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Nahost

Iran droht Trump: "Sie mögen Krieg beginnen, wir werden ihn beenden"

Heute, 02:22 · Lesedauer 8 min

Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben am Montag in der Früh Ziele im Westiran angegriffen. Die Luftwaffe führe derzeit Angriffe auf "militärische Infrastruktur in Kermanshah" aus, teilte das Militär mit. Der Iran drohte indes nach dem US-Angriff mit harten Konsequenzen.

In der Hauptstadt Teheran seien schwere Explosionen zu hören gewesen, meldet die iranische Nachrichtenagentur Nournews. Das israelische Militär meldete einen neuen iranischen Raketenangriff. Medienberichten zufolge gab es Einschläge in Israel.

Israel hatte am Freitag, den 13. Juni, einen Großangriff auf den Iran gestartet und bombardiert seitdem insbesondere Atomanlagen und militärische Einrichtungen in dem Land. 

Die USA hatten sich in der Nacht auf Sonntag in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingeschaltet und die drei Atomanlagen Fordo, Natanz und Isfahan mit B-2-Kampfjets und GBU-57-Bomben angegriffen, die auch unterirdische Ziele zerstören können.

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Iran droht USA mit harten Konsequenzen

Der Iran drohte nach dem US-Angriff auf seine Atomanlagen am Montag mit harten Konsequenzen und bezeichnete die legitimen Ziele für seine Streitkräfte als erweitert.

Die USA müssten mit schweren Folgen für ihr Handeln rechnen, sagte Ebrahim Zolfaqari, Sprecher des zentralen iranischen Militärhauptquartiers Khatam al-Anbiya. US-Präsident Donald Trump sei ein "Zocker", der sich dem israelischen Militäreinsatz gegen die Islamische Republik angeschlossen habe. 

"Herr Trump, der Zocker, Sie mögen diesen Krieg beginnen, aber wir werden diejenigen sein, die ihn beenden", sagte Zolfaqari in einer Videobotschaft.

Iran könnte strategisch wichtige Hormuz-Straße schließen

Mit Sorge wurde die Möglichkeit betrachtet, dass der Iran die für die globale Schifffahrt strategisch bedeutsame Straße von Hormuz schließen könnte. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas warnte vor einem solchen Schritt. 

Dies wäre "extrem gefährlich" und würde niemandem nutzen, sagte Kallas vor Beratungen der EU-Außenminister in Brüssel. Die Straße von Hormuz ist vor allem für den weltweiten Öltransport von Relevanz. 

Ökonomen warnen vor erheblichen wirtschaftlichen Folgen im Falle einer Blockade der Meerenge, die vom Persischen Golf in den Golf von Oman und dann weiter in den Indischen Ozean führt. Über die Route werden 20 Prozent der weltweiten Öltransporte abgewickelt.

Der iranische Außenminister Abbas Araqchi fordert in einem Brief an UNO-Generalsekretär Antonio Guterres eine sofortige und entschiedene Verurteilung der US-Angriffe. Untätigkeit werde nicht nur die Krise verschärfen, sondern auch die globale Sicherheit weiter verschlechtern, erklärte Araqchi auf der Online-Plattform X.

Berüchtigtes Ewin-Gefängnis im Iran angegriffen

Israel hat nach eigenen Angaben am Montag in der Früh Ziele im Westiran angegriffen. Die Luftwaffe führe Angriffe auf "militärische Infrastruktur in Kermanshah" aus, teilte das Militär mit. 

Nach Angaben des israelischen Verteidigungsministeriums hat die Armee einen Angriff auf das berüchtigte Ewin-Gefängnis in Teheran durchgeführt – eine Haftanstalt, in der zahlreiche politische Gefangene und Regimekritiker einsitzen. 

Der Angriff sei laut Ministerium mit "beispielloser Härte" erfolgt. Das Ewin-Gefängnis gilt als Symbol für systematische Menschenrechtsverletzungen im Iran und ist seit Jahrzehnten berüchtigt. Der staatlich kontrollierte iranische Nachrichtensender Fars veröffentlichte Aufnahmen einer Überwachungskamera, die angeblich den Einschlag an einem der Eingänge zeigen. Demnach könnte eine Drohne oder ein Sprengkörper mit begrenzter Wirkung zum Einsatz gekommen sein.

Die Justizbehörde in Teheran bestätigte den Angriff laut der Agentur Tasnim und sprach von Schäden an Gebäudeteilen. Die Lage sei jedoch unter Kontrolle, hieß es. Informationen zu Toten, Verletzten oder möglichen Gefängnisausbrüchen lagen zunächst nicht vor.

Israels Armee griff eigenen Angaben nach außerdem sechs Flughäfen im gesamten Land an. Dabei seien Start- und Landebahnen sowie 15 Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber der iranischen Regierung zerstört worden, die den Angaben nach israelische Angriffe verhindern sollten. Israels Militär wolle auf diese Weise die Lufthoheit über den iranischen Luftraum ausbauen.

Neben dem Evin-Gefängnis griff Israels Militär laut Katz unter anderem auch das Hauptquartier der paramilitärischen Basij-Miliz sowie das Hauptquartier der Abteilung für innere Sicherheit der Revolutionsgarde an. 

Zudem sei auch eine Uhr auf einem zentralen Platz in der Hauptstadt Ziel gewesen, die die Restzeit Israels runterzählen soll.

Israels Verteidigungsminister Katz sprach von massiven Luftangriffen auf Teheran. Das israelische Militär greife nun mit "beispielloser Intensität" Ziele im Zentrum der iranischen Hauptstadt an, sagte Katz am Montag. Der iranischen Nachrichtenagentur Ilna zufolge wurde ein Technikgebäude des staatlichen Rundfunks getroffen. Auch die Shahid-Beheshti-Universität sei getroffen worden, meldet die Nachrichtenagentur SNN.

Aus dem Iran wurden ebenfalls neue israelische Luftangriffe gemeldet. Es habe einen Angriff in der Nähe des iranischen Roten Halbmonds in Teheran gegeben, meldete die Nournews. 

Der Nachrichtenagentur Fars zufolge wurde auch die Großstadt Karaj, westlich von Teheran, von Israel mit Raketen beschossen. Das israelische Militär teilt mit, es habe neue Angriffe auf militärische Ziele im Iran gestartet.

Video: USA greifen Iran an: Was steckt wirklich dahinter?

Israels Armee griff eigenen Angaben nach außerdem sechs Flughäfen im gesamten Land an. Dabei seien Start- und Landebahnen sowie 15 Kampfflugzeuge und Kampfhubschrauber der iranischen Regierung zerstört worden, die den Angaben nach israelische Angriffe verhindern sollten. Israels Militär wolle auf diese Weise die Lufthoheit über den iranischen Luftraum ausbauen.

Kampfflugzeuge hatten am Vorabend laut Israels Armee bereits militärische Ziele wie Raketenabschussvorrichtungen, Militärsatelliten und Radaranlagen attackiert. Irans Staatsfernsehen meldete Explosionen im Osten der Hauptstadt Teheran. Iran griff daraufhin in der Nacht erneut Israel an, laut örtlichen Berichten aber nur mit einer Rakete. Sie sei abgefangen worden, Verletzte gab es keine.

Uran laut Insider in Sicherheit gebracht

Sein Vorgehen bezeichnet Israel als "präventiv" und begründet es damit, dass der Iran vom Bau einer Atombombe abgehalten werden müsse. Der Iran, der ein Streben nach der Atombombe bestreitet, attackiert Israel seither im Gegenzug mit Raketen und Drohnen.

Ein hochrangiger iranischer Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der größte Teil des hochangereicherten Urans sei vor dem Angriff aus Fordo an einen anderen Ort gebracht worden.

Reuters konnte diese Angabe zunächst nicht überprüfen. Rafael Grossi, Chef der UNO-Atomaufsichtsbehörde IAEA sieht das jedoch anders. Demnach wurden die unterirdische Uran-Anreicherungsanlage Fordo im Iran bei den US-Bombenangriffen nach der Einschätzung des IAEA-Chefs, beträchtlich beschädigt worden. 

Das Ausmaß könne jedoch noch niemand genau bestimmen, erklärte Grossi am Montag in einer Stellungnahme für eine Dringlichkeitssitzung des Gouverneursrats der Internationalen Atomenergiebehörde.

"Angesichts der eingesetzten Sprengkraft und der extrem vibrationsempfindlichen Eigenschaften der Zentrifugen ist davon auszugehen, dass sehr erhebliche Schäden entstanden sind", sagte Grossi.

Iran spricht mit Russland über Lage

Die Regierung in Teheran hat mehrfach betont, das Atomprogramm diene ausschließlich zivilen Zielen. Am Montag beriet die iranische Regierung zunächst mit Russland über die Lage. 

Der Iran und Russland würden ihre Positionen zur aktuellen Eskalation im Nahen Osten abstimmen, meldete die russische Nachrichtenagentur TASS unter Berufung auf den Außenminister Araqchi, der sich zu einem Besuch in Moskau aufhielt.

14 Verletzte "in ernstem Zustand"

Bei den iranischen Angriffen auf Israel sind nach israelischen Angaben bisher 24 Menschen getötet worden. Weitere 1.272 Menschen seien seit Beginn des Einsatzes "Rising Lion" ("sich erhebender Löwe") vor mehr als einer Woche bei iranischen Angriffen auf Israel verletzt worden, teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Sonntag mit. 14 der Verletzten seien "in ernstem Zustand".

Bei iranischen Angriffen in der zentralisraelischen Stadt Bat Yam kamen demnach neun Menschen ums Leben. Vier Todesopfer wurden aus der nördlichen arabisch-israelischen Stadt Tamra gemeldet.

In Haifa starben drei Menschen infolge der iranischen Raketenangriffe. Weitere Todesopfer wurden bei iranischen Angriffen auf die zentralisraelischen Städte Petakh Tikva, Rishon Letzion, Ramat Gan und Bnei Brak (Bene Beraq) gezählt. 

Etwa 9.000 Menschen wurden nach den iranischen Luftangriffen aus ihren Häusern evakuiert, wie es am Sonntag aus israelischen Armeekreisen hieß.

Hunderte Opfer im Iran

Im Iran wurden nach iranischen Angaben bei israelischen Luftangriffen mehr als 400 Menschen getötet und 3.056 weitere verletzt. Die meisten von ihnen seien Zivilisten, wie das Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte. 

Die Nichtregierungsorganisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA bezifferte die Zahl der bei den israelischen Angriffen Getöteten mit mindestens 657 und die der Verletzten mit 2000, darunter Zivilist:innen und Angehörige des Militärs.

HRANA ist Teil der Nichtregierungsorganisation Human Rights Activists, welche 2005 im Iran gegründet wurde, aber später aufgrund der Unterdrückung durch die iranischen Behörden ihren Sitz in die USA verlegte. Sie veröffentlicht täglich Dutzende Berichte über Menschenrechtsverletzungen im Iran.

Mitarbeiter der Botschaft von Teheran nach Baku verlegt

Angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Region wurden Mitarbeiter:innen der österreichischen Botschaft in Teheran in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku verlegt. 

Laut Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) fuhr der Bus mit den Mitarbeiter:innen am Sonntag nach Baku. Im Interview mit PULS 24 erklärt Meinl-Reisinger, dass die "Sicherheitslage in Teheran auch für unsere Botschaftsmitarbeiter nicht mehr gewährleistet werden kann".

Zusammenfassung
  • Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben am Montag in der Früh Ziele im Westiran angegriffen.
  • Die Luftwaffe führe derzeit Angriffe auf "militärische Infrastruktur in Kermanshah" aus, teilte das Militär mit.
  • Israel hatte am Freitag vor einer Woche einen Großangriff auf den Iran gestartet und bombardiert seitdem insbesondere Atomanlagen und militärische Einrichtungen in dem Land.