Pilz: René Benko, der "Sebastian Kurz der Immo-Branche"

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Die Pleitewelle rund um René Benkos Signa ist auch Thema bei "WildUmstritten". Die Rede ist vom "Kartenhaus" des "Wunderwuzzis", von einem "Pyramidenspiel" und der "Häme", den Großen beim Fallen zuzusehen.

Vier der Top-5-Pleiten Österreichs im Jahr 2023 gehen zumindest zum Teil auf das Konto von René Benko. Angeführt wird die Liste von der Signa Holding und ihren Töchtern Prime und Development. Auf Rang 5 dann noch die Möbelkette Kika-Leiner, die mit einigen Monaten Vorsprung schon im Frühling des vergangenen Jahres in die Insolvenz rutschte. 

Beinahe im Wochentakt müssen weitere Tochtergesellschaften Insolvenz anmelden - jüngst am Dienstag, als der deutsche Kaufhausriese Galeria Karstadt Kaufhof die dritte Insolvenz seit 2020 einreichen musste. 

"Sebastian Kurz der Immo-Branche"

Was man im Moment sehe, sei "der Beginn einer Kettenreaktion", sagte Peter Pilz, der ehemalige Grünen-Politker und Gründer der Liste Pilz bei "WildUmstritten". Überraschend sei es aber nicht. 

Man müsse sich nur ansehen, wie ranghohe Politiker, Wirtschaftsgrößen und Medienmacher sich beim berühmt-berüchtigten Törggelen von Benko "die Kastanien und die Inserate reinschieben haben lassen", so Pilz. Für den Ex-Politiker sei Benko "so etwas wie der Sebastian Kurz der Imme-Branche". 

"Es war ein Pyramidenspiel, das System Benko", stimmte Kabarettist und Autor Florian Scheuba zu. Das Erfolgsrezept des Tiroler Selfmade-Emporkömmlings sei für Scheuba auch das Bild, das Benko in der Öffentlichkeit von sich zeichnete. "Benko ist es gelungen, einen Ruf zu etablieren, er sei untadelig".

"Es sind nicht nur Vollidioten auf ihn reingekippt", gibt Scheuba zu bedenken. So finden sich unter den Investoren in Benkos Signa-Gesellschaften Wirtschaftsgrößen wie Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner, in Aufsichts- und Beiräten bekleidete Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer prominente Posten. 

"Was ist denn in unserem Land eigentlich los?"

Für Pilz sei aber klar gewesen, dass es sich dabei um ein Kartenhaus handeln müsse. Für ihn sei aber eine andere Frage die entscheidende: "Was ist denn in unserem Land eigentlich los, dass so etwas immer wieder passiert?" So sei die Entwicklung Benkos vom hochgejubelten "Wunderwuzzi" zu einem, den niemand gekannt haben will, ein wiederkehrendes Phänomen, meinte der ehemalige Politiker.

Doch am Ende müssten immer die Steuerzahler draufzahlen. "Najo - wenn's schiefgeht, geh ma zum Bundeskanzler" - der würde einen dann schon retten, so Pilz. Von der Hypo Alpe Adria bis zur Signa sei es immer das Gleiche gewesen. 

Parallele zu spektakulärem Wirtschafts-Krimi

"Kurier"-Journalistin Johanna Hager erkennt in dem Niedergang der Signa eine Parallele zu einer weiteren spektakulären Pleite, die in die Geschichtsbücher der Wirtschaft eingegangen ist. "Das gleiche Phänomen gab es bei Wirecard auch", so Hager. So wie Ex-Kanzler Kurz mit Benko nach Abu Dhabi geflogen ist, habe sich die damalige deutsche Kanzlerin Angela Merkel für den Wirecard-CEO Markus Braun eingesetzt. 

Signa-Auktion: Gebote überschlagen sich

Um Geld für die Insolvenz der Signa Holding einzusammeln, kommt das Inventar des Signa-Standorts im Wiener Palais Harrach unter den Hammer. Highlights sind Luxus-Büromöbeln, aber gerade bei Kuriositäten wie einer Signa-Türmatte oder einer Schneekugel überschlagen sich die Gebote. Der Bieterwettstreit geht noch bis Mitte Jänner beziehungsweise Anfang Februar.

Am Dienstagabend lag das Höchstgebot für eine Signa-Schneekugel bei 500 Euro, für eine Türmatte mit Signa-Logo wurden schon 1.100 Euro aufgerufen und wer 22 Kleiderbügel mit Signa-Logo sein Eigen nennen will, muss zumindest das aktuelle Gebot von 300 Euro überbieten. 

An den Geboten würde man "die Häme" sehen, so Hager. "Es gibt so ein rundes Bild für: Was kostet die Welt" ab. Den Großen beim Fallen zuzusehen, "da schaut das Publikum auch immer gerne zu", meinte die "Kurier"-Journalistin.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Pleitewelle rund um René Benkos Signa ist auch Thema bei "WildUmstritten".
  • Die Rede ist vom "Kartenhaus" des "Wunderwuzzis", von einem "Pyramidenspiel" und der "Häme", den Großen beim Fallen zuzusehen.
  • Für Peter Pilz sei Benko "so etwas wie der Sebastian Kurz der Imme-Branche". 
  • "Es war ein Pyramidenspiel, das System Benko", stimmte Kabarettist und Autor Florian Scheuba zu.
  • Den Großen beim Fallen zuzusehen, "da schaut das Publikum auch immer gerne zu", meinte die "Kurier"-Journalistin Johanna Hager.