Pamela Rendi-WagnerAPA/HELMUT FOHRINGER

SPÖ im Kandidaten-Chaos: 73 Bewerber um Parteispitze

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Aus der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße sind erste Details über den Zwischenstand des Bewerbungsverfahrens um die Parteispitze bekannt geworden. Unter den 73 Interessenten sind 69 Männer und nur vier Frauen. Das Kandidatenfeld könnte aber noch kleiner werden. Unterdessen kamen 9.000 neue Mitglieder durch den Prozess hinzu. Rendi-Wagner wirbt per Video um die Gunst der Basis.

Die Führung der SPÖ scheint sehr begehrt zu sein. Bis zum Ablauf der Frist Freitag Mitternacht haben sich 73 Personen für die Mitgliederbefragung um den Parteivorsitz beworben, teilte die Bundespartei Samstagnachmittag mit. Das Ringen um die Führung der Partei hat auch einen richtigen Mitglieder-Boom ausgelöst. 9.000 Neue kamen hinzu.

Kleineres Kandidatenfeld möglich

Ob tatsächlich 73 Namen am Stimmzettel stehen werden, ist aber noch offen. Bis zu den Gremiensitzungen von Präsidium und Vorstand werde die Liste gesichtet. Wie die SPÖ weiter vorgeht, wird dann entschieden. Ob auch alle Interessierten zugelassen werden, ist damit offen.

Oberösterreichs Landeschef Michael Lindner äußerte darüber in den "Oberösterreichischen Nachrichten" leise Skepsis: "Wir werden am Montag im Präsidium das Kandidatenfeld sichten und dann entscheiden, ob wir für eine tatsächliche Kandidatur auf dem Stimmzettel noch Hürden einbauen müssen." Eine könnte eine bestimmte Zahl an Unterschriften sein, die man sammeln muss, um ins Rennen zu gehen.

69 Männer, vier Frauen

Unter den Bewerben dürften nur Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner, der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler überregional bekannt sein. Namen nannte die Partei nicht. Das Interesse ist aber bei Männern deutlich größer. Unter den Bewerbungen sind nur vier von Frauen.

Drei Sieg-Anwärter

Beim Rennen um die SPÖ-Spitze, das zum Massenstart geraten ist, dürfte es praktisch nur drei Sieg-Anwärter geben. Neben Rendi-Wagner und Doskozil ist dies Babler, der als Vertreter der Parteilinken gilt.

Brisante Frage der Stichwahl

Das erhöht allerdings die Gefahr, dass kein Bewerber bei der Befragung die absolute Mehrheit holt. Eine Stichwahl gilt dennoch aus unterschiedlichen Gründen als unwahrscheinlich. Einerseits kostet sie noch mehr Geld und zweitens wird es dann im Zeitplan eng, ist doch nach der Befragung, die von 24. April bis 10. Mai stattfinden wird, schon recht bald - am 3. Juni - ein außerordentlicher Parteitag geplant.

Deutsch erfreut über neue Mitglieder

Einen Run hat das spannende Rennen auf die Partei-Mitgliedschaft ausgelöst. Alleine in der vergangenen Woche kamen 9.000 hinzu. Damit werden bei der Befragung, die von 24. April bis 10. Mai stattfinden soll, etwa 147.000 Personen stimmberechtigt sein. Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch sieht darin ein "starkes Zeichen" und bedankte sich bei den Mitarbeitern, die die Mitgliedsanträge bis in die gestrigen Nachtstunden bearbeitet hätten.

Rendi-Wagner sendet Video-Botschaft

Schon am Morgen hatte sich Amtsinhaberin Rendi-Wagner in einem Video an die Mitglieder gewandt. Darin wirbt sie für die eingeschlagene Vorgangsweise mit Mitgliederbefragung und Parteitag, damit "Debatten über uns selbst, die uns als Bewegung lähmen", endgültig beendet werden können.

Als Parteivorsitzende sei es ihr wichtig, "diese notwendigen Entscheidungen" rasch zu treffen, "damit die drängenden Lösungen und Themen, die wir für unser Land haben, wieder im Vordergrund stehen", sagt Rendi-Wagner. Mit den jüngsten Beschlüssen werde sicher gestellt, dass es eine "demokratisch legitimierte Entscheidung" gebe.

Die innerhalb der SPÖ mächtige Wiener Landespartei hält bisher an Rendi-Wagner fest, darunter auch Bürgermeister Michael Ludwig. 

In dem knapp eineinhalbminütigen Video, das Rendi-Wagner mit eher ernster Miene im Freien zeigt, nannte die Parteichefin die gegenwärtige Situation keine einfache für der Sozialdemokratie nahe stehende Menschen. Aber sie wisse auch, dass man diese Situation meistern werde. Die SPÖ sei eine Partei der Zuversicht, weshalb sie die kommenden Wochen auch als Chance sehe, so Rendi-Wagner, die das Video mit einem "tief empfundenen" Freundschaft und Glück auf beendet.

Babler will Partei Würde zurückgeben

Auch der Traiskirchner Bürgermeister Babler setzt auf ein Social Media-Video, das er in der Nacht veröffentlichte. Er will der Bewegung Stolz und Würde zurückgeben, wie er - ebenfalls im Freien mit eher ernster Miene und Musikuntermalung - meint: "Es ist die Chance einer Aufrichtung der Sozialdemokratie", wirbt der Stadtchef um Unterstützung und Einigkeit.

"Gemeinsam mit den Mitgliedern die Partei zurückholen"

Andreas Babler, Bürgermeister von Traiskirchen, bewirbt sich nun auch für den SPÖ-Vorsitz und übt deutliche Kritik an dem Partei-Establishment.

ribbon Zusammenfassung
  • Aus der SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße sind erste Details über den Zwischenstand des Bewerbungsverfahrens um die Parteispitze bekannt geworden.
  • Unter den 73 Interessenten sind 69 Männer und nur vier Frauen.
  • Das Kandidatenfeld könnte aber noch schrumpfen.
  • Unterdessen kamen 9.000 neue Mitglieder im Zuge des Bewerbungsprozesses hinzu.
  • Rendi-Wagner wirbt in einem neuen Video um die Gunst der Basis.

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