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Taillenumfang bei Männern entscheidender Krebsrisikofaktor

Heute, 09:53 · Lesedauer 3 min

Zur Einschätzung des Krebsrisikos übergewichtiger Männer könnte künftig anstatt des bekannten Body-Mass-Index (BMI) der Taillenumfang herangezogen werden. Laut einer Studie der Medizinischen Universität Innsbruck unter schwedischer Beteiligung konnte gezeigt werden, dass der Taillenumfang das Risiko noch genauer anzeigt. Entscheidend ist bei Männern das Bauchfett, das gesundheitliche Nachteile mit sich bringt. Viele Krebsarten stehen nämlich mit Adipositas in Zusammenhang.

Rund 340.000 Daten von Patientinnen und Patienten wurden für die Untersuchung von Josef Fritz, der am EpiCenter der Medizin Uni Innsbruck und an der Universität Lund in Schweden tätig ist, und schwedischen Kolleginnen ausgewertet, teilte die Universität am Dienstag mit. Die Wissenschafter erhoben zwischen 1981 und 2019 Daten von in Schweden lebenden Personen mit einem Durchschnittsalter von 51,4 Jahren. Die Daten wurden mit dem schwedischen Krebsregister abgeglichen und während einer mittleren Nachbeobachtungszeit wurden 18.185 Adipositas bedingte Krebserkrankungen registriert, hieß es in der im Journal of the National Cancer Institute (JNCI) veröffentlichten Studie.

Dabei zeigte sich, dass Männer, die einen um elf Zentimeter größeren Taillenumfang - zum Beispiel von 101 gegenüber 90 Zentimetern - haben, ein um 25 Prozent höheres Risiko für übergewichtsbedingten Krebs aufweisen. Dem gegenüber entsprach ein BMI-Anstieg um 3,7 kg/m2 - etwa im Vergleich eines BMI von 27 gegenüber 24 kg/m2 - nur ein um 19 Prozent erhöhtes Risiko. Die im Beispiel herangezogenen Werte entsprachen jeweils einer Standardabweichung in der untersuchten Population und seien daher vergleichbar, hieß es.

Für Studienleiter Fritz ist die Verteilung des Körperfetts und insbesondere der Hinweis auf das Bauchfett wesentlich - der BMI sage nämlich nichts darüber aus. "Diese Unterscheidung ist entscheidend, da das abdominale Fett, das sich um die Bauchorgane ansammelt, stoffwechselaktiver ist und mit weiteren gesundheitlichen Nachteilen wie Insulinresistenz, Entzündungen und erhöhten Blutfettwerten in Verbindung gebracht wird", erklärte der Wissenschafter. Folglich könnten Personen mit ähnlichem BMI unterschiedliche Krebsrisiken aufweisen - "je nach Fettverteilung". Krebsarten wie Speiseröhren-, Magen-, Dickdarm-, Rektum-, Leber-, Gallengangs-, Gallenblasen-, Bauchspeicheldrüsen-, Brust-, Gebärmutterschleimhaut-, Eierstock- und Schilddrüsenkrebs sowie das Nierenzellkarzinom, das Meningeom und das multiple Myelom können erwiesenermaßen in Zusammenhang mit Übergewicht stehen.

Unterschied bei Frauen nicht beobachtet, andere Fettverteilung als Erklärung

Bei Frauen konnte dieser eindeutige Unterschied zwischen BMI und Taillenumfang nicht festgestellt werden. Das Krebsrisiko fiel bei den Vergleichswerten gleich aus. Die Forscher zeigten sich davon "zunächst überrascht". "Eine plausible Erklärung ist, dass Männer dazu neigen, Fett viszeral, also direkt um die Bauchorgane, zu speichern, während Frauen im Allgemeinen mehr subkutanes Fett (unter der Haut, Anm.) an der Taille und peripheres Fett ansammeln. Folglich ist der Taillenumfang bei Männern ein genaueres Maß für viszerales Fett als bei Frauen", meinte Fritz.

Bei der Einschätzung des Krebsrisikos sollten daher "geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Fettverteilung" stärker berücksichtigt werden. Es sei jedoch weitere Forschung nötig, um diese biologischen Unterschiede besser zu verstehen.

Zusammenfassung
  • Eine Studie mit 340.000 Patientendaten aus Schweden zeigt, dass der Taillenumfang bei Männern das Risiko für übergewichtsbedingte Krebsarten genauer anzeigt als der Body-Mass-Index (BMI).
  • Männer mit einem um 11 Zentimeter größeren Taillenumfang haben ein um 25 Prozent höheres Risiko für adipositasbedingten Krebs, während ein vergleichbarer BMI-Anstieg das Risiko nur um 19 Prozent erhöht.
  • Bei Frauen konnte dieser Unterschied nicht festgestellt werden, was die Forscher auf die unterschiedliche Fettverteilung zwischen Männern und Frauen zurückführen.