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5.000 Kündigungen: Benko halbiert Galeria-Filialen beinah

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Bei Deutschlands letzter großer Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die der milliardenschweren Signa-Holding des Tiroler Investors Rene Benko gehört, stehen fast die Hälfte der Filialen vor dem Aus. Mehr als 5.000 Stellen sind laut Betriebsrat bedroht.

Von aktuell noch 129 Warenhäusern mit rund 17.400 Beschäftigten sollen 52 Filialen zugemacht werden. Erst schlug der Gesamtbetriebsrat der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH am Montag Alarm, wenig später wurde die Meldung vom Unternehmen bestätigt. 

Über 5.000 Menschen drohe die Kündigung. "Dies ist ein rabenschwarzer Tag." Die Gewerkschaft Verdi kündigte an, für jeden Arbeitsplatz kämpfen zu wollen. Galeria brauche nun ein neues Management, forderte die bei Verdi für den Handel zuständige Stefanie Nutzenberger. Galeria stelle nun "die Weichen für eine sichere Zukunft", erklärte dagegen das Unternehmen. 77 Filialen und rund 11.000 Arbeitsplätze blieben erhalten.

Fehlende Regional-Strategie

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffs auf die Ukraine seien nur zu einem kleinen Teil für die Pläne verantwortlich, erklärte der Gesamtbetriebsrat weiter. Vielmehr sei es die fehlende Strategie für eine regionale Ausrichtung gewesen, kritisierte die Arbeitnehmervertretung. Bei der Entscheidung zur Schließung von Filialen seien vom Unternehmen unterschiedliche Gründe genannt worden, etwa die Mietbelastung, der Zustand der Gebäude, der Investitionsbedarf, die Bevölkerungs- und Kaufkraft-Entwicklung an den Standorten und die wirtschaftliche Entwicklung eines Warenhauses.

Für den Verlust des Arbeitsplatzes erhielten die betroffenen Mitarbeiter eine Abfindung in Höhe des zweifachen Monats-Brutto-Entgelts. "Die Bevölkerung muss sich im Klaren sein, dass es nur eine attraktive Innenstadt geben wird, wenn die regionalen Einzelhändler genutzt werden", appellierte der Betriebsrat an die Verbraucher. Über die Fortführung von Galeria wird nun in einer Gläubigerversammlung am 27. März entschieden.

Von einer Krise in die nächste

Die Warenhauskette schlittert seit Jahren von einer Krise in die nächste. Zuletzt hatten die behördlichen Auflagen in der Corona-Krise das Geschäft belastet, der Konzern griff nach Staatshilfen, dann litten die Filialen an der Zurückhaltung der Verbraucher nach dem russischen Überfall auf die Ukraine.

Zudem machten hausgemachte Probleme dem Konzern zu schaffen, der der milliardenschweren Signa-Holding des österreichischen Investors Rene Benko gehört, der Karstadt und Kaufhof zusammengeführt hatte. Vor zwei Jahren hatte Galeria Karstadt Kaufhof bereits im damaligen Insolvenzverfahren gut 40 von damals 172 Filialen geschlossen, wobei rund 5.000 Mitarbeiter ihre Stellen verloren. Im Februar war das aktuelle Insolvenzverfahren durch das Amtsgericht Essen eröffnet worden.

Karstadt und Kaufhof blicken angesichts der Konkurrenz durch den Online-Handel und Shopping-Center auf Jahrzehnte des Niedergangs zurück. Immer neue Konzepte für die Ketten wurden ohne nachhaltigen Erfolg präsentiert, Manager von Thomas Middelhoff bis Stephan Fanderl, Eigner wie Nicolas Berggruen, die nordamerikanische Handelskette HBC oder die Signa Holding des Investors Rene Benko hatten sich an der Sanierung der Ketten versucht, deren Zusammengehen 2018 besiegelt worden war. Seit 2019 hat Benkos Signa bei Galeria Karstadt Kaufhof das Sagen, die HBC hatte sich zurückgezogen. Signa gebietet auch über zahlreiche Immobilien der Warenhäuser.

ribbon Zusammenfassung
  • Bei Deutschlands letzter großer Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, die der milliardenschweren Signa-Holding des Tiroler Investors Rene Benko gehört, stehen fast die Hälfte der Filialen vor dem Aus.
  • Mehr als 5.000 Stellen sind laut Betriebsrat bedroht.

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