US-Bombardierung
"Erhebliche Schäden": Was wurde bei Irans Atomanlagen zerstört?
Unter dem Namen "Operation Midnight Hammer" griffen die USA am Sonntag in den Israel-Iran-Krieg ein. 37 Stunden waren sieben B-2-Bomber von ihrem Luftwaffenstützpunkt im US-Bundesstaat Missouri hin und zurück unterwegs. Begleitet wurden sie von Luftbetankungsflugzeugen, um die lange Reise zu schaffen.
Die Tarnkappenbomber warfen 14 bunkerbrechende Bomben des Typs GBU-57 auf zwei iranische Atomanlagen ab, insgesamt waren 125 Militärflugzeuge an dem Einsatz beteiligt.
Nur das US-Militär verfügt über GBU-57-Bomben, die rund sechs Meter lang und 13,6 Tonnen schwer sind. Sie hätten die iranischen Anlagen in Fordo, Natanz und Isafahn "vollständig ausgelöscht", prahlte US-Präsident Donald Trump kurz nach dem Angriff.
Wie schwer wurden Atomanlagen getroffen?
Auf Satellitenbilder sind eine Reihe von Kratern am Berghang zu sehen. Am Montag teilte der Chef der Atomenergiebehörde (IAEA) Rafael Grossi mit, dass bei der Atomanlage in Fordo "angesichts der verwendeten Sprengladung und der extremen Erschütterungsempfindlichkeit der Zentrifugen" mit sehr "erheblichen Schäden" zu rechnen sei.
Der unterirdische Schaden sei aktuell für "niemanden - auch nicht die IAEA" abschätzbar.
Auch in Isfahan seien einige Gebäude getroffen worden, die mit dem Uranumwandlungsprozess in Verbindung stehen. So etwa auch Eingänge zu Tunneln, die der Lagerung von angereichertem Material dienen.
In Natanz hingegen sei die Brennstoffanreicherungsanlage mit bodendruchdringender Munition getroffen worden, so Grossi. Der Iran habe die IAEA darüber informiert, dass es an allen drei Standorten keinen Anstieg der Strahlungswerte außerhalb des Geländes gegeben habe.
Beide Bilder zeigen die Atomanlage in Fordo. Das obere entstand vor dem US-Angriff am 19. Juni 2025, das untere danach am 22. Juni 2025.
Material tief unter der Erde
Nach Schätzung der IAEA verfügt der Iran über 400 Kilogramm hochangereichertem Uran, ein Großteil davon könnte in den Anlagen gelagert sein. Die Menge würde zum Bau von zehn Nuklearsprengköpfen reichen, würde das Material noch weiter angereichert werden.
Das Material befinde sich etwa 500 bis 800 Meter unter der Erde, so IAEA-Generalsekretär Rafael Grossi.
Die bunkerbrechenden Bomben könnten sich bis zu 60 Meter durch normalen Beton bohren. Bei massivem Felsgestein sieht dies aber wohl etwas anders aus.
Durch wiederholte Einschläge an derselben Stelle könnten sie aber auch tiefer - und damit womöglich zu dem hochangereichertem Uran - dringen.
Uran noch vor Ort?
Die Frage ist allerdings auch, ob das Material überhaupt noch in Fordo gelagert wurde. Ein hochrangiger iranischer Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der größte Teil des hochangereicherten Urans sei vor dem Angriff an einen anderen Ort gebracht worden.
Reuters konnte diese Angabe zunächst nicht überprüfen. IAEA-Chef Grossi fordert vom Iran deshalb Klarheit über den Verbleib des nuklearen Materials.
Beobachtung von Urananreicherung nun erschwert
Während die Schäden also noch nicht gänzlich abschätzbar sind, ist eine Sache bereits jetzt klar: Die IAEA habe jetzt erhebliche Probleme, die iranischen Uranmengen zu überprüfen und sicherzustellen, dass diese nicht für Atomwaffen verwendet werden.
"Es wird für die IAEA nun sehr schwierig sein, eine Materialbilanz für die fast 9.000 Kilogramm angereichertes Uran zu erstellen, insbesondere für die fast 410 Kilogramm zu 60 Prozent angereichertes Uran", sagte der ehemalige IAEA-Leiter Tariq Rauf schon vor einer Woche gegenüber "Bloomberg".
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Durch die Bombardierung der Atomanlagen sei auch die forensische Überprüfung der iranischen Atomvorräte gestört, so IAEA-Direktor Robert Kelley. Es sei unmöglich, Umweltproben zu entnehmen.
"Partikel jeder Isotopenbeschreibung haben für forensische Zwecke unendliche Halbwertszeiten, und es wird unmöglich sein, ihre Herkunft zu bestimmen", betonte Kelley.
Video: Ungewissheit im Iran
Zusammenfassung
- Während sich die Strahlenwerte nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen nicht erhöht hätten, seien die Schäden dennoch "erheblich", so IAEA-Chef Rafael Grossi.
- Das Ausmaß der unterirdischen Zerstörung sei noch gänzlich unbekannt.
- Genauso, ob hochangereichertes Uran in den Anlagen gelagert wurde.