IKG besorgt
Wiener Taxifahrer soll jüdische Fahrgäste rausgeworfen haben
"Es reicht jetzt nicht mehr, antisemitische Diskriminierung, Beschimpfungen, Drohungen und physische Angriffe nur zu verurteilen", wie der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, in einem Posting auf Facebook erklärte.
Er zeigte sich am Montag besorgt wegen eines antisemitischen Vorfalls mit einem Taxilenker in Wien und der zwischenzeitlich im Raum gestandenen Verschiebung eines Dokumentarfilms über jüdisches Leben im heutigen Salzburg.
Jüdische Fahrgäste zum Aussteigen gezwungen
Die Antisemitismus-Meldestelle der IKG hatte zuvor einen Vorfall in der Bundeshauptstadt öffentlich gemacht. Ein Taxilenker habe in der vergangenen Woche - als er erfuhr, dass seine Fahrgäste jüdisch sind und einige aus Israel kommen - fünf Personen antisemitisch beschimpft und sie zum Aussteigen gezwungen.
Deutsch zeigte sich auf Facebook betroffen und beklagte mit dem Fall des Salzburger Kinos oder dem mutmaßlichen Rauswurf israelischer Gäste aus einem Lokal eine "deutliche Häufung solcher Vorfälle in den vergangenen Wochen".
"Wenn hier nicht entschieden dagegen vorgegangen wird, und zwar sowohl von der Politik und vom Rechtsstaat als auch von der Zivilgesellschaft, von einzelnen Engagierten auf der Straße oder in Sozialen Medien, in Redaktionen und von Kulturschaffenden, von Lehrern und Lehrerinnen und anderen in unserer Gesellschaft, dann wird es für Juden und Jüdinnen bald keinen Platz mehr in Europa geben", betonte Deutsch.
Indes wird die für den 28. August geplante und dann wegen Sicherheitsbedenken verschobene Premiere eines Dokumentarfilms über jüdisches Leben im heutigen Salzburg nun doch zum ursprünglichen Termin stattfinden.
"Es wird mit allen Verantwortlichen ein gemeinsames Sicherheitskonzept erarbeitet, damit eine reibungslose Durchführung stattfinden kann", teilte der Vorsitzende des "Das Kino"-Kuratoriums, Landeshauptmannstellvertreter Stefan Schnöll (ÖVP), am Montag mit.
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Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Salzburg, Steiermark und Kärnten, Elie Rosen, hatte das Salzburger Programmkino zuvor in einer Aussendung harsch für die "Absage" kritisiert und von einem "fatalen Signal" gesprochen.
Man sei offenbar an einem Punkt angelangt, "an dem sich manche nicht mehr mit jüdischen Themen - und in der Folge wohl auch nicht mehr mit Juden selbst - zeigen oder gar beschmutzen wollen". Es wecke Erinnerungen an die NS-Zeit, als jüdische Stimmen und jüdische Kunst systematisch ausgegrenzt, ihre Werke als "verbotene Filme" und "unerwünschte Kultur" gebrandmarkt wurden.
Kino-Geschäftsführerin: "Wichtiger Film"
Die Geschäftsführerin des Kinos, Renate Wurm, sagte zur Kritik, dass man die Filmvorführung nach Rücksprache mit den Filmemacherinnen zunächst nicht abgesagt, sondern nur verschoben habe - wenn auch noch ohne konkreten Ersatztermin. Wurm hatte für diesen Schritt organisatorische Gründe angeführt. Sie selbst sei am 28. August bei einem Festival in Venedig und nicht in Salzburg.
"Es ist aber Chefinnensache, für die Sicherheit der Besucher zu sorgen." Dabei stehe eine reibungslose Durchführung ohne Störaktionen an oberster Stelle - ein Hinweis auf die Proteste bei der diesjährigen Eröffnung der Salzburger Festspiele. "Ich bin der Meinung, dass der Film wichtig ist und gezeigt werden sollte."
Für die 60-minütige Doku "Wir sind noch da - Juden in Salzburg" haben die beiden Filmemacherinnen Joyce Rohrmoser und Sina Moser in der Stadt Salzburg lebende Jüdinnen und Juden interviewt. Bei der Erstvorführung im "Das Kino" ist eine Diskussion mit den beiden Regisseurinnen und IKG-Präsident Rosen angedacht.
Letzterer hatte bereits am vergangenen Freitag den Besitzer einer Pizzeria in Seekirchen am Wallersee (Flachgau) scharf kritisiert, weil sich der Mann geweigert haben soll, eine israelische Familie zu bedienen. Der Wirt habe die Gäste mit dem Hinweis, "ihr hungert die Menschen in Gaza aus", aus dem Lokal geworfen - ein Vorwurf, der vom Gastronomen selbst entschieden zurückgewiesen wurde.
Video: Kampagne gegen Antisemitismus im Netz
Zusammenfassung
- Laut der Antisemitismus-Meldestelle der Israelitischen Kultusgemeinde soll ein Taxifahrer in Wien jüdische Fahrgäste beschimpft und aus dem Wagen geworfen haben.
- Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, warnt angesichts einer deutlichen Häufung antisemitischer Vorfälle in Österreich und fordert entschiedene Maßnahmen von Politik, Rechtsstaat und Gesellschaft.