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Neues Gutachten

Signa-Prime war schon lange vor Insolvenzantrag pleite

04. Juni 2025 · Lesedauer 3 min

Im Dezember 2023 meldete die Signa Prime – das Flaggschiff im Firmenimperium von René Benko – Insolvenz an. Doch ein neues Gutachten legt nahe: Zahlungsunfähig war die Gesellschaft schon eineinhalb Jahre zuvor. Das kann schwerwiegende Konsequenzen haben.

Das Berliner Luxus-Kaufhaus KaDeWe, das Selfridges in London oder das "Goldene Quartier" in Wien – zur Glanzzeit verfügte die Signa Prime über eine Reihe hochkarätiger Immobilien.

Doch die Milliarden-Pleite, die eine Welle an weiteren Insolvenzen im Signa-Kosmos auslöste, machte auch vor Benkos Flaggschiff nicht Halt: Am 28. Dezember 2023 stellte das Unternehmen einen Insolvenzantrag beim Handelsgericht Wien.

Bereits eineinhalb Jahre zuvor pleite

Insolvenzverwalter Christof Stapf versucht seither, den Scherbenhaufen bei der Signa Prime zu ordnen. Dafür ließ er vom Wirtschaftsprüfer Grant Thornton Austria ein Gutachten erstellen – mit dem Ziel, den tatsächlichen Zeitpunkt der sogenannten materiellen Insolvenz zu bestimmen.

Und das hat es in sich: "Das Ergebnis der Analyse ergibt: einen Eintritt der materiellen Insolvenz aufgrund von Zahlungsunfähigkeit zum Stichtag 31.03.2022", zitiert das "Profil" aus dem Bericht.

Demnach klaffte bereits zu diesem Zeitpunkt eine Liquiditätslücke von 214 Millionen Euro – das entsprach 76 Prozent der fälligen Verbindlichkeiten.

Laut Gutachten hatte die Signa Prime also schon eineinhalb Jahre vor dem Insolvenzantrag nicht genug Geld, um rund drei Viertel ihrer Schulden zu begleichen.

Mögliche strafrechtliche Relevanz

Brisant sind die Erkenntnisse vor allem deshalb, weil Unternehmen gesetzlich verpflichtet sind, bei Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung innerhalb von 60 Tagen Insolvenz anzumelden.

Video: Benko und Grasser: Bald beide im Gefängnis

Kommt ein vertretungsbefugtes Organ – im Fall einer GmbH der handelsrechtliche Geschäftsführer – dieser Pflicht nicht fristgerecht nach, haftet es persönlich gegenüber den Gläubigern.

Und zwar für jenen zusätzlichen Schaden, der durch die verspätete Anmeldung entstanden ist. Die Betroffenen können in diesem Zusammenhang direkt verklagt werden.

Milliardenverlust bei Signa Prime

Wie dramatisch die Lage in der Signa im letzten Geschäftsjahr tatsächlich war, ist - zumindest der Öffentlichkeit - weiterhin unklar: Ein Konzernabschluss für 2023 ist nach wie vor nicht im Firmenbuch hinterlegt.

Aus dem Insolvenzbericht gehe laut "Profil" jedoch hervor, dass das von Grant Thornton erstellte Gutachten für den Zeitraum von April 2022 bis zur Pleite Ende 2023 allein bei Signa Prime von einem operativen Verlust von über einer Milliarde Euro ausgeht.

Gläubiger steigen meist leer aus

Die Gläubiger der Signa Prime meldeten beim Insolvenzgericht Forderungen in Höhe von 11,7 Milliarden Euro an – anerkannt wurden jedoch nur 3,8 Milliarden. Diese Summe soll im Wesentlichen durch den Verkauf der Immobilien gedeckt werden.

Der Verwertungsprozess verläuft bisher jedoch deutlich schleppender als erwartet.

So werden die Prime-Immobilien sukzessive abgewertet: Einerseits, weil viele Mietverträge offenbar überhöht waren und nun neu verhandelt werden. Andererseits, weil die aktuell erzielbaren Marktpreise deutlich unter den letzten Buchwerten der Objekte liegen.

Erschwerend kommt hinzu, dass nahezu alle Signa-Immobilien mit umfangreichen Pfandrechten belastet sind. Das bedeutet: Zunächst müssen die Bankkredite bedient werden – für die restlichen Gläubiger bleibt oft nur ein Bruchteil übrig.

"Bislang konnte zugunsten der Insolvenzmasse ein Nettozufluss in Höhe von 26,75 Millionen Euro vereinnahmt werden", heißt es laut "Profil" im Gutachten.

Zum Vergleich: Allein das Signa-Gebäude in der Wiener Renngasse und das Upper West in Berlin wurden gemeinsam um rund 525 Millionen Euro verkauft.

Video: Sigi Wolf über René Benko und Karl-Heinz Grasser

Zusammenfassung
  • Im Dezember 2023 meldete die Signa Prime – das Flaggschiff im Firmenimperium von René Benko – Insolvenz an.
  • Doch ein neues Gutachten legt nahe: Zahlungsunfähig war die Gesellschaft schon eineinhalb Jahre zuvor.
  • Das kann schwerwiegende Konsequenzen haben.