SPÖ-Wahlkommission: Fehlende Stimme sogar im Protokoll vermerkt

0

Peter Auer ist Mitglied der SPÖ-Wahlkommission. Im Interview mit PULS 24 zeichnet er nach, wie es zur peinlichen Auszählungspanne gekommen ist. Besonders bizarr: Die Diskrepanz um eine fehlende Stimme wurde offenbar sogar im Protokoll der Auszählung vermerkt, nachgezählt wurde trotzdem nicht mehr - aus "Zeitdruck".

Gleich zu Beginn des Interviews entschuldigte sich Wahlkommissions-Mitglied Peter Auer bei allen SPÖ-Mitgliedern und vor allem den beiden Kandidaten Hans Peter Doskozil und Andreas Babler "für diese sehr peinliche Situation, die entstanden ist".

Im Interview mit PULS 24 Anchorwoman Bianca Ambros führte Auer noch einmal genau aus, wie die Wahl und die Auszählung ablief sowie wie es zur Panne kam.

Wahlurnen richtig ausgezählt, aber falsch übertragen

Die Wahlurnen seien "immer beaufsichtigt" gewesen und wurden kurz vor der Vorsitzwahl im hinteren Bereich des Saales aufgestellt, stellt Auer klar. Nach der Stimmabgabe wurden die Wahlurnen in ein Zimmer im Keller des Saales gebracht, wo dann ausgezählt wurde.

Die Wahlurnen wurden dann einzeln von Teams ausgezählt. Diese Auszählung der Stimmen in den Urnen habe auch fehlerfrei funktioniert. "Die Stimmen waren immer da, es wurde auch beim Vorgang selbst korrekt ausgezählt", so Auer. "Der Fehler ist bei der Übertragung ins Excel-Sheet passiert", sagte er.

Die Berechnungsformel im Excel-Sheet arbeitete nämlich nach dem Streichungssystem, wie Babler in seiner Pressekonferenz erklärte. So wurden die Stimmen für die Kandidaten als Streichungen, also Gegenstimmen, gewertet, wodurch es zur Vertauschung kam.

Fehlende Stimme wurde sogar protokolliert

Alles sei auf Zetteln protokolliert worden, die von den Mitgliedern der Wahlkommission unterschrieben wurden. So konnte der ganze Prozess am Dienstag bei der Neuauszählung auch lückenlos nachkontrolliert und überprüft werden.

Zur scheinbar fehlenden Stimme meinte Auer: "Diese eine Stimme ist uns auch aufgefallen beim Auszählen, wir haben das auch im Protokoll vermerkt." Nachdem das Endergebnis vorgelegen war, habe man aber gesehen, "dass diese eine Stimme am Ergebnis nichts ändert". Man habe geglaubt, ein Delegierter könnte seinen Zettel vergessen oder verloren haben.

"Alle wollten schnell ein Ergebnis"

Dass niemandem die Diskrepanzen bei den Ergebniszahlen auffiel bzw. nicht noch einmal nachgezählt wurde, dafür machte Auer den "nicht unerheblichen Zeitdruck" verantwortlich: "Alle wollten schnell ein Ergebnis haben, wir wollten schnell ein Ergebnis haben, die Genossinnen und Genossen am Parteitag wollten ein schnelles Ergebnis haben", sagte er.

Die Ergebnisse der einzelnen Urnen seien ja alle korrekt gewesen und dann nur falsch ins Excel-Sheet eingetragen worden. Der Fehler, den die Wahlkommission machte, war, am Ende nicht noch einmal alle Stimmen durchgezählt zu haben, gesteht Auer ein. Auch hätte man wohl im Excel-Sheet noch einmal überprüfen müssen, "ob alle Formeln stimmen bzw. ob alle Zahlen korrekt eingetragen sind".

"Ich glaube, für die Zukunft haben wir mit diesem Bundesparteitag relativ viel gelernt", übt sich Auer im Understatement.

ribbon Zusammenfassung
  • Im Interview mit PULS 24 Anchrowoman Bianca Ambros führte Auer noch einmal genau aus, wie die Wahl und die Auszählung ablief sowie wie es zur Panne kam.
  • "Die Stimmen waren immer da, es wurde auch beim Vorgang selbst korrekt ausgezählt", so Auer. "Der Fehler ist bei der Übertragung ins Excel-Sheet passiert", sagte er.
  • Zur scheinbar fehlenden Stimme meinte Auer: "Diese eine Stimme ist uns auch aufgefallen beim Auszählen, wir haben das auch im Protokoll vermerkt."
  • Nachdem das Endergebnis vorgelegen war, habe man aber gesehen, "dass diese eine Stimme am Ergebnis nichts ändert".
  • Dass nicht noch einmal nachgezählt wurde, dafür machte Auer den "nicht unerheblichen Zeitdruck" verantwortlich.