Ex-Kanzler Christian KernAPA/ROLAND SCHLAGER

Kern gesteht: "Mir ist mein Anteil am jetzigen Schlamassel absolut bewusst"

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Der frühere SPÖ-Vorsitzende und Bundeskanzler Christian Kern gesteht eine Mitschuld an den derzeitigen Problemen der Partei ein.

Auf die Frage, ob er nach seinem überhasteten Rücktritt schuld an dem jetzigen Schlamassel sei, antwortet Kern im aktuellen "profil": "Ja, das bin ich." Und weiter: "Mir ist mein Anteil am jetzigen Schlamassel absolut bewusst. Und ich verstehe alle, die nachtragend sind. Es tut mir leid, dass ich ihnen nicht einmal widersprechen kann."

"Verrückter Prozess"

Die Mitgliederbefragung nennt Kern im Interview mit dem Nachrichtenmagazin einen "verrückten Prozess", auch deshalb kandidiere er nicht. Man sei hineingestolpert, ohne klare Regeln vorzugeben. "Ein Teil will die Mitgliederbefragung, ein anderer Teil setzt alles daran, das Verfahren lächerlich zu machen." Er hofft auf ein reinigendes Gewitter, aber: "Natürlich gibt es in der SPÖ ein Führungsvakuum. Es gibt keine Autoritäten mehr, denen alle gerne folgen. Wenn die verschiedenen Lager nicht zueinander finden, dann wird die SPÖ länger keine Rolle spielen."

Am Parteitag als Kompromiss- oder Kanzlerkandidat anzutreten, schließt er kategorisch aus. Er liebe seine Aufgabe in der Privatwirtschaft und werde einfaches Parteimitglied bleiben. Wen von den drei großen Kandidaten - Rendi-Wagner, Doskozil und Babler - er unterstützt, verrät er nicht. Für Kern sind zwei Fragen wichtig: "Wer kann Schwarz-Blau verhindern?" und "Wer ist bereit, auf die Verlierer der Abstimmung zuzugehen?".

Doskozil deutet an, dass Kern Teil seines Teams sein könnte 

 

Dass Kern im Team von Hans Peter Doskozil mitmischen könnte, deutet der burgenländische Landeshauptmann unterdessen in der "Presse" (Sonntag-Ausgabe) an. "Da sollte man sich überraschen lassen", bleibt Doskozil zunächst noch vage um dann doch ein Lob für den früheren Parteichef anzufügen: "Er ist der Beste, den wir im Bereich Wirtschafts- und Energiepolitik in der Partei haben."

Doskozil bestätigt in dem Interview auch, dass der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig in einer der letzten Gremiensitzungen wegen seiner Stimmprobleme gestichelt habe. "Es war unangebracht und nicht angenehm. Aber ich bin nicht nachtragend." In der Gratiszeitung "Heute" gesteht Doskozil, dass ihn das enttäuscht habe, aber: "In der Politik muss man auch einstecken können."

Kern: "Eiterbeulen an Korruption und Bestechung" brechen auf

Für den ehemaligen Kanzler Kern herrschen in der Partei ungesunde persönliche Feindseligkeiten: "Es gibt weder gemeinsame Konzepte noch gemeinsame Auftritte". Während darüber diskutiert wird, wer den Parteivorsitz übernehmen soll, sollte man sich laut Kern fragen: "Wie kann man den drohenden Lebensstandardverlust verhindern – und eine schwarz-blaue Mehrheit". Das sei die Aufgabe der SPÖ. "Wer mit Landbauer und Waldhäusl koaliert, hat auch keine Skrupel, mit Kickl zu regieren". In Österreich würden gerade "Eiterbeulen an Korruption und Bestechung" aufbrechen, so der Ex-SPÖ-Chef.

ribbon Zusammenfassung
  • Der frühere SPÖ-Vorsitzende und Bundeskanzler Christian Kern gesteht eine Mitschuld an den derzeitigen Problemen der Partei ein.
  • Die Mitgliederbefragung nennt Kern im Interview mit dem Nachrichtenmagazin laut Vorabmeldung einen "verrückten Prozess", auch deshalb kandidiere er nicht.

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