Millioneninvestitionen
Signa-Deals: Wie Benko eine deutsche Versicherung täuschte
Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland steht René Benko im Fokus strafrechtlicher Ermittlungen rund um die Causa Signa.
Die Vorwürfe wiegen schwer: In mehreren Fällen sollen Investitionsgelder nicht wie vereinbart in konkrete Bauprojekte geflossen, sondern innerhalb des Signa-Konzerns umgeleitet worden sein.
Auch die Versicherungsgruppe Signal Iduna fühlt sich vom Tiroler Unternehmer getäuscht. Über ihre Tochter Hansainvest investierte sie laut einem Bericht des "Spiegel" Millionen Euro in Bauprojekte – doch das Geld soll dort nie angekommen sein.
Wie Benko Investoren köderte
Aus E-Mails Benkos an Signal Iduna geht demnach hervor, wie er im Oktober 2021 für eine Beteiligung am Umbau des früheren Schicklerhauses in Berlin – heute als Bürogebäude "BEAM" bekannt – warb.
Es handle sich um "ein aufregendes Projekt", das man gemeinsam umsetzen wolle, schrieb Benko. Die Beteiligung sollte über Genussscheine erfolgen, das Risiko sei "gering", da es eine "relativ konservative Finanzierung" gebe.
Lediglich die Fertigstellung und Vermietung stünden noch aus – und das im "bärenstarken Berliner Büromarkt", wie Benko betonte.
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Im April 2022 investierte Hansainvest laut dem Bericht schließlich 20 Millionen Euro in das Projekt. Bereits am Folgetag soll das Geld an die Signa Development weitergeleitet worden sein.
Auch bei der Signa Prime seien Millionen gelandet – während im eigentlichen Projekt kaum Mittel ankamen.
Nicht an Vertrag gehalten
Die Ermittler der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) orten laut "Spiegel" einen möglichen Geldkreislauf: Investitionen seien nicht wie vertraglich vorgesehen in konkrete Projekte geflossen, sondern als Darlehen direkt an die Signa Development – offenbar, um Löcher im Konzernverbund zu stopfen.
Laut Signal Iduna habe man sich vertraglich zusichern lassen, dass das Kapital "vollständig und ausschließlich" projektbezogen verwendet werde. Diese Vorgabe sei jedoch mehrfach verletzt worden.
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Auch bei anderen Investments von Hansainvest soll ein ähnliches Muster aufgetreten sein: beim Hochhausprojekt Vienna TwentyTwo in Wien (22,5 Millionen Euro), den Flüggerhöfen in Hamburg (10 Millionen Euro), dem Werftareal in Korneuburg (10 Millionen Euro) sowie bei einem Projekt in der Franklinstraße in Berlin (20 Millionen Euro).
Im Fokus der Ermittlungen steht der frühere Signa-Finanzchef Manuel Pirolt, gegen den der Verdacht des schweren Betrugs besteht. Auch René Benko soll in die Geldflüsse involviert gewesen sein.
Beide äußerten sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Benko führte Kühne "hinters Licht"
Nicht nur die Signal Iduna, auch der deutsche Milliardär Klaus-Michael Kühne sieht sich im Zusammenhang mit dem Projekt "BEAM" von Benko "hinters Licht geführt". Im Sommer 2023 investierte er 318 Millionen Euro und übernahm die Hälfte der Immobilie.
Zum damaligen Zeitpunkt hatte Kühne nach eigener Aussage bereits rund eine halbe Milliarde Euro in das Signa-Reich gesteckt – und wollte eigentlich aussteigen.
Benko habe ihm zugesichert, dass die Signa Holding im Gegenzug sämtliche seiner Signa-Anteile übernehme. Zu einem Abschluss kam es jedoch nie.
Stattdessen fand sich Kühne als Eigentümer einer offenbar mangelhaften Immobilie wieder: Entgegen Benkos Darstellung sei das Gebäude keineswegs fast fertig gewesen. Laut "Spiegel" fehlten Teile der Fassade, im Inneren funktionierten nicht einmal alle Aufzüge.
Nach dem Zusammenbruch der Signa erwarb Kühne schließlich das gesamte Gebäude. Im Mai 2025 machte er seinem Ärger in einem Interview Luft: "Für mich ist es ein Phänomen, wie sehr ich mich von Herrn Benko habe einlullen lassen. Ich bin einem Ganoven ersten Ranges auf den Leim gegangen."
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Zusammenfassung
- Auch in Deutschland gerät René Benko in der Signa-Affäre unter Druck.
- Eine große Versicherung investierte Millionen in Bauprojekte, doch das Geld soll stattdessen in den Signa-Konzern geflossen sein.
- Auch der deutsche Milliardär Klaus-Michael Kühne fühlt sich von Benko "hinters Licht geführt".
- Ermittler prüfen nun mögliche Betrugsvorwürfe.