APA/BARBARA GINDL

Insolvenzanträge von KTM: Schulden in Milliardenhöhe

Vor Tagen schon angekündigt, ist es jetzt Gewissheit: KTM ist in die Pleite geschlittert. Drei Gesellschaften beantragten Sanierungsverfahren. Der Schuldenstand ist deutlich höher als zunächst angenommen. Mehr als 2.500 Gläubiger sind betroffen, insgesamt 3.600 Jobs wackeln.

Die KTM AG, die KTM Components GmbH und die KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH haben am Freitag am Landesgericht Ried einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverantwortung gestellt, diese wurden am Nachmittag auch eröffnet. 

Der Schuldenberg ist noch deutlich höher als zunächst vermutet. Die KTM AG gibt Passiva von rund 1,8 Milliarden Euro an, sollte eine Sanierung gelingen – ansonsten sogar 2,1 Milliarden, wie der Gläubigerschutzverband "Creditreform" mitteilte. Davon sind 1.600 Gläubiger und 2.380 Arbeitnehmer betroffen, hieß es weiter. 

Bei der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH liegen im Falle einer gescheiterten Sanierung Passiva von 118,4 Millionen Euro vor. Hier gibt es 570 Gläubiger und 765 Arbeitnehmer.

Bei der KTM Components GmbH liegen die Verbindlichkeiten bei 57,69 Millionen Euro – sollte eine Sanieurung nicht gelingen, würden noch einmal 11,28 Millionen dazu kommen. Von dieser Pleite sind rund 335 Gläubiger und 478 Arbeitnehmer betroffen, wie "Creditreform" mitteilte.

Mehr als 2 Milliarden Euro

In Summe bedeutet das: Im Falle einer Liquidation (wenn die Sanierung scheitert), werden die Passiva mit knapp 2,3 Milliarden Euro beziffert. Rund 2.500 Gläubiger und über 3.600 Jobs trifft das. Der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) gab bekannt, dass die Gesamtverbindlichkeiten sogar auf 2,9 Milliarden Euro geschätzt werden. 

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Volle Lager, schwächerer Absatz

Mit Corona setzte am Motorrad-Markt ein wahrer Boom ein, von dem auch KTM massiv profitiert hat. Die Produktionsmengen wurden erhöht. 2023 gelang ein Rekord-Absatz von 382.000 Motorrädern. Doch schon im ersten Halbjahr wurden mehr als 20 Prozent weniger Motorräder verkauft als im Vorjahreszeitraum. Bei E-Bikes der Pierer Mobility (Nicht die E-Bikes von KTM. Warum, lesen Sie hier) ging der Absatz im ersten Halbjahr sogar um mehr als ein Viertel zurück. 

Dieser schwächere Absatz sorgte für volle Lager bei den Händlern. "Der Motorrad-Überbestand liegt aktuell bei rund 130.000 Stück", teilte der Gläubigerschutzverband KSV1870 mit. Besonders hart trifft KTM der Nachfrage-Rückgang in den USA, das wird als Grund für die Insolvenz angegeben. Ein weiteres Problem seien die hohen Produktionskosten in Österreich, heißt es laut KSV1870 im Insolvenzantrag.

Die anderen beiden Gesellschaften geben als Insolvenzursache das Scheitern der Sanierung der KTM AG an.

90 Tage Zeit

Ziel ist die Fortführung des Unternehmens, den Gläubigern wird eine Quote von 30 Prozent angeboten, die innerhalb von zwei Jahren zu zahlen ist. 

Nun tickt die Uhr. Innerhalb von 90 Tagen muss ein Sanierungsplan vorliegen, über den dann mit den Gläubigern abgestimmt wird. Auch wenn sie ihm zustimmen, steht schon fest: Nicht einmal ein Drittel ihres Geldes werden sie aller Voraussicht nach wieder sehen. 

ribbon Zusammenfassung
  • Vor Tagen schon angekündigt, ist es jetzt Gewissheit: KTM ist in die Pleite geschlittert.
  • Am Freitag ist ein Insolvenzantrag eingereicht worden.
  • Drei Gesellschaften beantragten Sanierungsverfahren.
  • Der Schuldenstand ist deutlich höher als zunächst angenommen.
  • Mehr als 2.500 Gläubiger sind betroffen, insgesamt 3.600 Jobs wackeln.