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Razzien und Festnahmen

Staatsfeindliche Gruppe "Königreich Deutschland" verboten

Heute, 06:13 · Lesedauer 2 min

Wenige Tage nach seinem Amtsantritt hat der neue deutsche Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) die aktuell größte Gruppierung sogenannter Reichsbürger und Selbstverwalter verboten.

Der Verein "Königreich Deutschland" soll deutschlandweit etwa 6.000 Anhänger haben. "Die Mitglieder dieser Vereinigung haben einen 'Gegenstaat' in unserem Land geschaffen und wirtschaftskriminelle Strukturen aufgebaut", erklärte Dobrindt am Dienstag in einer Mitteilung seines Ministeriums.

Festnahmen

Nach Angaben des Innenministeriums durchsuchen Einsatzkräfte der Polizei seit den frühen Morgenstunden von dem Verein genutzte Gebäude sowie Wohnungen führender Mitglieder in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Die Bundesanwaltschaft ließ vier mutmaßliche Rädelsführer des "Königreich Deutschland" festnehmen, darunter Gründer Peter Fitzek. Die Männer im Alter von 37 bis 59 Jahren sollen heute und morgen einem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt werden, sagte eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe.

"Reichsbürger" erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht als Staat an. Viele von ihnen behaupten, das historische Deutsche Reich bestehe bis heute fort. Sogenannte Reichsbürger erkennen demokratische und rechtsstaatliche Strukturen wie Parlament, Gesetze oder Gerichte nicht an. Steuern, Sozialabgaben oder Bußgelder wollen sie nicht zahlen.

Die Szene besteht aus vielen, meist kleineren Gruppierungen. Manche "Reichsbürger" sehen sich als Staatsoberhäupter ihres eigenen kleinen Reiches. Ihren vermeintlichen Herrschaftsanspruch untermauerten die Mitglieder der Vereinigung durch antisemitische Verschwörungserzählungen. Dieses Verhalten könne ein Rechtsstaat nicht dulden.

Vereinigung existiert seit 2012

Das "Königreich Deutschland" wurde nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden 2012 in Wittenberg von Fitzek ausgerufen und gilt derzeit als mitgliederstärkste Vereinigung aus dem Spektrum der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter. Der Verfassungsschutz rechnete der Szene insgesamt im Jahr 2023 rund 25.000 Anhänger zu.

"Wesensprägend für das 'Königreich Deutschland' ist eine dezidierte profitorientierte Ausrichtung", teilt das deutsche Innenministerium in Berlin mit. Über Teilorganisationen würden seit Jahren unerlaubte Bank- und Versicherungsgeschäfte betrieben.

Der Gründer der Vereinigung, Peter Fitzek, gebürtig aus Halle, hatte sich selbst zum Staatsoberhaupt erklärt. Er stand bereits mehrfach vor Gericht und wurde verurteilt. Vorgeworfen wurde ihm unter anderem, ohne Führerschein gefahren zu sein oder illegale Bankgeschäfte getätigt zu haben.

Im März wurde ein Urteil des Amtsgerichts Wittenberg rechtskräftig, das Fitzek wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Beleidigung zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt hatte.

Zusammenfassung
  • Das deutsche Innenministerium hat die mit rund 6.000 Anhängern größte Reichsbürger-Gruppierung 'Königreich Deutschland' verboten und bundesweite Durchsuchungen in sieben Bundesländern angeordnet.
  • Vier mutmaßliche Rädelsführer, darunter Gründer Peter Fitzek, wurden festgenommen und sollen dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt werden.
  • Die Vereinigung wurde 2012 gegründet, betreibt laut Behörden unerlaubte Bank- und Versicherungsgeschäfte und ist Teil einer Szene mit insgesamt etwa 25.000 Anhängern in Deutschland.