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US-Angriff auf Iran

Was über die Operation "Midnight Hammer" bekannt ist

Heute, 13:30 · Lesedauer 5 min

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth gab weitere Details zum nächtlichen Angriff auf Atomanlagen des Irans bekannt. Sieben B-2-Bomber und 14 Bomben des Typs GBU-57 sollen zum Einsatz gekommen sein.

Die USA feiern sich für den Angriff auf die iranischen Atomanlagen selbst. Verteidigungsminister Pete Hegseth sprach von einem "unglaublichen und überwältigenden Erfolg", von "kraftvollen" und "gezielten" Angriffen, die sich nicht gegen das iranische Volk oder die iranischen Streitkräfte gerichtet hätten. Kein anderes Militär der Welt hätte dies leisten können, so der Minister.

Sieben B-2-Bomber, 14 GBU-57-Bomben

Aber was wissen wir derzeit über die nächtlichen, davor geheim gehaltenen, Angriffe der USA im Iran? 

Generalstabschef Dan Caine erklärte, im Zuge der Operation "Midnight Hammer" (Mitternachtshammer) seien sieben B-2-Bomber zum Einsatz gekommen. 14 massive bunkerbrechende Bomben des Typs GBU-57 seien eingesetzt worden. Diese seien auf zwei Atomanlagen abgeworfen worden. Die Entscheidung für den Einsatz fürfte erst kurz davor getroffen worden sein.

B2-BomberAFP

B2-Bomber

Insgesamt habe man rund 75 Präzisionswaffen verwendet, erklärt der hochrangige US-General. Mehr als 125 Luftfahrzeuge seien im Einsatz gewesen. Es habe sich um den bisher größten operativen Angriff durch B-2-Bomber gehandelt. 

Was sind GBU-57-Bomben?

GBU-57-Bomben sind mit einem GPS-System präzisionsgelenkte Bunkerbrecher. Sie sind rund sechs Meter lang und 13,6 Tonnen schwer. Aufgrund ihrer Dimensionen und des hohen Gewichts kann die Bombe nur von Tarnkappenbombern des Typs B-2 abgeworfen werden, über die allein das US-Militär verfügt.

Die GBU-57 wurde vom Hersteller Boeing im Auftrag des US-Militärs speziell für tief unter Felsgestein, dicken Erdschichten oder Beton liegende Ziele entwickelt. Mit der Wucht ihres eigenen Gewichts - beschleunigt durch einen Abwurf aus großer Höhe - rammt die tonnenschwere Bombe mit einer besonders gehärteten Spitze den Weg für ihre Sprengstoffladung frei. Die Detonation erfolgt dann erst in der Tiefe.

Der "New York Times" zufolge kann sich die GBU-57 rund 60 Meter tief in den Untergrund bohren, um dort ihre bis zu 2,3 Tonnen schwere Sprengstoffladung zu zünden. 

Nach bisheriger Einschätzung hätten die drei angegriffenen Atomanlagen - Fordo, Natans und Isfahan - des Iran extreme Schäden und Zerstörung erlitten.

https://x.com/John_Pollock22/status/1936754425496052173

Luftaufnahmen zeigen Krater bei den angegriffenen Anlagen. Das wirkliche Ausmaß der Schäden ist allerdings nicht bekannt. 

US-Präsident Donald Trump sprach von der kompletten Zerstörung der Anlagen. Die iranische staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete dagegen, dass nur ein Teil des Bereichs um die Uran-Anreicherungsanlage Fordo beschädigt worden sei. Die Anlage liegt tief unter der Erde.

Die israelische Armee erklärte am Sonntag, sie untersuche derzeit die Auswirkungen der US-Angriffe auf Fordo. Auf eine Frage nach dieser Anlage und der Möglichkeit, dass der Iran angereichertes Uran vor den Angriffen weggebracht haben könnte, sagte Armeesprecher Effie Defrin: "Wir beobachten die Lage ständig. Es ist noch zu früh, um eine Aussage zu treffen."

Nach Angaben der Rettungskräfte vor Ort ist bei den US-Angriffen niemand getötet worden. Die Internationale Atomenergieagentur IAEA, die die iranischen Atomanlagen überwachte, hat keine erhöhte Radioaktivität festgestellt, wie sie mitteilte.

Kann der Iran noch Atombomben bauen?

Nach Einschätzung der Nuklearforschers Georg Steinhauser, Professor an der Technischen Universität (TU) Wien, dürfte das iranische Atomprogramm in Trümmern liegen.

Fordo vor und nach dem Angriff.AFP

Fordo vor und nach dem Angriff.

"Da nicht nur die Anreicherungsanlagen, sondern auch die Zentrifugenfabriken angegriffen worden sind, wäre es eine Frage von Jahren oder womöglich Jahrzehnten, um das iranische Atomprogramm wieder aufzubauen." 

Der Iran besitzt laut IAEA gut 400 Kilogramm auf 60 Prozent angereichertes Uran. Dies zu finden sei wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. "So eine Menge passt in ein paar Schuhkartons, sofern das Uran in seine metallische Form umgewandelt wurde", sagte Steinhauser. 

Theoretisch sei nicht ausgeschlossen, dass der Iran versucht, mit dem Material eine improvisierte Atombombe zu bauen. "Die wäre aber wahrscheinlich ungleich größer und schwerer zu transportieren, und das wäre für die iranischen Raketensysteme zu klobig. Die Trägersysteme sind darauf nicht ausgerichtet." Zudem hat Israel mehrere Atomwissenschaftler des Iran getötet. 

Wie geht es weiter?

Laut US-Vizepräsident JD Vance befinden sich die USA "nicht im Krieg mit dem Iran“. "Wir befinden uns im Krieg mit seinen nuklearen Ambitionen". Doch die USA seien überzeugt, das iranische Atomprogramm "zerstört" zu haben. Man arbeite nun daran, das iranische Atomprogramm ganz zu beenden.

Der Iran drohte unterdessen bereits mit Gegenangriffen - etwa gegen US-Militärbasen. Verhandlungen mit den USA schloss man in Teheran aus. Das US-Militär hat im Nahen Osten rund 40.000 Soldatinnen und Soldaten stationiert. Die Stützpunkte in Bahrain und Katar am Persischen Golf etwa sind Luftlinie nicht weit vom Iran entfernt. 

Israel und der Iran greifen sich weiter gegenseitig an. In der iranischen Provinz Bushehr, wo das einzige Atomkraftwerk des Landes steht, hat es einem Medienbericht zufolge am Sonntag eine "heftige Explosion" gegeben. 

Zusammenfassung
  • Die USA haben bei der Operation "Midnight Hammer" sieben B-2-Bomber und 14 GBU-57-Bomben eingesetzt, um drei iranische Atomanlagen anzugreifen.
  • Insgesamt kamen rund 75 Präzisionswaffen und mehr als 125 Luftfahrzeuge zum Einsatz, was laut US-Militär den bisher größten operativen Einsatz von B-2-Bombern darstellt.
  • Luftaufnahmen zeigen Krater und schwere Schäden an den Anlagen Fordo, Natans und Isfahan, wobei das volle Ausmaß noch unklar ist.
  • Die Internationale Atomenergieagentur stellte keine erhöhte Radioaktivität fest, und laut Rettungskräften gab es keine Todesopfer.
  • Experten schätzen, dass das iranische Atomprogramm durch die Angriffe für Jahre oder Jahrzehnte zurückgeworfen wurde, während der Iran mit Gegenmaßnahmen droht.