzung für eine längere Feuerpause das Ende westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine und zeigt sich gegenüber weiteren Sanktionsdrohungen unbeeindruckt.