Wegen Missbrauchs beschuldigter Arzt schuldfähig
Eine Psychiaterin beschrieb den Angeklagten demnach als "kalt": Er habe keinerlei Emotionen gezeigt, den Opfern sehr wenig Raum gelassen und darüber hinaus "kein Mitgefühl" gehabt.
Der Mediziner Joël Le Scouarnec hat in dem Prozess gestanden, zwischen 1989 und 2014 insgesamt 158 Patienten und 141 Patientinnen im Durchschnittsalter von elf Jahren missbraucht zu haben. Zu den Taten kam es im Operationssaal, in der Phase der Anästhesie oder des Aufwachens, genauso aber auf den Patientenzimmern. Den jahrzehntelangen Missbrauch hielt der Arzt detailreich in Tagebüchern fest, die Fahnder bei einer Durchsuchung sicherstellten.
"Die kriminologische Gefährlichkeit ist nach wie vor sehr hoch", sagten die Experten über den Angeklagten. "Es handelt sich um ein sehr beunruhigendes Profil." Pädophilie sei für sich genommen keine Krankheit und auch nicht heilbar.
In dem Prozess wird am 27. oder 28. Mai das Urteil erwartet. Dem pensionierten Arzt, der wegen anderer Missbrauchsfälle 2020 bereits zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, drohen bis zu 20 Jahre Haft.
Zusammenfassung
- Im größten Kindesmissbrauchsprozess Frankreichs steht der 74-jährige Chirurg Joël Le Scouarnec vor Gericht, dem der Missbrauch von 299 Kindern im Alter von durchschnittlich elf Jahren zwischen 1989 und 2014 vorgeworfen wird.
- Psychiatrische Sachverständige bescheinigen dem Angeklagten uneingeschränkte Schuldfähigkeit und beschreiben ihn als emotional kalt und ohne Mitgefühl, während sie keine psychische Störung oder Geisteskrankheit feststellen konnten.
- Das Urteil wird am 27. oder 28. Mai erwartet, Le Scouarnec drohen bis zu 20 Jahre Haft, nachdem er bereits 2020 wegen anderer Fälle zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.