Empörung
Spital in Linz wies 45-jähriges Vergewaltigungsopfer ab
Die Frau hatte sich zuvor zwei Sozialarbeiterinnen anvertraut, die sie zum Med Campus IV, bisher Landes-Frauen- und Kinderklinik, des Linzer Kepler Universtitätsklinikums begleiteten. Die 45-Jährige sei in der Nacht auf den 4. April diesen Jahres von einem Unbekannten brutal gewürgt und vergewaltigt worden, berichteten mehrere Medien am Donnerstag.
Die Sozialarbeiterinnen hätten die obdachlose Frau davon überzeugt, mit ihnen das Spital aufzusuchen, um mögliche Spuren zu sichern. Sie sei am Med Campus IV zwar aufgenommen worden und eine gynäkologische Untersuchung war bereits vorgesehen, sie wurde dann aber wieder weggeschickt.
Eine Mitarbeiterin soll zur Frau gesagt haben, das Krankenhaus sei "nicht zuständig". Sie solle ein zuständiges Krankenhaus aufsuchen.
Das Spital hatte keinen Aufnahmetag, so die Begründung. In einer schriftlichen Beschwerde, die den "Oberösterreichischen Nachrichten" vorliegt, hatte der Vorstand der Gynäkologie, Peter Oppelt, erklärt, dass an jenem 4. Mai eine Überbelastung in der Ambulanz herrschte. In Ausnahmefällen übernehme man die weitere Beweissicherung ebenso an Nicht-Aufnahmetagen.
Mitarbeiter werden geschult
Auf PULS 24 Nachfrage bedauerte der Geschäftsführer des Uniklinikums, Franz Harnoncourt, den Vorfall. Man setze alles daran, dass eine Abweisung eines Vergewaltigungsopfers zukünftig nicht mehr vorkommt. "Um dies bestmöglich umzusetzen, werden in enger Abstimmung mit den Expert:innen unseres Gewaltopfer-Betreuungsteams alle Mitarbeiter:innen sensibilisiert und geschult", heißt es.
Zur Umsetzung dieser Maßnahmen trug wohl auch das Entsetzen der oberösterreichischen Landespolitik bei. Zuvor hatte Landeshautpmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) in einem Statement zu PULS 24 wissen lassen, dass es "völlig unverständlich" sei, dass "eine Frau, der so etwas Schreckliches widerfahren ist, abgewiesen wird".
"Es muss selbstverständlich sein, dass jedes Opfer einer Vergewaltigung in den oberösterreichischen Spitälern behandelt wird. Ich habe das gegenüber dem Uniklinkum auch klar gestellt." Sie habe gefordert, dass alle Mitarbeiter:innen nun geschult und sensibilisiert werden.
Landesregierung beruft runden Tisch ein
Die Landesregierung habe auch einen runden Tisch mit Vertreter:innen aller oberösterreichsichen Krankenhäuser und der Polizei einberufen, um "Optimierungspotenziale zu identifizieren und Prozesse nachzuschärfen", sagt Haberlander.
Die 45-Jährige wies nach der Abweisung im Spital jede weitere Hilfe ab. Sie verweigerte auch eine Anzeige bei der Polizei.
Hilfe bei sexueller Gewalt
Sind Sie Opfer von sexueller Gewalt oder kennen Sie jemanden, der es ist? Hier gibt es Hilfe:
- Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555
- Notrufnummer für Gehörlose und Hörbehinderte: 0800 133 133
- Rat auf Draht - Beratung für Kinder und Jugendliche: 147 sowie Online-Beratung
- Kindernotruf: 0800 567 567
- Online-Beratungsstelle für Frauen und Mädchen bei sexueller und anderer Gewalt: HelpCh@t
- Frauen- und Mädchen-Beratungsstellen in den Bundesländern: Beratung und Unterstützung bei sexualisierter Gewalt
- Kinder und Jugendanwaltschaften in Österreich: www.kija.at
Zusammenfassung
- Ein 45-jähriges Vergewaltigungsopfer wurde an einem Linzer Krankenhaus abgewiesen, da "kein Aufnahmetag" war.
- Die Ambulanz sei überlastet gewesen, so die Begründung.