Human Rights Watch: "FIFA ist im Bett mit Tyrannen und Diktatoren"

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Täglich werden neue Eklats rund um die Fußball-WM in Katar bekannt, wenige sind sportlicher Natur. Das Problem sei das System FIFA an sich, findet Wenzel Michalski. Die Ländervereine sollten aufhören vor der FIFA zu "kuschen", damit sich an den Zuständen etwas ändert.

Dass die WM 2022 in Katar stattfinde, sei ein "riesengroßes" Problem, so der Direktor von Human Rights Watch Germany, Wenzel Michalski, im Gespräch mit PULS 24 Anchorwoman Bianca Ambros. Die FIFA sei im Bett mit Tyrannen und Diktatoren, das habe auch der Eklat um die Aktion mit den One-Love-Armbinden der europäischen Vereine gezeigt.

Die "One Love"-Armbinde hätten ein Zeichen für Vielfalt und gegen Diskriminierung sein sollen. Aber nachdem Gianni Infantino der englischen Mannschaft mit Konsequenzen für das Tragen gedroht hatte, beschlossen die europäischen Vereine kollektiv vom Tragen der Armbinde abzusehen.

FIFA "muss gesprengt werden"

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und andere nationale Fußballverbände sollten bei diesem System der Unterdrückung nicht mehr mitmachen, findet Michaslki. Das Abrücken von dem Statement sei bedauerlich, denn auch wenn der DFB im schlimmsten Fall abreisen hätte müssen, dann wäre das ein politisches Zeichen gewesen. Er hofft, dass die deutsche Nationalelf am Mittwoch im Spiel gegen Japan ein Zeichen setzt, denn "jedes Zeichen, das jetzt gesetzt würde, wäre stärker, als alles, was nach der WM in Katar gesagt wird".

Das System, so wie es jetzt ist, müsste gesprengt werden und Leute wie Gianni Infantino müssen da weg, sonst wird es immer weiter so gehen, dass der Fußball ein Propagandamittel für Diktaturen wird.

Wenzel Michalski, Human Rights Watch Germany

Langfristig würden Sport-Großevents so zu "PR-Veranstaltungen für Unterdrückerstaaten", der Fußball würde damit "gegen die Wand rennen". Michalski wünscht sich, dass die Vereine nicht einknicken und Politiker und Politikerinnen Zeichen gegen die Missstände setzen.

Nach dem Aus für die One-Love-Armbinde hatte der Deutsche REWE Konzern, zu dem auch Billa und Bipa in Österreich gehören, seine Partnerschaftsverträge mit dem DFB gekündigt. Der Vertrag wäre zwar im Dezember ohnehin ausgelaufen, aber Michalski sieht das als interessantes Statement. Es könnte ein Zeichen sein, dass die Bevölkerung nicht mehr hinter Weltmeisterschaften wie der in Katar steht.

Menschenrechte katastrophal

In der Praxis steht es um die Menschenrechte in Katar "katastrophal", so der Direktor von Human Rights Watch Germany. Es gäbe keine gelebte Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen, auch wenn das im Gesetz eigentlich verankert sei; Personen, die sich als Teil der LGBTQ*-Community sehen, haben "überhaupt keine Rechte". Schwul-sein ist verboten, man wird gefoltert und viele würden das Land verlassen. In puncto Arbeitsmigranten gab es zuletzt Gesetzesänderungen: 40.000 Arbeitsmigranten sind in den "Genuss" von Reformen gekommen, das seien aber von 2 Millionen nur 0,2 Prozent - "also fast nichts", sieht Michalis.

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ribbon Zusammenfassung
  • Täglich werden neue Eklats rund um die Fußball-WM in Katar bekannt, wenige sind sportlicher Natur. Das Problem sei das System FIFA an sich, findet Wenzel Michalski.
  • Die Ländervereine sollten aufhören vor der FIFA zu "kuschen", damit sich an den Zuständen etwas ändere, weil sonst bleibe von den Großveranstaltungen nur noch Propaganda und PR für Unterdrückerstaaten.

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