Johnny Ertls EM-Tagebuch: Robin Gosens, "Man of the Match"

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PULS 24 Experte Johnny Ertl analysiert täglich während der EURO 2020 exklusiv aktuelle Themen rund um die Europameisterschaft. Dieses Mal spricht der Ex-Nationalspieler über Gosens Ausnahmeleistung gegen Portugal und warum bei Italien momentan alles stimmt.

Robin Gosens bearbeitete die linke Seite im Spiel Deutschland gegen Portugal wie kein anderer bisher in diesem Turnier. Unbändiger Offensivdrang, feste Entschlossenheit in jeder Aktion und seine "Man oft he Match"-Leistung, gekrönt mit einem überzeugenden Kopfballtor und zwei Torbeteiligungen. Kaum zu glauben, dass er als junger Mann mit einer Beinlängen-Differenz im Bewerbungsverfahren für eine Polizeikarriere nicht genommen wurde. Beim Fußballspielen ist das egal, sein Plan B ging auf und er unterschrieb seinen ersten Profivertrag nur wenige Monate danach.

So begann der untypische Lauf eines erfolgreichen deutschen Nationalteamspielers: Noch nie hatte Gosens in der deutschen Bundesliga gespielt, krebste im Vorfeld unterklassig umher, selbst in den Niederlanden gelang ihm bei Vitesse Arnheim der Durchbruch nicht. Der Sprung nach Italien 2017 sollte ihm zu einem feinen international anerkannten Spieler machen. Gian Piero Gasperini, Atalanta Bergamos Erfolgscoach, förderte Gosens wie kein anderer Trainer in dessen Laufbahn. Selbst studiert Gosens Psychologie mit einem klaren Matchplan: In zwei Jahren will er den Master machen und danach selbst praktizieren.

Die Schweiz und die Türkei bräuchten ihn vielleicht heute für mentale Unterstützung, da beide Mannschaften schon mit dem Rücken zur Wand stehen. In der Schweiz ist man mit der Nati mäßig glücklich, in der Türkei ist die Enttäuschung indes noch viel größer. Das Torverhältnis der Türken liegt bei 0:5, keine Mannschaft bei der Europameisterschaft war spielerisch so schwach. Trainer Senol Günes lässt unerwartet sehr defensiv spielen, sogar Underdog Wales hatte mehr Ballbesitz als die Fußball-Großmacht Türkei. Da stimmt was nicht!

Stimmen tut's jedoch bei Italien. Und wie! Roberto Mancini könnte einen Uralt-Rekord aus dem Jahre 1930 einstellen: 30 Spiele lang war die "Squadra Azzurri" damals ungeschlagen. In Zeiten wie unseren, wo der Fußball schneller, athletischer und ausgeglichener geworden ist, eine bemerkenswerte Leistung des Coaches. Er formte ein hungriges offensives Team, das Welten entfernt ist vom Denken und taktischen Ansatz des italienischen Catenaccios. Mutig wird nach vorne gespielt, mit viel Tempo und Präzision. Ja, Italien ist vielleicht in der vermeintlich leichtesten Gruppe dieser Europameisterschaft, dennoch sieht man eine klare und gelebte Spielphilosophie mit einer sehr guten Mannschafts-Hierarchie. Auch gegen Wales gehen die Italiener als haushoher Favorit ins Rennen, der italienische Eilzug ist schwer zu stoppen!

Heute gibt es ja Schonkost mit nur zwei Spielen, ab morgen geht's dann um die Wurscht!

Ich werde mir heute aber doch ab 18:00 Uhr eine Pizza mit Büffel-Mozzarella bestellen. Dazu vielleicht ein kleines Birra Moretti.

Johnny

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