Nahost
Angriffe auf Iran: "Schadenfreude" in der Bevölkerung
"Es gab eine Art Schadenfreude bei vielen meiner Bekannten im Iran", sagt Mina Khani, freie Journalistin und Bloggerin, etwa über den Tod von Generälen der Revolutionsgarden.
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"Das iranische Regime hat kaum Zuspruch innerhalb der Bevölkerung. Das ist eine Tatsache." Das sehe man auch daran, dass trotz harter und möglicherweise tödlicher Konsequenzen immer wieder Menschen auf die Straße gehen.
Dementsprechend herrschte zunächst eine gewisse Freude über Niederlagen des Regimes. Aber: "Gleichzeitig waren sie auch sehr besorgt." Nach dem Angriff der USA war und ist unklar, was als nächstes passiert.
Die Berichte ihrer Familie und ihrer Freunde aus dem Iran hätten alle eines gemeinsam: "Dass sie sich Sorgen machen, über ihre Zukunft. Dass es so unübersichtlich ist gerade."
"Praktisch unmöglich, dass alle die Stadt verlassen"
Vor allem in den ersten Stunden nach den Angriffen der USA habe man nicht gewusst, wie deren Dimension aussieht. Danach war klar, dass viele Teheran verlassen wollen und müssen.
Die Hauptstadt des Iran hat rund elf Millionen Einwohner:innen. "Es war praktisch unmöglich, dass alle die Stadt verlassen", schildert Khani.
Das gedrosselte Internet im Iran erschwere zusätzlich die Kommunikation und damit die Situation der Bevölkerung. Viele schafften es dennoch. Österreichs Außenministerium hat bislang insgesamt 350 Menschen bei der Ausreise auf dem Iran und Israel geholfen.
Iraner "wollen selbstbestimmt sein"
"Sie wollten keinen Krieg, das ist nicht ihr Krieg", schildert die freie Journalistin Khani. Gleichzeitig stünden viele Iraner:innen US-Plänen für einen Machtwechsel skeptisch gegenüber.
Rund um die Gespräche zu einem möglichen Regimewechsel gebe es keine Transparenz. Man wisse nicht, mit wem die USA aktuell sprechen.
"Die meisten Menschen im Iran sind in einer dritten Position." Sie wollen weder das jetzige Regime, noch den Krieg, so Khani. "Sie wollen selbstbestimmt sein."
Totalitäre Regime könnten zwar in ihren eigenen Kriegen gestürzt werden. Primär gehe es allerdings um die Selbstbestimmung der Iraner:innen, die progressiv leben wollen. Und mit Regimewechseln hat "man halt keine guten Erfahrungen in dieser Region".
Anstöße für positive Veränderungen seien bislang immer aus der Bevölkerung gekommen: "Jede positive und progressive Entwicklung in Sachen Demokratie und Freiheit kommt vom Inneren des Iran."
Zusammenfassung
- Nach Angriffen der USA auf den Iran herrschte bei vielen Menschen in Teheran Unsicherheit und Sorge über die Zukunft, wobei ein Verlassen der Stadt mit rund elf Millionen Einwohner:innen praktisch unmöglich war.
- Viele ihrer Bekannten empfanden zunächst Schadenfreude über Niederlagen des Regimes, schildert die Freie Journalistin Mina Khani.
- Dieses habe kaum Zuspruch in der Bevölkerung, trotz harter Konsequenzen finden immer wieder Proteste statt.
- Das österreichische Außenministerium hat bisher 350 Menschen bei der Ausreise aus dem Iran und Israel unterstützt, während das gedrosselte Internet die Kommunikation im Land erschwert.