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Nahost-Krieg

Vom Freund zum Feind: Der Iran-Israel-Konflikt

23. Juni 2025 · Lesedauer 6 min

Der Iran und Israel sind erbitterte Feinde, seit Mitte Juni überziehen sie sich gegenseitig mit Angriffen. Die Fehde existiert bereits seit fast einem halben Jahrhundert, aber wie kam es dazu? Ein kurzer Überblick.

Spätestens seit den israelischen Angriffen auf den Iran am 13. Juni ist es schwer vorstellbar, dass die Beziehung der beiden Länder einmal freundschaftlich war. 

Dabei zählte der Iran zu den ersten Staaten, die Israels Existenzrecht und seine Unabhängigkeit 1948 anerkannten. Damals war der Iran - genauso wie Israel weiterhin - noch mit den USA verbündet. 

Doch 1979 wurde der pro-westliche Diktator im Iran, Mohammed Reza Shah Pahlavi, durch die Islamische Revolution gestürzt. Ihm folgt Ajatollah Ruhollah Chomeini. Von da an gilt der Kampf gegen Israel als Staatsdoktrin. 

Das Existenzrecht des Landes wird nicht mehr anerkannt. Auch die USA werden zu Erzfeinden ernannt.

Gründung der Hisbollah

1982 marschiert das israelische Militär im Nachbarland Libanon ein, das sich gerade in einem Bürgerkrieg befindet. Israel geht dort gegen schiitische Gruppierungen vor. Der Iran entsendet Revolutionsgarden in das Gebiet, um die Islamische Revolution zu exportieren. Sie gründen dort die Hisbollah-Miliz.

Irans Machthaber ruft zudem den "Al-Kuds-Tag" ins Leben, an dem jährlich für die "Befreiung" Jerusalems von "israelischen Besatzern" demonstriert wird.

Nach dem Bürgerkrieg ist eines der Ziele der heutzutage als Terrororganisation eingestuften Hisbollah-Miliz die "Befreiung Jerusalems". Es folgen weltweite Selbstmordattentate gegen Juden sowie Konflikte mit Israel.

Atomprogramm des Irans

Im Sommer 2002 enthüllen westliche Geheimdienste und eine iranische Oppositionsgruppe schließlich eine geheime iranische Atomanreicherungsanlage in Natans

Israel fordert aus Angst vor einer iranischen Atombombe harte Maßnahmen gegen die iranische Führung. Der Iran bestreitet, dass man eine Atomwaffe bauen wollte. 

Eine diplomatische Initiative einiger europäischer Staaten bewirkt, dass Teheran die Anreicherung von Uran kurzzeitig aussetzt. 2005 aber wird der Hardliner Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten gewählt, damit beginnt auch die Urananreicherung wieder.

Video: Angst, Zensur und Ungewissheit im Iran

Spannungen nehmen zu

Die Konflikte zwischen dem Iran und Israel nehmen in den folgenden Jahren immer weiter zu. 2010 greift Israel erstmals erfolgreich die Nuklearanlage Natans mithilfe des Computervirus "Stuxnet" an. Das Virus soll mutmaßlich von Israel und den USA entwickelt worden sein.

2012 wird ein iranischer Atomwissenschaftler in Teheran getötet. Die iranischen Behörden machen Israel für den Sprengsatz an seinem Auto verantwortlich.

2015 gibt es Fortschritte bei einem Atomabkommen: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA, Russland, China und Iran unterzeichneten am 14. Juli die sogenannte Wiener Nuklearvereinbarung. 

Damit soll ein Herunterfahren der nuklearen Aktivitäten des Iran erreicht werden, im Gegenzug werden Wirtschaftssanktionen aufgehoben.

USA kündigen Atomabkommen

Lange währt der Deal jedoch nicht. Drei Jahre danach behauptet der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu, dass man Zehntausende Seiten an Daten erhalten habe, die belegen würde, dass der Iran sein eigentliches Atomprogramm vertuscht habe. 

Im selben Jahr zieht sich US-Präsident Donald Trump einseitig aus dem Atomabkommen mit dem Iran zurück. Netanyahu spricht von einem "historischem" Schritt.

Im Mai greift Israel eigenen Aussagen zufolge iranische Militärinfrastruktur in Syrien an. 

2020 wird der iranische General Kassem Soleimani durch einen US-Drohnenangriff im Irak getötet, Israel begrüßt den gezielten Angriff. Der Iran feuert daraufhin auf irakische Stützpunkte, an denen US-Truppen stationiert sind. Mehrere US-Soldaten werden verletzt.

Angriffe auf iranische Atomanlagen

In den Jahren darauf nehmen die Angriffe auf das iranische Atomprogramm zu. 2020 wird in Natans eine Zeitrifugenproduktionsanlage zerstört, 2021 gibt es erneut einen Cyber-Angriff. Auch Atomwissenschaftler rücken immer wieder ins Visier von Anschlägen.

Ebenfalls 2021 beginnt der Iran mit der Anreicherung von Uran auf 60 Prozent. Für Kernwaffen benötigt man eine Anreicherung von Uran auf 85 bis 90 Prozent.

Erste offene Angriffe

Zwischen dem Iran und Israel kommt es wiederholt zu Auseinandersetzung. Ihren Höhepunkt finden sie nach einem israelischen Luftangriff auf das iranische Konsulat in der syrischen Hauptstadt Damaskus, bei dem zwei iranische Generäle getötet werden. 

Der Iran greift am 14. April daraufhin Israel mit mehr als 300 Raketen und Drohnen an.

Am 31. Juli erfolgt ein mutmaßlich israelischer Angriff auf Teheran, bei dem der damalige Hamas-Führer getötet wurde. Im Oktober 2024 folgt der erste offene israelische Angriff im Iran auf Flugabwehrsysteme, nachdem es zuvor erneut iranischen Raketenbeschuss gegeben hatte.

Eskalation im Juni 2025

Am 13. Juni 2025 eskaliert die Lage schließlich. Israel attackiert die iranische Militärinfrastruktur und das Atomprogramm direkt, seitdem fliegen die beiden Länder Angriffe. 

Erklärtes Ziel von Israel ist, die Entwicklung von Atomwaffen im Iran zu verhindern und das militärische Raketenprogramm anzugreifen. 

In der Nacht auf den 22. Juni greifen auch die USA in den Krieg ein. Sie bombardieren die Atomanlagen Fordo, Natans und Isfahan im Iran. 

Der Chef der Atomenergiebehörde (IAEA) Rafael Grossi, teilte mit, dass bei der Atomanlage in Fordo "angesichts der verwendeten Sprengladung und der extremen Erschütterungsempfindlichkeit der Zentrifugen" mit sehr "erheblichen Schäden" zu rechnen sei. 

Auswirkungen noch unklar

Welche Auswirkungen der Angriff sowohl auf den Iran als auch weltweit haben wird, ist derzeit noch völlig offen. 

Die zuletzt durch eine große Protestbewegung auch innenpolitisch unter Druck geratene Kleriker-Führung im Iran könnte theoretisch gestärkt aus dem Konflikt herausgehen - oder ihr Machtverfall beschleunigt werden, sagt Karim Sadjadpour vom Institut Carnegie Endowment for International Peace. Niemand könne das voraussagen.

"Die US-Bombardierung iranischer Atomanlagen ist ein beispielloses Ereignis, das sich als transformativ für den Iran, den Nahen Osten, die US-Außenpolitik, die Verbreitung von Atomwaffen und möglicherweise sogar die Weltordnung erweisen könnte", sagt Sadjadpour. 

"Die Auswirkungen werden noch Jahrzehnte spürbar sein."

Zusammenfassung
  • Der Iran und Israel sind erbitterte Feinde, seit Mitte Juni überziehen sie sich gegenseitig mit Angriffen.
  • Die Fehde existiert bereits seit fast einem halben Jahrhundert, aber wie kam es dazu?
  • Ein kurzer Überblick.