Unpassender Vergleich

Im Zug angepöbelt: Schellhorn fühlt sich "wie vor 85 Jahren"

Heute, 12:40 · Lesedauer 2 min

Seit Tagen wird in Boulevardmedien gegen das Dienstauto von NEOS-Staatssekretär Sepp Schellhorn Stimmung gemacht. Bei "Beide Seiten Live" schilderte Schellhorn, wie er bei einer Zugfahrt angepöbelt wurde. Er habe sich gefühlt "wie vor 85 Jahren", sagte Schellhorn und verglich sich damit indirekt mit verfolgten Juden.

Sepp Schellhorn hielt sich als NEOS-Oppositionspolitiker mit emotionalen Worten nie besonders zurück. Nun wurde der Staatssekretär für Deregulierung selbst Ziel emotionalisierter Ausbrüche.

Seit Tagen machen Boulevardmedien Stimmung gegen die neuen Dienstwagen der Regierungsmitglieder, allen voran Schellhorn. Er hatte ein luxuriöseres Modell bestellt, während die Regierung gleichzeitig bei Sozialleistungen spart.

Von Betrunkenen angepöbelt

Darauf bei PULS 24 in "Beide Seiten Live" angesprochen, meint Schellhorn zunächst, sein neuer Dienstwagen im Leasing eigentlich billiger sei als der alte. Trotzdem sei es vielleicht politisch nicht ganz klug gewesen, er brauche aber ein Dienstauto, weil er arbeitsbedingt viel unterwegs sei.

Er glaube auch, dass "mit angriffigen Schlagzeilen Hass produziert wird und dieser Hass legt sich dann auf die Bevölkerung nieder und die kanalisieren das dann mir gegenüber", so Schellhorn. So geschehen sei dies bei einer Zugfahrt, bei der er von "vier Männern - nicht mehr ganz nüchtern -" beschimpft worden sei.

Vergleich mit 1940

Wie er darauf reagiert habe, wollte PULS 24 Moderatorin Bianca Ambros wissen. "Die Frage ist dann immer: Was mach' ich jetzt und ich hab mich dann so gefühlt wie vor 85 Jahren", sagte Schellhorn.

"Soll man flüchten, soll man aufstehen, wohin geht man? Man kann nicht auf die Straße, man kann nicht die Straßenseite wechseln. Man könnte höchstens das Abteil, den Waggon wechseln", führte Schellhorn weiter aus.

Mit der Anspielung auf das Jahr 1940 verglich sich der Staatssekretär indirekt mit Juden bzw. anderen Verfolgten des Nazi-Regimes. Das sorgte in sozialen Netzwerken für Kritik.

Besonders kritisiert wurde auch, dass Schellhorn den unpassenden Vergleich einen Tag vor dem Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs machte. Das sei "geschichtsvergessen", meinte etwa Journalist Daniel Retschitzegger.

Am Donnerstag etschuldigte sich Schellhorn in einem Statement: "Für meinen Vergleich auf PULS 24 möchte ich mich aufrichtig entschuldigen. Er war absolut unpassend und ist in einer Emotion passiert."

Zusammenfassung
  • Seit Tagen wird in Boulevardmedien gegen das Dienstauto von NEOS-Staatssekretär Sepp Schellhorn Stimmung gemacht.
  • Bei "Beide Seiten Live" schilderte Schellhorn, wie er bei einer Zugfahrt angepöbelt wurde.
  • Er habe sich gefühlt "wie vor 85 Jahren", sagte Schellhorn und verglich sich damit indirekt mit von den Nazis verfolgten verfolgten Personengruppen wie den Juden.
  • Das sorgte auf sozialen Netzwerken für Kritik.