Quo vadis, Aaron Rodgers?

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Wechsel-Gerüchte, Impf-Debatte, Rekorde, Playoff-Aus: Green Bay Packers-Quarterback Aaron Rodgers hat eine turbulente Saison hinter sich. Die Zukunft des amtierenden MVPs der National Football League ist ungewiss.

13 Siege konnten die Green Bay Packers in der Regular Season der NFL Saison 2021 einfahren, nur viermal verließ man das Feld als Verlierer. Als bestes Team des Grunddurchgangs startete der Rekordmeister der NFL mit viel Euphorie in die Playoffs. Was folgte war Ernüchterung.

Ein geblockter Punt Touchdown und ein Field Goal mit auslaufender Uhr besiegelte in der Divisional Round das Aus gegen die San Francisco 49ers für die Packers. Aaron Rodgers, der erneut eine starke Saison gespielt hat und als heißer Anwärter auf den zweiten MVP-Titel der Regular Season in Folge gilt, muss seinen Traum vom zweiten Super Bowl Ring einmal mehr begraben.

Rodgers äußert sich kryptisch über Zukunft

Direkt nach dem Spiel war dem 38-Jährigen die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Rodgers möchte nicht "Teil eines Re-Builds" sein, gab er zu Protokoll. "Ich werde mir Zeit nehmen und Gespräche führen mit den Leuten hier, Abstand gewinnen und eine Entscheidung treffen, bevor die Free Agency beginnt", so Rodgers weiter. Ein klares Bekenntnis zur Franchise, dessen Aushängeschild er seit 2005 ist, sieht anders aus.

Ob die Packers, die in den letzten drei Saisonen immer mindestens in der zweiten Playoff-Runde standen, nächstes Jahr einen weiteren Angriff auf die zehnte Super Bowl der Club-Geschichte wagen werden, steht in den Sternen. Zum Verhängnis werden könnte die prekäre Situation in puncto Spielergehälter. Green Bay würde nach aktuellem Stand den Salary Cap um satte 44,8 Millionen Dollar überschreiten. Die 32 NFL-Teams dürfen pro Saison nur eine bestimme Summe für Spielergehälter ausgeben. Der Salary Cap 2022 soll laut NFL Network bei 208,2 Millionen pro Team liegen.

Daher muss man Abstriche machen, was bedeuten könnte, dass man sich von wichtigen und teuren Schlüsselspielern trennt. Unter anderem läuft der Vertrag von Star-Receiver Davante Adams aus. Wie abhängig Rodgers von seinem besten Passempfänger ist, zeigte nicht zuletzt das letzte Spiel der heurigen Saison gegen die 49ers. Adams gilt auch abseits des Platzes als Bezugsperson für Rodgers, wie er im Interview mit NFL Network verrät: "Dieses blinde Verständnis, das wir auf dem Platz haben, kommt von den vielen Gesprächen, wir haben."

Aaron Rodgers im ausführlichen Interview mit NFL Network

Packers bekennen sich zu A-Rod

Ein ähnliches Theater, wie vor der diesjährigen Saison will Rodgers diesmal jedoch vermeiden. Damals bekundete der Superstar öffentlich seinen Wechselwunsch, ehe er nach  ewigem Hin und Her, das sich über den ganzen Sommer zog, doch einen neuen Vertrag in Green Bay unterschrieb.

Generell gilt das Verhältnis zwischen Rodgers und seinen Packers seit dem Draft 2020 als angespannt. Damals holte man Jordan Love als potenziellen Nachfolger, A-Rod reagierte darauf wenig begeistert. Die Situation soll sich jedoch gebessert haben.

Head Coach Matt LaFleur macht jedenfalls keinen Hehl daraus, dass er seinen Schlüsselspieler gerne halten würde: "Ich glaube, es wäre verrückt, ihn nicht zurückhaben zu wollen." Bis zur Trade-Deadline am 16. März soll Klarheit über die Zukunft des zehnfachen Pro Bowlers herrschen.

Impf-Debatte überschattet Rekord-Saison

Blickt man auf die sportlichen Leistungen der - für die Packers beendeten - Saison zurück, gäbe es auch kaum Argumente gegen eine erneute Verlängerung des Vertrages. Rodgers glänzte in 17 Spielen der Regular Season mit dem besten Rating aller Quarterbacks (111,9), warf die wenigsten Interceptions (4) brachte 68,9 Prozent seiner Pässe an – der drittbeste Wert hinter Kyler Murray (Cardinals) und Joe Burrow (Bengals).

Mit einem Touchdown im Spiel gegen die Cleveland Browns in Week 16 gelang der Franchise-Legende ein weiterer Meilenstein: Mit seinem 443. Touchdown-Pass übertraf er den Rekord von Brett Favre (442). Bis auf das bittere Playoff-Aus gegen die 49ers eine beinahe makellose Saison.

Aaron Rodgers schnappt sich Packers-Touchdown-Rekord

Allerdings nur beinahe makellos, denn das Thema Corona-Impfung machte auch vor dem Rodgers nicht halt und sorgte dafür, dass der Publikumsliebling bei zahlreichen Fans Sympathien verspielte. Doch was war passiert? Rodgers gab vor der Saison in einer Pressekonferenz an, er sei "immunisiert" gegen das Coronavirus. Dass damit jedoch nicht – wie angenommen und von der NFL vorgeschrieben – eine Impfung gemeint war, kam erst im November raus, als sich Rodgers mit Corona infizierte.

Der 38-Jährige verpasste schließlich das Topspiel gegen die Kansas City Chiefs und kassierte eine Geldstrafe über 14.650 Dollar, weil er und Teamkollege Allen Lazard ungeimpft an einer Halloween-Veranstaltung teilgenommen haben. Für ungeimpfte Spieler gelten in der NFL deutliche strengere Regeln und Maßnahmen. Die Geldstrafe ist für Rodgers, der als einer der bestbezahltesten Spieler der Liga gilt, wohl verkraftbar. Die Debatte rund um seine Person warf jedoch einen Schatten über eine bis dahin sehr erfolgreiche Packers-Saison. 

Rodgers verteidigt Impf-Verzicht

In diversen Interviews verteidige Rodgers seinen Impf-Verzicht, indem er angab an Allergien auf den Wirkstoff in mRNA-Impfstoffen zu leiden. Außerdem nützte er laut eigener Aussage alternative Behandlungsmethoden.

Gegenüber NFL Network schlägt der gebürtige Kalifornier nun in dieselbe Kerbe. Lange Zeit habe er sich nicht zu Dingen, die sein Privatleben betreffen geäußert, "but at some point you stop giving a fuck of being quiet and just say enough is enough", meint Rodgers wortwörtlich.

Er möchte in Zukunft "seine Plattformen nützen, um offener über gewisse Sachen zu sprechen und das anzusprechen, was gesagt werden muss." Aktivist, sei er jedoch keiner, sondern immer noch Sportler, wie Rodgers klar stellte.

Abseits des Platzes fällt der 38-Jährige jedoch nicht nur mit Corona-Diskussionen auf. Im Rahmen des von ihm gegründeten "Aaron Rodgers Book Club" gibt der Footballer wöchentlich Buchtipps.

Trade, Karriereende oder Packers-Verbleib?

APA/APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA/CHRISTIAN PETERSEN

Seine Kernaufgabe ist und bleibt jedoch Football spielen. Und diese hat Rodgers in den vergangenen Jahren so gut wie kaum ein anderer Spieler auf diesem Planeten erledigt. Ob er seiner Leidenschaft auch kommende Saison nachgehen wird, werden die nächsten Wochen oder vielleicht Monate zeigen.

Ein Trade wäre eine Möglichkeit. US-Medien spekulierten zuletzt damit, dass Rodgers das Erbe von Ben Roethlisberger bei den Pittsburgh Steelers antreten könnte. Auch die Denver Broncos dürften sich nach einem neuen Quarterback umschauen.

Bis zu seiner endgültigen Entscheidung werden, wie letzte Saison, wohl wieder zahlreiche Gerüchte kursieren. Auch ein Karriereende ist mit 38 Jahren nicht auszuschließen. Genauso wenig wie ein Verbleib bei den Green Bay Packers. In diesem Fall bekäme Rodgers in seiner 18. Packers-Saison die nächste Gelegenheit den zweiten Super Bowl Titel nach 2010 zu holen.  

ribbon Zusammenfassung
  • Wechsel-Gerüchte, Impf-Debatte, Rekorde, Playoff-Aus: Green Bay Packers-Quarterback Aaron Rodgers hat eine turbulente Saison hinter sich. Die Zukunft des amtierenden MVPs der National Football League ist ungewiss.
  • "Ich werde mir Zeit nehmen und Gespräche führen mit den Leuten hier, Abstand gewinnen und eine Entscheidung treffen, bevor die Free Agency beginnt", gab Rodgers nach dem Play-off-Aus bekannt.
  • Ein ähnliches Theater, wie vor der diesjährigen Saison will Rodgers diesmal jedoch vermeiden. Bis zur Trade-Deadline am 16. März soll Klarheit über die Zukunft des zehnfachen Pro Bowlers herrschen.
  • Blickt man auf die sportlichen Leistungen der - für die Packers beendeten - Saison zurück, gäbe es auch kaum Argumente gegen eine erneute Verlängerung des Vertrages.
  • Rodgers glänzte in 17 Spielen der Regular Season mit dem besten Rating aller Quarterbacks (111,9), warf die wenigsten Interceptions (4) brachte 68,9 Prozent seiner Pässe an – der drittbeste Wert hinter Kyler Murray (Cardinals) und Joe Burrow (Bengals).
  • Bis zu seiner endgültigen Entscheidung werden, wie letzte Saison, wohl wieder zahlreiche Gerüchte kursieren. Auch ein Karriereende ist mit 38 Jahren nicht auszuschließen. Genauso wenig wie ein Verbleib bei den Green Bay Packers.

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