In Uber und Taxi
IKG: Immer mehr antisemitistische Vorfälle in vergangenen Wochen
Die Antisemitismus-Meldestelle der IKG hatte am Montag einen Vorfall in der Bundeshauptstadt öffentlich gemacht. Ein Taxilenker habe in der vergangenen Woche, fünf Personen antisemitisch beschimpft und sie zum Aussteigen gezwungen.
Er hatte zuvor erfahren, dass seine Fahrgäste jüdisch sind und einige aus Israel kommen.
"Es reicht jetzt nicht mehr, antisemitische Diskriminierung, Beschimpfungen, Drohungen und physische Angriffe nur zu verurteilen", kritisierte IKG-Präsident Oskar Deutsch am Montag auf Facebook.
Doch der Antisemitismus-Vorfall im Taxi sei kein Einzelfall.
Anstieg an antisemitischen Vorfällen im Taxi
In den vergangenen Wochen kam es öfters zu antisemitischen Vorfällen mit Uber- bzw Flughafentaxi-Fahrern, wie die Antisemitismus-Meldestelle auf Facebook mitteilt.
"Betroffen waren hierbei Personen, welche aufgrund ihrer Kleidung als jüdisch erkennbar waren, Hebräisch oder Jiddisch sprachen, sich als israelische Staatsbürger zu erkennen gaben, oder lediglich erwähnten, sie seien aus Israel angereist", heißt es weiters.
Gegen diskriminierende Vorfälle oder Verstoße können sowohl Fahrgäste als auch Fahrer direkt in der Uber-App vorgehen. Die Meldungen werden von einem spezialisierten Team untersucht, wie eine Uber-Sprecherin gegenüber "MeinBezirk.at" sagte.
"Ein spezialisiertes Team untersucht die Vorfälle und leitet umgehend entsprechende Maßnahmen ein, zu denen auch die Sperrung einer angeschuldigten Partei zur Plattform gehören kann", wird die Sprecherin zitiert.
In konkreten Fällen von Antisemitismus kann man aber auch sowohl Polizei als auch die Antisemitismus-Meldestelle informieren.
Serie antisemitischer Vorfälle in Österreich
Ende Juli berichtete ein israelischer Musiker, dass der Kellner nach Aufnahme der Bestellung die Musiker gefragt haben, in welcher Sprache sie sich unterhalten. Nachdem er "Hebräisch" antwortete, sei ihnen erklärt worden, dass ihnen in diesem Fall kein Essen serviert werde, berichtete der Musiker über den Vorfall auf Social Media.
Ein weiterer antisemitischer Vorfall wurde in Ehrwald in Tirol dokumentiert. Ein jüdisches Ehepaar wurde laut eigener Aussage aufgrund ihrer Staatsbürgerschaft abgewiesen.
Nachdem der Betreiber ihnen bereits einen Platz zugewiesen hatte, änderte er beim Blick auf ihre Pässe seine Meinung. Für Israelis habe er keinen Platz, soll er laut Aussage des Paares gesagt haben.
Vergangene Woche weigerte sich der Besitzer einer Pizzeria in Seekirchen am Wallersee, eine israelische Familie zu bedienen. Der Mann habe die Gäste, darunter auch Kinder, mit dem Hinweis, "ihr hungert die Menschen in Gaza aus", aus dem Lokal geworfen, wie die IKG für die Bundesländer Salzburg, Steiermark und Kärnten, am Freitag in einer Aussendung informierte.
"Wenn hier nicht entschieden dagegen vorgegangen wird, und zwar sowohl von der Politik und vom Rechtsstaat als auch von der Zivilgesellschaft, von einzelnen Engagierten auf der Straße oder in sozialen Medien, in Redaktionen und von Kulturschaffenden, von Lehrern und Lehrerinnen und anderen in unserer Gesellschaft, dann wird es für Juden und Jüdinnen bald keinen Platz mehr in Europa geben", betont der IKG-Präsident.
Israelischer Botschafter besorgt
Auch der israelische Botschafter David Roet hat sich über die Serie antisemitischer Vorfälle in Österreich besorgt gezeigt. "Es ist erschütternd, dass derartige Akte des Hasses mittlerweile zur Routine geworden sind", erklärte Roet in einer Aussendung am Dienstag.
"Wir müssen den Kampf gegen Antisemitismus jetzt verstärken, bevor es zu spät ist. Es ist unsere moralische und historische Verantwortung", erklärte der israelische Botschafter. Für Roet stellten diese Vorfälle "lediglich die Spitze des Eisbergs" dar, Jüd:innen und Israelis erleben tagtäglich Diskriminierung, betonte er.
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Weltweit ansteigender Antisemitismus
Derartige Vorfälle dürfen laut Roet nicht Teil des Alltags werden. Er dankte den zahlreichen österreichischen Politiker:innen, die sich unmissverständlich geäußert haben, dass Antisemitismus in diesem Land keinen Platz haben darf.
"Der weltweit alarmierende Anstieg des Antisemitismus ist ein deutlicher Warnruf an uns alle, entschlossen zu handeln und einer weiteren Ausbreitung entschieden entgegenzutreten", so Roet.
Zusammenfassung
- Die Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde dokumentiert in den vergangenen Wochen einen Anstieg antisemitischer Vorfälle, insbesondere im Zusammenhang mit Uber- und Flughafentaxifahrern.
- IKG-Präsident Oskar Deutsch bezeichnet die aktuelle Situation als "Bedrohungslage" für Jüd:innen.