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U-Haft

"Kein Mord, kein Terror": So kämpfte Benko um seine Freilassung

06. Juli 2025 · Lesedauer 3 min

Vergangene Woche kämpfte Signa-Pleitier René Benko erneut vor der Haftrichterin um seine Freilassung. Dabei beklagte er massive Einschränkungen bei der Vorbereitung seiner Verteidigung – und übte scharfe Kritik an den Ermittlungen der Soko Signa.

Rund eineinhalb Stunden versuchte Benko am 26. Juni, die Haftrichterin am Landesgericht für Strafsachen Wien von der Unverhältnismäßigkeit seiner U-Haft zu überzeugen. Dabei wurde es teils sehr emotional, wie aus einem Protokoll der Verhandlung hervorgeht, aus dem die "Krone" zitiert.

So kritisierte der Signa-Gründer, dass es für ihn zunehmend schwieriger werde, sich eine Verteidigung für eine etwaige Gerichtsverhandlung zu erarbeiten: "Meine Verteidigungsmöglichkeit wird immer unzumutbarer und immer schlimmer."

Benko verwies auf den Umfang der Akten, die mittlerweile über 15.000 Seiten umfassen sollen, sowie auf mehr als 30 Zeugen.

Problematisch sei für ihn unter anderem, dass sein iPad mit den Ermittlungsakten regelmäßig veraltet sei. "Ich habe am Montag mein iPad zurückbekommen, das auf dem Stand von vor zwei Wochen ist", zitiert die "Krone aus dem Protokoll.

Benko kritisiert Soko Signa

Dabei übte er auch deutliche Kritik an der Arbeit der Soko Signa, die "Tonnen an Berichten" vorlege, die laut ihm lediglich aus "ständigen Wiederholungen" bestünden.

Seiner Ansicht nach würden die Ermittler entlastendes Material bewusst ignorieren: "Ich habe das Gefühl, Entlastendes wird von den Millionen an Fundstücken nicht aufgenommen. Fanatisch werden einzelne Fundstücke gesucht."

Dabei habe er sich auch auf die Aussage eines Zeugen bezogen, die seiner Einschätzung nach eindeutig entlastend sei. Im Bericht der Soko Signa sei diese jedoch nicht berücksichtigt worden.

Video: Die Haftbedingungen von René Benko

Mehrfach betonte Benko, dass er sich unter den aktuellen Bedingungen nicht angemessen auf seine Verteidigung vorbereiten könne: "Ich kann mich nicht mit einem historischen iPad verteidigen. Um mich verteidigen zu können, muss ich mich anhand von E-Mails und sonstigen Dokumenten fundierter äußern können", zitiert die "Krone" aus dem Protokoll.

"Mir wird kein Mord vorgeworfen"

Schließlich soll Benko die Haftrichterin emotional um seine Freilassung gebeten haben – und dabei auch seine familiäre Situation thematisiert haben: "Ich habe drei kleine Kinder, ich würde gerne die nächsten Monate mich mit den Vorwürfen auseinandersetzen, mich verteidigen können."

Er erinnerte daran, dass ihm Wirtschaftsdelikte vorgeworfen würden – "kein Mord, Vergewaltigung, Terror, was auch immer."

Zudem wies er darauf hin, dass er sich seit mittlerweile fünf Monaten in Untersuchungshaft befinde. "Sie können sich sicher sein, ich würde keine Sekunde an eine Tatwiederholung oder Tatbegehung denken, sowieso nicht an eine Flucht."

U-Haft erneut verlängert

Trotz Benkos Beteuerungen verlängerte das Gericht die Untersuchungshaft des Signa-Pleitiers erneut. Das Gericht geht weiterhin von einem dringenden Tatverdacht sowie Tatbegehungsgefahr aus.

Die nächste Haftprüfungsverhandlung muss spätestens am 26. August 2025 stattfinden.

Unterdessen rückt eine Anklage gegen Benko offenbar näher. Erst am Freitag wurde bekannt, dass der Weisungsrat im Justizministerium den Vorhabensbericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) geprüft und eine Entscheidung getroffen hat.

Video: Sigi Wolf über René Benko und Karl-Heinz Grasser

Zusammenfassung
  • Vergangene Woche kämpfte Signa-Pleitier René Benko erneut vor der Haftrichterin um seine Freilassung.
  • Dabei beklagte er massive Einschränkungen bei der Vorbereitung seiner Verteidigung.
  • Zudem übte scharfe Kritik an den Ermittlungen der Soko Signa.
  • Er erinnerte daran, dass ihm Wirtschaftsdelikte vorgeworfen würden – "kein Mord, Vergewaltigung, Terror, was auch immer."