"Eine Frechheit"
"Willst du einen Krieg?": Wie ein Signa-Phantom Benko drohte
Im Herbst 2023 brach das Signa-Imperium rund um René Benko zusammen – eine Kündigungswelle rollte an. Beim Durchforsten der Mitarbeiterlisten sollen die Geschäftsführer der Signa Holding auf einen ungewöhnlichen Namen gestoßen sein: Roland B.
Bei B. soll es sich um ein regelrechtes Phantom gehandelt haben. Er habe über 20 Jahre für das Unternehmen gearbeitet – ohne je in der Belegschaft aufgefallen zu sein. Kaum ein Mitarbeiter will ihn je gesehen haben, berichten "Krone" und "News".
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Auch die Zustellung seiner Kündigung soll sich dementsprechend schwierig gestaltet haben. Eine Mitarbeiterin der Geschäftsführung schrieb laut den beiden Medien am 3. November 2023: "Ich habe auf das Mail mit der Kündigung leider keine Lesebestätigung erhalten. Auch wurde er leider bei seiner Adresse nicht angetroffen bei der Übergabe der Kündigung."
Intervention bei Benko
Doch das Phantom blieb nicht stumm und intervenierte auf höchster Ebene gegen seine Kündigung. Bereits am 1. November 2023 – also zwei Tage vor besagter Mail – soll sich B. persönlich an René Benko gewandt haben.
In einer E-Mail habe er zunächst beschwichtigt: "Vorweg einmal gehe ich nach wie vor davon aus, dass die ganze Sache auf einem Irrtum beruht."
Kurz darauf soll sich der Ton verschärft haben: "Trotzdem finde ich es eine Frechheit, wie du mit mir umgehst!"
In der Nachricht erinnerte B. den Signa-Gründer an die lange gemeinsame Geschichte: "Ich war und bin immer loyal, habe immer sofort geliefert, wenn du etwas gebraucht hast, und das war nicht wenig. Und da gings damals für dich um alles, vergiss das nicht! Auch habe ich dir immer, bis heute, den Rücken freigehalten. Speziell beim KK jun.!"
"Werde mir das sicher nicht gefallen lassen"
B. soll auch Druck gemacht haben: "Nächstes Jahr kennen wir uns 25 Jahre René. Und jetzt 2,5 Jahre bevor unsere Vereinbarungen auslaufen, wo es nur mehr um eine, speziell für dich, lächerlich geringe Summe geht, willst du einen Krieg mit mir beginnen? Wozu?"
Und schließlich drohte er mit Konsequenzen: "Daher kannst du dir sicher sein, sollte das Ganze eine geplante Aktion sein, von dem ich ja wie gesagt nach wie vor nicht ausgehe, werde ich mir das sicher nicht gefallen lassen! Koste es was es wolle!"
Benko: "Sorry für den Irrtum"
Benko habe daraufhin eine knappe Antwort an seinen langjährigen Vertrauten geschickt: "Ich melde mich verlässlich bei Dir spätestens bis morgen Freitag. Sorry für den Irrtum."
Doch wie sich herausstellte, handelte es sich offenbar nicht nur um einen Irrtum: Roland B. soll letztlich selbst zu einem Gläubiger der Signa geworden sein.
Laut "Krone" und "News" war B. ein enger Vertrauter von Benkos erstem Geldgeber – dem Erben der Stroh-Tankstellen, Karl Kovarik. Dieser kaufte sich 2001 mit einem zweistelligen Millionenbetrag in das Unternehmen des Tirolers ein.
B. soll bereits für Kovariks Vater als eine Art Büroleiter gearbeitet haben. Auch bei der Abwicklung der Signa-Beteiligung mit der Kovarik Stiftung habe er eine zentrale Rolle gespielt.
Bei der Signa wurde B. über Jahre als Außendienstmitarbeiter bei Signa geführt. Das soll eine Bestätigung für seinen Steuerberater bescheinigen: "Hiermit bestätigen wir, dass Sie in unserem Geschäftsbereich Immobilien zu mind. 80 % im Außendienst tätig sind und dabei in direktem Kontakt zu unseren Kunden stehen."
So konnte B. über Jahre hinweg ein Gehalt beziehen, ohne regelmäßig vor Ort zu sein. Bereits 2013 soll er laut "Krone" monatlich 13.747 Euro von der Signa Holding erhalten haben.
700.000 Euro Darlehen – mit Sonderklausel
Auch privat war das Vertrauensverhältnis offenbar eng. Im Jahr 2016 soll B. von Benko ein Darlehen über 700.000 Euro erhalten haben – bei einem Zinssatz von lediglich ein Prozent pro Jahr.
Die Laufzeit war zunächst bis 2026 festgelegt, wurde später aber auf unbestimmte Zeit verlängert.
Im Vertrag soll auch eine bemerkenswerte Klausel verankert gewesen sein: Im Falle von Benkos Tod hätte der noch offene Betrag nicht mehr eingefordert werden dürfen – stattdessen wäre das Geld als "private Schenkung" des Tirolers gewertet worden.
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Zusammenfassung
- Rund 20 Jahre stand ein "Außendienstmitarbeiter" auf der Signa-Gehaltsliste – obwohl ihn kaum jemand je gesehen hat.
- Der Vertraute von René Benko wurde fürstlich entlohnt und schreckte nach seiner Kündigung auch nicht vor Drohungen zurück.
- "Willst du einen Krieg mit mir beginnen?", wollte er in einer persönlichen E-Mail von Benko wissen.