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365 Tage Ukraine-Krieg: Die Chronologie der Ereignisse

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Am 24. Februar 2022 beginnt der völkerrechtswidrige russische Angriff auf die Ukraine. PULS 24 fasst zusammen, was in einem Jahr Krieg passiert ist.

Nach der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrainischen Krim-Halbinsel durch Moskau und der Unabhängigkeitserklärung von pro-russischen Separatisten im Donbass 2014 tobt ein blutiger Konflikt im Osten der Ukraine, dessen Intensität im Laufe der Jahre zurückging. Seit dem Frühling 2021 mehrten sich Berichte über russische Truppenaufmärsche entlang des Konfliktgebiets.

In der Nacht auf den 24. Februar 2022 greifen die russischen Truppen die Ukraine an. PULS 24 fasst die bisher wichtigsten Ereignisse des russischen Angriffskrieges zusammen.

2022

Februar

21. Februar - Der russische Präsident Wladimir Putin erkennt die Unabhängigkeit der beiden abtrünnigen ukrainischen Provinzen Luhansk und Donezk an. Er ordnet zudem die Entsendung von Truppen in die Ostukraine an.

22. Februar - Die EU beschließt erste Strafmaßnahmen gegen Russland: Handelsverbote für Staatsanleihen und Sanktionslisten gegen Hunderte Personen und Unternehmen. Deutschland kündigt an, die Inbetriebnahme der umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 auf Eis zu legen.

24. Februar - Putin kündigt eine "Militäroperation" in der Ukraine an. Er forderte das ukrainische Militär auf, "die Waffen niederzulegen". Russland plant nach Angaben Putins nicht, ukrainisches Gebiet zu besetzen. Allerdings wolle man die Ukraine demilitarisieren und "entnazifizieren". Die russischen Soldaten greifen von Norden, Osten und Süden an. Ein EU-Sondergipfel stimmt neuen Sanktionen gegen Russland zu. Die Strafmaßnahmen betreffen unter anderem die Bereiche Energie, Finanzen und Transport. Zudem soll es Exportkontrollen für bestimmte Produkte sowie Einschränkungen bei der Visapolitik geben.

26. Februar - Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärt, in Kiew zu bleiben. Die Ukraine werde die Waffen nicht niederlegen.

27. Februar - Die EU verhängt weitere Sanktionen gegen Russland wie den Ausschluss einiger russischer Banken aus dem globalen Zahlungssystem SWIFT. Das dritte Paket zielt auf eine internationale Isolation Russlands ab.

27. Februar - Putin versetzt die Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft. Am selben Tag sperrt Österreich den Luftraum für russische Flugzeuge.

28. Februar - Schweiz schließt sich den EU-Sanktionen gegen Russland an. Russland sperrt den Luftraum für Flugzeuge aus Österreich und 35 Staaten.

März

01. März - Russland erklärt: Die Ukraine hat keinen Zugang mehr zum Asowschen Meer.

02. März - Zwei wichtige Punkte in Sachen Medien, Propaganda und Beeinflussung der öffentlichen Meinung sowie Bankgeschäfte werden nachträglich in das 3. Sanktionspaket aufgenommen. Die russischen Staatsmedien Russia Today (RT) und Sputnik werden im EU-Raum blockiert. Sieben russische Banken werden von SWIFT ausgeschlossen. Die UNO-Vollversammlung verurteilt den russischen Einmarsch. 141 UNO-Mitgliedstaaten stimmen in New York für eine entsprechende Resolution.

03. März - Russland erobert mit Cherson im Süden des Landes die erste ukrainische Großstadt. Die EU vereinbart eine schnelle und unkomplizierte Aufnahme und vorübergehenden Schutz für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.

04. März - Russische Truppen nehmen nach Beschuss und Brand das AKW Saporischschja ein. Das russisches Parlament beschließt Haftstrafen für "Fake News" über die Armee.

09. März - Auch Russlands Verbündeter Belarus wird mit EU-Sanktionen belegt.

15. März - Die EU-Länder setzen das vierte Sanktionspaket in Kraft: Es enthält Ausfuhrsperren für Luxusgüter nach Russland, Einfuhrbeschränkungen für bestimmte Produkte der russischen Eisen- und Stahlindustrie sowie ein umfassendes Verbot neuer Investitionen in den russischen Energiesektor. Darüber hinaus werden Sanktionen gegen russische Oligarchen wie Roman Abramowitsch und andere Milliardäre, die zum "inneren Kreis" Putins gehören sollen, verhängt.

15. März - Russland gibt seine Entscheidung über den Austritt aus Europarat bekannt und verhängt ein Einreiseverbot für US-Präsident Joe Biden und andere US-Regierungsmitglieder.

16. März - Der Kreml schlägt eine Neutralität für die Ukraine nach dem Vorbild Österreichs oder Schwedens vor.

20. März - UNHCR: Bereits zehn Millionen Menschen durch den Ukraine-Krieg in Flucht getrieben.

21. März - Die EU beschließt eine neue militärische Eingreiftruppe ab 2025. Ein Moskauer Gericht verbietet Instagram und Facebook in Russland.

23. März - Putin verkündet: Russisches Gas muss in Rubel bezahlt werden.

28. März - Verhandlungen zwischen Ukraine und Russland beginnen in der Türkei.

31. März - Moskau verhängt Einreiseverbot gegen EU-Spitzen und -Parlamentarier.

April

02. April - Hunderte Leichen werden nach dem russischem Abzug in Kiewer Vorort Butscha entdeckt. Die meisten von ihnen weisen Spuren von Folter oder gewaltsamem Tod auf.

07. April - Österreich weist vier russische Diplomaten aus. Die Personen hätten mit dem Wiener Übereinkommen unvereinbare Handlungen gesetzt, heißt es in Anspielung auf Geheimdiensttätigkeiten. Die UNO setzt die Mitgliedschaft Russlands im Menschenrechtsrat aus. Unterdessen beschließen die EU-27 das fünfte Sanktionspaket - u.a. ein Importstopp für Kohle, Holz und Wodka, russische Schiffe dürfen nicht mehr in EU-Häfen einfahren.

09. April - Bundeskanzler Karl Nehammer besucht Kiew und trifft Selenskyj.

11. April - Nehammer besucht Putin in Moskau. Nach einem ukrainischen Raketenbeschluss sinkt außerdem das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte "Moskwa".

18. April - Putin verleiht Ehrentitel an die Brigade, der die massenhafte Tötungen in Butscha vorgeworfen werden.

26. April - Putin empfängt UNO-Generalsekretär António Guterres in Moskau.

27. April - Gazprom stoppt Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien.

Mai

18. Mai -Schweden und Finnland reichen NATO-Mitgliedsanträge ein.

20. Mai - Russische Armee meldet "vollständige Befreiung" des wochenlang umkämpften Asowstal-Werks in Mariopol.

23. Mai - Im ersten ukrainischen Kriegsverbrecherprozess wird ein 21-jähriger russischer Soldat zu lebenslanger Haft verurteilt.

30. Mai - Die EU verständigt sich auf ein sechstes Sanktionspaket einschließlich eines seit Wochen umstrittenen Öl-Embargos gegen Russland. Ungarn legt sich danach quer und will den russisch-orthodoxen Patriarchen aus dem Paket schälen. Am 3. Juni wird das Paket schließlich beschlossen. Patriarch Kyrill wird ausgenommen.

Juni

23. Juni - Der EU-Gipfel beschließt den Beitrittskandidatenstatus für die Ukraine und die Republik Moldau.

24. Juni - Ukrainische Truppen werden aus Sjewjerodonezk abgezogen.

27. Juni - Die NATO will über 300.000 Soldaten in erhöhte Bereitschaft versetzen.

Juli

03. Juli - Die ukrainische Armee verkündet ihren Rückzug aus Lyssytschansk.

05. Juli - Die NATO unterzeichnet Beitrittsprotokolle für Finnland und Schweden.

19. Juli - Putin trifft den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und Irans Präsident Ebrahim Raisi in Teheran. Es handelt sich um seine 2. Auslandsreise seit Kriegsbeginn.

21. Juli - Das siebente EU-Sanktionspaket über ein Gold-Embargo tritt in Kraft.

22. Juli - Vereinbarung für Getreide-Exporte unter UNO-Vermittlung zwischen Russland und der Ukraine in Istanbul.

30. Juli - Russland dreht Lettland den Gashahn zu. Auch Finnland, Dänemark, Polen, Bulgarien und die Niederlande werden nicht mehr versorgt.

August

01. August - Ende der Getreideblockade: Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskrieges verlässt wieder ein Schiff mit Getreide den Hafen von Odessa.

31. August - Die EU kündigt Abkommen zu Visa-Erleichterungen mit Russland auf.

September

01./02. September - Eine Delegation der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA besichtigt das AKW Saporischschja. Es besteht Sorge um einen Super-GAU wegen anhaltender Kämpfe und Beschuss des Kernkraftwerks. Am 2. September werden die russischen Gaslieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Gazprom-Angaben vollständig gestoppt.

10. September - Russland gibt Verlegung von Truppen aus Gebiet von Charkiw bekannt.

21. September - Putin kündigt Teilmobilisierung an, 300.000 Reservisten sollen eingezogen werden.

23. September - Eine UNO-Untersuchungskommission stellt Kriegsverbrechen in der Ukraine fest. Der Kommissionsvorsitzende Erik Møse nennt etwa Luftangriffe auf bewohnte Gebiete, die große Anzahl an Erschießungen und Massengräbern und berichtet von Kindern, die "vergewaltigt, gefoltert und illegal festgehalten" wurden.

26. September - Lecks in einer der Röhren von Nord Stream 2 sowie in beiden Röhren der Nord-Stream-1-Pipeline werden entdeckt. EU und NATO vermuten Sabotage.

27. September - In vier von Russland besetzten Regionen - Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson - stimmen Bewohner in Scheinreferenden über den Anschluss an Russland ab. Laut offiziellen Angaben gibt es eine überwältigende Mehrheit für den Anschluss. Aufgrund von Manipulationsvorwürfen und ungenannten Beteiligungszahlen bestehen Zweifel an dem Ergebnis.

29. September - Die schwedische Küstenwache meldet ein viertes Leck an den Nord-Stream-Pipelines.

30. September - Putin erklärt die vier ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson zu russischem Staatsgebiet. Selenskyj stellt einen Antrag auf einen beschleunigten NATO-Beitritt.

Oktober

02. Oktober - Selenskyj gibt die vollständige Eroberung von Lyman in der von Russland annektierten Region Donezk bekannt.

05. Oktober - Putin unterzeichnete die Annexion der ukrainischen Gebiete.

05. Oktober - EU-Staaten leiten achtes Sanktionspaket gegen Russland in die Wege, es beinhaltet unter anderem die rechtlichen Voraussetzungen für einen Preisdeckel für Ölimporte aus Russland.

05. Oktober - Putin ordnet russische Verwaltung für das AKW Saporischschja an.

08. Oktober - Die strategisch wichtige Straßen- und Eisenbahnbrücke, die die Krim mit dem russischen Festland verbindet, wird bei einer Explosion beschädigt. Zwei Bereiche der Fahrbahn auf der 19 Kilometer langen Kertsch-Brücke stürzen zum Teil ein. Russland ernennt einen neuen Kommandanten für die Truppen in Ukraine: General Sergej Surowikin.

10. Oktober - Russland beginnt mit massiven Raketenangriffen auf die Energie-Infrastruktur in der ganzen Ukraine.

13. Oktober - Die europäische NATO-Staaten einigen sich auf ein gemeinsames Luftabwehr-System. Russland droht, der "Sky Shield" könnte in einen Dritten Weltkrieg münden.

19. Oktober - Putin verhängt den Kriegszustand in den annektierten Gebieten. Das EU-Parlament gibt die Zuerkennung des Sacharow-Preises an das ukrainische Volk bekannt.

20. Oktober - Die EU verhängt Sanktionen gegen den Iran wegen Drohnen-Lieferungen an Russland.

29. Oktober - Moskau setzt die Teilnahme an dem Abkommen zu Getreide-Exporten aus der Ukraine über das Schwarze Meer aus.

November

02. November - Russland nimmt nach Vermittlung der Türkei wieder an dem Getreide-Abkommen teil.

11. November - Die russische Armee vermeldet den vollständigen Abzug aus Cherson.

15. November - Eine Rakete aus russischer Produktion landet auf polnischem Staatsgebiet. Beim Einschlag des Geschosses in dem Dorf Przewodów nahe der Grenze zur Ukraine werden zwei Menschen getötet. Es handelt sich um eine fehlgeleitete ukrainische Flugabwehrrakete.

Dezember

10. Dezember - Die EU-Staaten beschließen ein 18-Milliarden-Paket für die Ukraine. Der Beschluss für den Hilfskredit wird mit der Gegenstimme Ungarns gefasst.

15. Dezember - Die EU-Staaten bringen ein neuntes Sanktionspaket gegen Russland auf den Weg. Es sieht neue Strafmaßnahmen gegen Banken und zusätzliche Handelsbeschränkungen vor.

21. Dezember - Selenskyj unternimmt seine erste Auslandsreise seit Kriegsbeginn in die USA.

2023

Jänner

05. Jänner - Deutschland sagt Ukraine "Marder"-Panzer und Patriot-Flugabwehrsysteme zu. Die Ukraine hat bisher von osteuropäischen NATO-Staaten Kampf- und Schützenpanzer sowjetischer Bauart erhalten.

11. Jänner - Russland wechselt Kommandanten für Ukraine-Krieg aus: Generalstabschef Waleri Gerassimow löst Sergej Surowikin ab.

14. Jänner - Großbritannien sagt Challenger-Kampfpanzer zu.

18. Jänner - Ukrainischer Innenminister Denys Monastyrskyj stirbt bei Hubschrauberabsturz.

25. Jänner - Deutschland sagt nach langer Debatte die Lieferung von 14 Kampfpanzern vom Typ Leopard-2-A6 zu und erlaubt anderen Staaten, ihre Leopard-Panzer ebenso an die Ukraine zu liefern. Die USA wollen 31 Kampfpanzer vom Typ Abrams an die Ukraine liefern.

28. Jänner - Die Ukraine erlässt Sanktionen gegen die russischen Leasingtöchter der Raiffeisen International Bank sowie Unicredit und brandmarkt sie offiziell als "Kriegshelfer".

Februar

1./2. Februar - Bundespräsident Van der Bellen besucht die Ukraine und trifft Selenskyj.

3. Februar - Die deutsche Regierung erteilt eine Exportgenehmigung für Kampfpanzer des Typs Leopard 1 in die Ukraine.

08. Februar - Bei einem Besuch in London und Paris bittet Selenskyj den Westen um weitere Waffen - auch um Kampfjets.

10. Februar - Das ukrainische Militär meldet massive Raketen- und Drohnenangriffe auf Städte wie Kiew, Charkiw und Saporischschja sowie auf die kritische Infrastruktur des Landes.

12. Februar - Nach erneuten russischen Luftangriffen auf die ukrainische Infrastruktur fährt die Ukraine ihre Stromproduktion wieder hoch.

ribbon Zusammenfassung
  • Am 24. Februar 2022 beginnt der völkerrechtswidrige russische Angriff auf die Ukraine.
  • PULS 24 fasst zusammen, was in einem Jahr Krieg passiert ist.
  • Mehr dazu im Artikel.

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