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Ukraine-Krieg

Nach Putin-Absage: Selenskyj schickt Delegation nach Istanbul

Vor 23 Minuten · Lesedauer 4 min

Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Donnerstag Berater und stellvertretende Minister zu möglichen Friedensgesprächen mit der Ukraine in die Türkei entsandt. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will nicht selbst teilnehmen, sondern schickt eine Delegation.

Nach der Absage Putins erklärte Selenskyj in einer Pressekonferenz in Ankara, eine Delegation der Ukraine werde zu den Verhandlungen mit den russischen Vertretern erscheinen. Russland sei zwar nicht an einem ernsthaften Austausch interessiert, dennoch sollen die Gespräche am Donnerstagnachmittag stattfinden. 

Die Delegation unter Führung von Verteidigungsminister Rustem Umjerow habe das Mandat, über eine Waffenruhe zu verhandeln, sagt Selenskyj in Ankara. Der ukrainische Präsident hatte zuvor betont, er sei nicht bereit, mit jemandem von russischer Seite außer Putin zu sprechen. 

Putin hatte eine persönliche Teilnahme an den Verhandlungen in Istanbul zuvor abgelehnt, obwohl Selenskyj ihn zu einem direkten Treffen aufgefordert hatte. Seine Abwesenheit dämpfte die Erwartungen auf einen größeren Durchbruch zu einer Waffenruhe im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Die direkten Gespräche in Istanbul hatte Putin selbst vorgeschlagen - als Antwort auf die Forderung Selenskyjs nach einer bedingungslosen Waffenruhe, die am Montag hätte beginnen sollen. 

Selenskyj bezeichnete die russische Delegation für die Gespräche in Istanbul als "dekorativ". "Das Niveau der russischen Delegation ist ein regelrechtes Täuschungsmanöver", sagte er der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge vor einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara.

Das brachte ihm postwendend Beschimpfungen aus Moskau ein: Die Sprecherin des russischen Außenministeriums nannte ihn "Clown" und "Versager". Der russische Außenminister Sergej Lawrow nannte Selenskyjs Forderung nach Putins Anwesenheit in Istanbul "erbärmlich".

Putin hat jedenfalls derzeit nicht die Absicht nach Istanbul zu reisen, wie der Kreml in Moskau erklärt. Kremlsprecher Dmitri Peskow antwortete auf die Frage, ob Putin nach Istanbul reisen würde, falls US-Präsident Donald Trump das täte, dass es derzeit keine solchen Pläne gebe.

Russische Delegation in der Früh gelandet

Für die Verhandlungen über ein Ende des Ukraine-Kriegs war die russische Delegation am Donnerstag in der Früh in der türkischen Millionenmetropole Istanbul angekommen, berichtete die russische Nachrichtenagentur Interfax.

Erst in der Nacht auf Donnerstag wurde bekannt, dass Wladimir Medinski die Delegation leiten wird. Dieser ist als Berater Putins und ehemaliger Kulturminister politisch eher ein Leichtgewicht in Moskau. Er leitete bereits 2022 das bisher letzte direkte Treffen zwischen russischen und ukrainischen Unterhändlern - das kein Ergebnis brachte.

Außerdem sind Vize-Außenminister Michail Galusin, der General Igor Kostjukow vom russischen Generalstab und der Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin Teil der russischen Delegation, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS.

Kein Zutritt für Presse

Das Treffen finde hinter verschlossenen Türen statt, die Presse habe keinen Zugang, berichtete TASS unter Berufung auf eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Als Ort sei der Dolmabahçe-Palast ausgewählt worden.

"Die russisch-ukrainischen Verhandlungen wurden auf Initiative der türkischen Seite auf die zweite Tageshälfte verlegt", sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa. Genauere Angaben machte sie nicht.

Aus dem türkischen Außenministerium hieß es jedoch, es sei noch keine Uhrzeit für das Treffen festgesetzt. Zuvor hatten einzelne Medien berichtet, dass das Treffen um 10.00 Uhr Ortszeit (09.00 Uhr MESZ) beginnen solle.

Trump hält sich Möglichkeit der Teilnahme offen

US-Präsident Donald Trump schloss eine Teilnahme an den Gesprächen zwischen der Ukraine und Russland in der Türkei nicht vollkommen aus. "Falls etwas passieren sollte, würde ich am Freitag hinfahren, wenn es angemessen wäre", sagte Trump bei einem Besuch in Katars Hauptstadt Doha.

Er hoffe, dass Russland und die Ukraine etwas erreichen können. "Es muss aufhören."

Trump, der sich auf einer Nahost-Reise befindet, hatte erklärt, dass er auch zu den Gesprächen zwischen der Ukraine und Russland reisen könnte, wenn auch Putin komme. Nach der Absage Putins hatte es aber in US-Regierungskreisen geheißen, dass auch Trump nun nicht mehr dazukommen werde.

Video: Werden Putin und Selenskyj einander treffen?

Zusammenfassung
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Donnerstag Berater und stellvertretende Minister zu Friedensgesprächen mit der Ukraine in die Türkei entsandt.
  • Eine persönliche Teilnahme an den Verhandlungen in Istanbul lehnte Putin ab, obwohl der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ihn zu einem direkten Treffen aufgefordert hatte.
  • Nach russischen Angaben sollen die Gespräche in der zweiten Tageshälfte beginnen.
  • Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nimmt nicht selbst teil, sondern schickt nach Putins Absage eine Delegation zu den Gesprächen.