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Ukraine-Krieg

Ohne Putin und Selenskyj: Gespräche in Istanbul starten

15. Mai 2025 · Lesedauer 4 min

Erst sagte der russische Präsident Wladimir Putin ab und schickte Vertreter aus der dritten Reihe vor, dann wollte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht mehr persönlich an den Friedensgesprächen in der Türkei teilnehmen. Nun sollen die Delegationen beider Seiten gegen Mittag verhandeln.

Delegationen der Kriegsparteien und Vertreter der Türkei sollen einander um 11.30 Uhr MESZ im Istanbuler Dolmabahce-Palast treffen, wie es aus Quellen im türkischen Außenministerium hieß. Um 9.45 Uhr ist demnach noch ein Treffen von Vertretern der USA, der Türkei und der Ukraine geplant.

Es wären die ersten direkten Gespräche zwischen der Ukraine und Russland seit dem Frühjahr 2022 - kurz nach Beginn der großangelegten russischen Invasion. Am Donnerstag hatte es den ganzen Tag über eine Hängepartie gegeben; die beiden Seiten kamen trotz türkischer Vermittlung zunächst nicht zusammen.

Weder Putin noch Selenskyi in Istanbul

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die russische Delegation als zweitklassig bezeichnet. Er hatte mehrfach gefordert, dass Kreml-Chef Wladimir Putin zu den Gesprächen kommt. Nun nehmen weder Putin noch Selenskyj an den Gesprächen teil.

Chefunterhändler der russischen Delegation ist Wladimir Medinski. Er war auch an den Verhandlungen 2022 beteiligt, die ergebnislos endeten.

Die ukrainische Delegation wird von Verteidigungsminister Rustem Umerow geleitet. Er wurde von Präsident Wolodymyr Selenskyj zum Chef der Abordnung ernannt, nachdem klar wurde, dass es keine direkten Gespräche auf Ebene der Staatschefs geben wird.

Russland: "Verhandlungen ohne Vorbedingungen"

Selenskyj hatte sich am Donnerstag in Ankara aufgehalten, um gegebenenfalls nach Istanbul weiterzureisen, falls auch Putin in die Bosporus-Metropole gekommen wäre.


Die Gespräche hätten eigentlich am Donnerstag stattfinden sollen. Im Laufe des Tages verlautete aus verschiedenen Quellen, dass sie auf Freitag vertagt wurden. Medinski betonte nun, die russische Delegation sei nach Istanbul gekommen, "um direkte bilaterale Verhandlungen ohne Vorbedingungen zu führen".

US-Delegation unter Führung von Rubio

Die US-Delegation wird von Außenminister Marco Rubio angeführt, der aber im Vorfeld die Erwartungen dämpfte. Einen Durchbruch werde es nur geben, wenn sich Putin und US-Präsident Donald Trump direkt mit dem Thema auseinandersetzen, sagte er.

Donnerstagabend hatte sich der türkische Außenminister Hakan Fidan nach Angaben seines Ressorts mit der russischen Delegation im Istanbuler Dolmabahce-Palast ausgetauscht. Die russischen Gesandten hatten nach Angaben aus Russland tagsüber vergeblich auf die ukrainische Delegation gewartet.

Selenskyj: Russische Delegation "dekorativ"

Die direkten Gespräche in Istanbul hatte Putin zunächst selbst vorgeschlagen - als Antwort auf die Forderung Selenskyjs nach einer bedingungslosen Waffenruhe, die am Montag hätte beginnen sollen. 

Selenskyj bezeichnete die russische Delegation für die Gespräche in Istanbul noch vor seiner eigenen Absage als "dekorativ". "Das Niveau der russischen Delegation ist ein regelrechtes Täuschungsmanöver", sagte er der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge vor einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara.

Das brachte ihm postwendend Beschimpfungen aus Moskau ein: Die Sprecherin des russischen Außenministeriums nannte ihn "Clown" und "Versager". Der russische Außenminister Sergej Lawrow nannte Selenskyjs Forderung nach Putins Anwesenheit in Istanbul "erbärmlich".

Putin hat jedenfalls derzeit nicht die Absicht nach Istanbul zu reisen, wie der Kreml in Moskau erklärt. Kremlsprecher Dmitri Peskow antwortete auf die Frage, ob Putin nach Istanbul reisen würde, falls US-Präsident Donald Trump das täte, dass es derzeit keine solchen Pläne gebe.

Trump schloss Zwischenstopp nicht aus

US-Präsident Donald Trump ging unterdessen davon aus, dass er Freitag von seiner Golfstaaten-Reise nach Washington zurückkehrt. Er hatte zunächst nicht ausgeschlossen, dass es noch kurzfristig anberaumte Zwischenstopps geben könnte.

"Wir reisen morgen ab, wie Sie wissen. Fast mit unbekanntem Ziel - denn es werden Anrufe kommen: 'Könnten Sie hier sein? Könnten Sie dort sein?' Aber wahrscheinlich kehren wir morgen nach Washington, D.C. zurück", sagte Trump während eines Besuchs in Abu Dhabi.

Nachdem weder der ukrainische noch der russische Präsident anwesend sein werden, sank jedoch auch die Aussicht auf ein Beisein Trumps.

Video: Werden Putin und Selenskyj einander treffen?

Zusammenfassung
  • In Istanbul soll es am Freitag eine Reihe von trilateralen Gesprächen zwischen Russland, der Ukraine und der Türkei zum Frieden in der Ukraine geben.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Donnerstag Berater und stellvertretende Minister zu Friedensgesprächen mit der Ukraine in die Türkei entsandt.
  • Eine persönliche Teilnahme an den Verhandlungen in Istanbul lehnte Putin ab, obwohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ihn zu einem direkten Treffen aufgefordert hatte.
  • Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nimmt nicht selbst teil, sondern schickt nach Putins Absage eine Delegation zu den Gesprächen.