Oberösterreich
Vergewaltigungsopfer abgewiesen: Gewaltambulanz für Linz
Die für Gesundheit zuständige Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) hat die Planung einer Gewaltambulanz am Montag per Aussendung angekündigt.
Die Etablierung dieser Ambulanz im KUK soll in Abstimmung insbesondere mit Polizei, Gewaltschutzzentren und Frauenhäusern erfolgen.
Denn auch wenn es in allen oberösterreichischen Spitälern Opferschutzgruppen gebe, schließe dies nicht aus, dass es in der Betreuung "vereinzelt zu Fehlern oder Unzulänglichkeiten kommt", meinte Haberlander in Bezug auf den jüngst bekannt gewordenen Vorfall.
Eine obdachlose Frau hatte sich Anfang April Streetworkern des Obdachlosenvereins B 37 anvertraut und von einem brutalen sexuellen Übergriff wenige Stunden zuvor erzählt. Gemeinsam mit einer Sozialarbeiterin sei das Opfer ins Spital gefahren, um sich behandeln und Beweise sichern zu lassen.
Nach telefonischer Rücksprache mit dem KUK wurde die Frau auch aufgenommen und in die gynäkologische Ambulanz geschickt. Dort wies man sie dann aber weg, da das Spital an jenem Tag keine Aufnahme hatte.
Daraufhin habe das psychisch instabile Opfer jede weitere Hilfe abgelehnt und verweigerte auch eine Anzeige. KUK-Geschäftsführer Franz Harnoncourt bedauerte den Vorfall.
Gewaltambulanz bereits länger gefordert
SPÖ und Grüne hatten daraufhin ihre Forderung nach einer Gewaltambulanz erneuert.
Das Land vertrat bisher den Standpunkt, dass Oberösterreich vom Bund, "trotz bekundetem Interesse, nicht als Pilot-Standort für eine Gewaltambulanz ausgewählt wurde, da es keine eigene Gerichtsmedizin im Land gibt", hieß es in der Aussendung.
Die Pilotprojekte seien daher in einem ersten Schritt in Wien und Graz eingerichtet worden. Unabhängig von diesen Pilotprojekten soll nun doch eine solche Ambulanz in Linz kommen.
Gewaltambulanzen stellen sicher, dass Gewaltopfern rund um die Uhr schnelle und unbürokratische Hilfe erhalten.
Dabei werden umfassend Verletzungen dokumentiert und Beweismittel gesichert. Zudem ist eine ganzheitliche medizinische und psychologische Versorgung gegeben, auch durch Zusammenarbeit mit bestehenden Opferschutzeinrichtungen.
Video: Österreich bekommt Gewaltambulanzen
Zusammenfassung
- Nach der Abweisung einer obdachlosen Patientin, die laut eigenen Angaben vergewaltigt wurde, soll am Med Campus IV des Linzer Kepler Uniklinikums (KUK) eine Gewaltambulanz eingerichtet werden.
- Die neue Ambulanz in Oberösterreich soll in enger Zusammenarbeit mit Polizei, Gewaltschutzzentren und Frauenhäusern entstehen.
- Gewaltambulanzen bieten Opfern rund um die Uhr schnelle Hilfe, sichern Beweise und gewährleisten eine umfassende medizinische sowie psychologische Versorgung – Pilotprojekte bestehen bereits in Wien und Graz.