Großer Fall von Menschenhandel in der Schweiz aufgeflogen
Die Frauen wurden in Privatwohnungen untergebracht, die sie kaum je verlassen haben. Ihr Entgelt mussten sie zur Hälfte an die mutmaßlichen Täter abgeben. Mit dem ihnen verbleibenden Geld mussten sie Schulden bei den Verdächtigen abtragen und für ihren Lebensunterhalt aufkommen. Die Verhandlung über die Dienstleistungen der Frauen führten die Beschuldigten.
Eine große Herausforderung sei es, Menschenhandel überhaupt erst zu erkennen, berichtete Reto Waldmeier, Chef Spezialfahndung 4 der Berner Kantonspolizei. Viele Opfer würden keine physischen Spuren aufweisen oder von sich aus sich an die Polizei wenden.
Letzteres habe verschiedene Gründe. So hätten die Opfer oftmals im Ausland eine noch schlimmere Behandlung erlebt als in der Schweiz oder sie würden mit einer Anzeige ihre einzige Einnahmequelle verlieren, mit der sie ihre Familie in der Heimat unterstützen könnten. Auch fürchteten viele Repressalien durch ihre Drangsalierer.
Seit 2008 kam es im Kanton Bern zu insgesamt 41 Verurteilungen wegen Menschenhandels, wie Generalstaatsanwältin Annatina Schultz ausführte. Mehrheitlich betrafen die Fälle sexuelle Ausbeutung, aber auch Ausbeutung von Arbeitskräften in anderen Branchen wie etwa der Landwirtschaft, auf dem Bau oder im Haushalt. Weil sich die Opfer oft nicht meldeten, seien behördliche Kontrollen umso wichtiger, um Menschenhandel auf die Spur zu kommen, sagte Schultz.
Zusammenfassung
- Die Berner Kantonspolizei hat einen komplexen Menschenhandelsfall mit 146 Opfern aufgedeckt, bei dem fünf Verdächtige chinesische Frauen zur Sexarbeit in die Schweiz gelockt und ausgebeutet haben sollen.
- Die betroffenen Frauen mussten die Hälfte ihres Einkommens an die Täter abgeben, mit dem verbleibenden Geld ihre Schulden und ihren Lebensunterhalt bestreiten und lebten isoliert in Privatwohnungen.
- Seit 2008 wurden im Kanton Bern 41 Personen wegen Menschenhandels verurteilt, wobei die meisten Fälle sexuelle Ausbeutung betrafen, und behördliche Kontrollen gelten als entscheidend, da viele Opfer sich nicht selbst melden.