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Klimaschutz vs. Tierwohl

Hunde und Katzen vegan ernähren: Ist das die Zukunft?

Heute, 09:04 · Lesedauer 4 min

Haustiere, insbesondere Hunde, stellen eine relativ hohe CO₂-Belastung für unseren Planeten dar. Ausschlaggebend dafür ist vor allem das fleischhaltige Futter, sagen Experten. Ist es eine Überlegung wert, seine Vierbeiner vegan zu ernähren? Puls 24 hat bei der Veterinärmedizinischen Universität Wien nachgefragt.

Vegane oder vegetarische Ernährung findet in der Gesellschaft immer mehr Anklang. Es gibt mittlerweile auch Menschen, die ihre Haustiere vegan ernähren. Das sind im deutschsprachigen Raum allerdings nach wie vor recht wenige, erklärt Qendrim Zebeli im Gespräch mit PULS 24. Er ist Leiter des Zentrums für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften an der Vetmeduni.

"Meist sind es ideologische Gründe" erklärt der Forscher - also vegan lebende Menschen, die ihre Tiere auch vegan ernähren. Gründe können aber auch Unverträglichkeiten der Tiere sein oder ein Bewusstsein für Klimaschutz.

Neben der Umweltverschmutzung durch Kot und Urin ist vor allem das industrielle Hundefutter ein Klimakiller - das zeigt eine im April veröffentlichte Studie aus Australien.

"Die schiere Anzahl der Hunde trägt vor allem durch die Tierfutterindustrie zu den weltweiten Kohlenstoffemissionen und dem Verbrauch von Land und Süßwasser bei. Wir sind der Meinung, dass die Umweltauswirkungen von Hunden in Besitz weitaus größer, heimtückischer und besorgniserregender sind, als allgemein angenommen wird" heißt es im Abstract der Studie.

Unverzichtbare Nährstoffe

Ein möglicher Ausweg aus der Misere? Veganes Hundefutter - das gibt es in Österreich zum Beispiel bei Anbietern wie "vegdog.at" zu kaufen. Auch Fressnapf vertreibt mittlerweile veganes Futter, wie das der deutschen Firma "Green Petfood".

Auf der Homepage von "vegdog" ist zu lesen, dass eine vegane Ernährung des Vierbeiners durchaus möglich wäre, vorausgesetzt man achtet dabei auf gewisse Nährstoffe. Diese sind Carnitin, Taurin, Vitamin B12, Kupfer, Zink und Rohstoffe, die weitere Omega-3-Fettsäuren enthalten.

Das bestätigt uns auch Qendrim Zebeli. Allerdings gibt es hierbei einen wichtigen Punkt zu beachten: "Wenn man die vegane Ration mit 10 bis 20 sehr aufwendig produzierten Nährstoffen supplementieren muss, relativiert sich der Beitrag zu Klima rasant" erklärt der Wissenschaftler.

Man dürfe auch nicht vergessen, dass Großteile des Fleisches für Hunde und Katzen aus für Menschen nicht essbaren Karkassen, also dem Knochengerüst, das nach dem Zerlegen von etwa Geflügel überbleibt, stammt. Und ein Großteil der Tierkarkassen lande eben nicht in den Supermarktregalen, sondern in Hundetrogen, gibt der Experte zu bedenken. Auch so würde unnötiger Abfall vermieden werden.

Rein vegane Fütterung "strikt abzulehnen"

Für Zebeli wirkt so manche Berichterstattung zu den Vorteilen der veganen Tierernährung einseitig. Katzen etwa seien strikte Fleischfresser. Eine rein vegane Fütterung lehnt der Experte strikt ab. Und auch bei Hunden gäbe es oftmals die Gefahr, bei strikter veganer Ernährung etwas falsch zu machen.

Nicht empfehlenswert ist die vegane Ernährung bei jungen Hunden, Zuchthunden, kranken Hunden, aber auch Arbeitshunden und Senioren.

"Wenn man Hunden vegan ernährt, schließt man leider einen großen und wichtigen Teil ihrer Nahrung aus. Fleisch ist für den Hund nicht nur nahrhaft und schmackhaft, sondern auch bekömmlicher. Was oft nicht gesagt wird, ist, dass nicht jedes vegane Produkt vom Hund vertragen wird beziehungsweise seinen Geschmack trifft", so Zebeli.

Ist Haustierhaltung also schlecht für Umwelt und Klima? In vielerlei Hinsicht. Hauskatzen können in Siedlungsgebieten zum Beispiel aufgrund ihres Jagtriebs zum Artensterben beitragen. Qendrim Zebeli zufolge sollte man sich fragen, wie viele Haustiere man braucht.

Es gibt in Österreich bereits 1,4 Millionen Katzen und 700.000 bis 800.000 Hunde. Mit einem Gang ins Tierheim statt zum Züchter kann man so zumindest dafür sorgen, dass es nicht noch mehr werden.

Video: Sind Veganer die besseren Klimahelden?

Zusammenfassung
  • Haustiere, insbesondere Hunde, verursachen durch fleischhaltiges Futter eine erhebliche CO₂-Belastung, wie eine im April veröffentlichte Studie aus Australien zeigt.
  • Veganes Hundefutter könnte helfen, die Umweltauswirkungen zu reduzieren, wenn auf wichtige Nährstoffe geachtet wird.
  • Hunde vegan zu ernähren ist nicht leicht und veganes Futter oft schlicht nicht bekömmlich.
  • Es gibt in Österreich bereits viele Haustiere. Die hohe Anzahl belastet die Umwelt.