"Schlammschlacht"
Geheime Aufnahme: Benkos Machtkampf um Signa-Millionen
Ende November 2023 lud René Benko seinen früheren Handelsstrategen Dieter Berninghaus in sein Luxus-Feriendomizil "Chalet N" in Lech am Arlberg ein.
Die beiden sollen sich darauf geeinigt haben, ihre Smartphones draußen zu lassen – doch Benko hielt sich offenbar nicht daran.
Ermittler entdeckten Monate später bei einer Hausdurchsuchung in Benkos Villa in Innsbruck ein Smartphone mit einem heimlich angefertigten Mitschnitt. Dieser liegt nun der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) vor.
Darlehen oder Aktienverkauf?
Im Zentrum des vertraulichen Gesprächs steht ein Streit um 16,9 Millionen Euro. Das Geld soll im Jahr 2022 als Zahlung an Berninghaus geflossen sein. Für Benko handelte es sich dabei um einen Kredit, wie die NZZ berichtet.
Im Gespräch will Benko mit dem deutschen Manager klären, wie er die Zahlung gegenüber den Signa-Investoren rechtfertigen soll. "Für das, dass du a Haus kauft hast", so Benko.
Berninghaus widerspricht dem Signa-Gründer jedoch und beharrt darauf, dass er für die 16,9 Millionen Euro einen Teil seiner Aktien verkauft habe.
Nachdem Benko die Zusammenarbeit mit ihm verlängert habe, soll er einen Teil seiner Verkaufsoptionen eingelöst haben.
Bart wachsen lassen, um nicht erkannt zu werden
Das Gespräch soll zunehmen hitziger geworden sein.
Berninghaus appellierte an Benko, ihn nicht im Nachhinein unter Druck zu setzen: "Ja, aber du kannst doch jetzt nicht sagen: und jetzt hol' ich es mir wieder zurück. Du musst doch jetzt sagen, ich helfe dir. Ich habe dir auch bei zehntausend Sachen geholfen. Wir haben uns gegenseitig geholfen."
Mit dem Streit um die 16,9 Millionen Euro greife Benko seine "gesamte verbleibende Existenz" an.
Video: Sigi Wolf über René Benko und Karl-Heinz Grasser
Er warnte Benko auch vor den sozialen Konsequenzen, die eine Pleite der Signa haben könnte. "Er selbst könne sich dann auch lange Haare und einen Bart wachsen lassen und eine Mütze tragen, damit ihn niemand erkennt. Benko werde es dann nicht viel besser gehen", beschreibt die NZZ.
Der Tiroler zeigte sich jedoch unnachgiebig. Ihm sei es lediglich darum gegangen, wie er die Zahlung gegenüber den anderen Investoren schlüssig begründen könne.
Diese würden denken, er und Berninghaus hätten sie über den Tisch gezogen, so Benko in dem Mitschnitt laut NZZ weiter.
"Heillose Schlammschlacht"
Schon am nächsten Tag meldete die Signa Holding Insolvenz am Handelsgericht Wien an. Die Stimmung im inneren Zirkel rund um René Benko sei bereits zuvor "eine heillose Schlammschlacht mit gegenseitigen Schuldzuweisungen" gewesen, schreibt die NZZ unter Verweis auf den Mitschnitt.
Benko habe Berninghaus, der sich im Mai 2023 krankheitsbedingt zurückgezogen hatte, sogar monatelang bespitzeln lassen.
Zu dem Geldfluss aus 2022 ermittelt inzwischen auch die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien.
Benko beschuldigt Berninghaus
Auch aus der Untersuchungshaft erhebt René Benko schwere Vorwürfe. In einer E-Mail, die laut NZZ Teil der Ermittlungsakten ist, behauptet er, Berninghaus sei nicht freiwillig aus dem Signa-Konzern ausgeschieden – die Zusammenarbeit sei vielmehr beendet worden.
Zudem macht Benko seinen Ex-Partner mitverantwortlich für die enormen Verluste in der Handelssparte, die unter dessen Leitung gestanden habe. Beide schieben sich auch die Verantwortung für die umstrittene Kapitalerhöhung 2023 gegenseitig zu.
Für Benko und Berninghaus gilt die Unschuldsvermutung.
Video: Die Haftbedingungen von René Benko
Zusammenfassung
- Kurz vor dem Zusammenbruch von René Benkos Signa-Imperium eskalierte ein interner Machtkampf
- Ende November 2023 lieferten sich der Signa-Gründer und sein früherer Handelsstratege Dieter Berninghaus ein hitziges Streitgespräch.
- Benko zeichnete den Streit heimlich auf - nun sind die Details bekannt.