Schauspieler Peter Simonischek bei der Berlinale 2018APA

Peter Simonischek verstorben

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Schauspieler Peter Simonischek ist im Alter von 76 Jahren verstorben.

Der Schauspieler Peter Maria Simonischek ist am Montagabend im Alter von 76 Jahren verstorben.

Simonischek wurde am 6. August 1946 in Graz geboren. Von 2002 bis 2009 verkörperte er den "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen. Internationale Bekanntheit erlange er mit seiner Rolle in Maren Ades Spielfilm "Toni Erdmann", der als "Bester fremdsprachiger Film" für einen Oscar nominiert war.

Im Rampenlicht des Weltkinos

Peter Simonischek ist in seiner langen Karriere das Kunststück gelungen, sowohl den Liebhabern der schweren Dramatik als auch den Freunden leichter Komödien, den Theatergängern wie den Kinofans, Radiohörern wie Fernsehcouchbewohnern ans Herz zu wachsen - und das ohne anbiederische Volkstümelei. 

Seine große Popularität beim Publikum verdankte Simonischek nicht zuletzt seiner frappanten Fähigkeit, in verschiedenste Charakterfächer zu schlüpfen und sich diese ganz zu eigen zu machen. So ist etwa seine Interpretation eines Pariser Lebemannes an der Seite von Udo Samel in Klaus Michael Grübers Wiederentdeckung des Labiche-Stücks "Die Affäre Rue de Lourcine" an der Berliner Schaubühne legendär. Zugleich bleibt er vielen als Herr des Salzburger Domplatzes in Erinnerung, wo Simonischek 2002 bis 2009 eine Rekordzahl prägnanter Auftritte als "Jedermann" absolvierte. Und schließlich trat er mit der Dramödie "Toni Erdmann" noch ins Rampenlicht des Weltkinos.

Ehrenmitglied des Burgtheaters

Diese Karriere nahm ihren Ausgang am 6. August 1946 in Graz, wo Peter Simonischek geboren wurde, bevor er in Markt Hartmannsdorf aufwuchs und im Konvikt St. Paul im Lavanttal in die Schule ging. Nach einigen Diskussionen über die Berufswahl mit dem Vater besuchte Simonischek danach schließlich die Akademie für Musik und darstellende Künste in Graz. Nach Auftritten am dortigen Schauspielhaus ging es über St. Gallen, Bern, Darmstadt und Düsseldorf nach Berlin, wo er ab 1979 für 20 Jahre lang dem Ensemble der Schaubühne angehörte. Dort wurde er zum Star und arbeitete mit Peter Stein, Luc Bondy oder Andrea Breth. Dennoch riss auch in dieser Zeit die Verbindung zu Österreich nicht ab, war Simonischek doch etwa wiederholt auch bei den Salzburger Festspielen zu erleben, so etwa in Handkes "Prometheus, gefesselt" und in Tschechows "Kirschgarten".

Seine Antrittsrolle am Burgtheater, der John Gabriel Borkman, war nicht nur ein Neuanfang am neuen Haus mit Beginn der Direktion Klaus Bachler 1999. Es war gleichzeitig auch die Rückkehr in die Heimat. Seither ist Simonischek nicht nur Ensemblemitglied des Hauses am Ring, sondern seit 2019 auch hochoffiziell dessen Ehrenmitglied. Er hat auf der legendären Bühne seither viel gespielt, von Nestroy und Tschechow über Thomas Bernhard und Edward Albee bis hin zum selbstverliebten Frauenhelden Gustav Heink in Hermann Bahrs "Das Konzert" oder dem todkranken Professor in der Adaption von Sally Potters "The Party". Nicht unpassend erscheint da der Titel seiner 2007 erschienenen und erstaunlich freimütigen Erinnerungen gewählt: "Ich stehe zur Verfügung.

 

Simonischek, der seit 1989 mit seiner Kollegin Brigitte Karner verheiratet war und mit Max Simonischek auf einen ebenfalls erfolgreich schauspielernden Sohn verweisen kann, hat das gestandene Mannsbild ebenso im Repertoire wie den großgewordenen Buben, dem noch immer der Schalk im Nacken sitzt, verkörpert durch sein charakteristisches Lächeln. Für die TV-Verfilmungen der Daniel-Käfer-Romane Alfred Komareks bediente er sich bei dieser sympathischen Jungenhaftigkeit, in der Verfilmung des Robert-Schindel-Romans "Gebürtig" machte er aus dem nach New York ausgewanderten KZ-Häftling Hermann Gebirtig eine eindrucksvolle Zentralfigur.

Eine große Altersrolle als Dirigent vor dem Ruhestand neben Senta Berger brachte ihm zuletzt "An seiner Seite" von Felix Karolus oder im Kino auch Götz Spielmanns "Oktober November" 2013. Den bisherigen Höhepunkt von Simonischeks Kinokarriere bedeutete jedoch Maren Ades gefeierte Dramödie "Toni Erdmann", in der er mit falschen Zähnen und Perücke verzweifelt um die Liebe seiner von Sandra Hüller gespielten Tochter kämpft, was ihm unter anderem die Hauptdarstellertrophäe beim Europäischen Filmpreis einbrachte.

ribbon Zusammenfassung
  • Schauspieler Peter Simonischek ist im Alter von 76 Jahren verstorben.

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