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Dementi von Besitzer

Salzburger Wirt warf offenbar Israelis aus Pizzeria

Heute, 11:38 · Lesedauer 4 min

Der Besitzer einer Pizzeria in Seekirchen am Wallersee (Flachgau) hat sich am Mittwochabend offenbar geweigert, eine israelische Familie zu bedienen. Der Wirt dementierte hingegen vehement.

Der Mann habe die Gäste, darunter auch Kinder, mit dem Hinweis, "ihr hungert die Menschen in Gaza aus", aus dem Lokal geworfen, wie die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) für die Bundesländer Salzburg, Steiermark und Kärnten, am Freitag in einer Aussendung informierte.

Das Verhalten des Wirtes wurde von der Israelitischen Kultusgemeinde "mit großer Entschiedenheit" verurteilt. Seitens der Polizei ist der Vorfall nicht bekannt.

"Bei uns liegt keine Anzeige vor", sagte eine Sprecherin der Landespolizeidirektion Salzburg auf APA-Anfrage.

Wirt dementierte Hinauswurf 

Der betreffende Wirt konnte von der APA am Freitagnachmittag für eine Stellungnahme erreicht werden. Er dementierte den Hinauswurf. Er vermute, dass die Familie um 21.25 Uhr gekommen sei, die Küche schließe aber um 21.30 Uhr. Das sei zu spät für ein Essen gewesen. Er habe auch nicht gewusst, aus welchem Land die Gäste stammten, alle Menschen seien in seinem Lokal willkommen.

Der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Salzburg, Steiermark und Kärnten, Elie Rosen, erklärte gegenüber der APA, dass Anzeigen in diese Richtung ziemlich zahnlos seien.

Die israelische Familie habe dem Wirt noch versucht zu erklären, dass sie einfache Touristen seien, der Mann habe offenbar davon nichts höhren wollen.

Edtstadler verurteilt Aktion

Salzburgs Landeshauptfrau Karoline Edtstadler (ÖVP) ist von diesem Vorfall bereits informiert worden. Sie hat unmittelbar Kontakt mit dem Bürgermeister von Seekirchen, dem israelischen Botschafter in Österreich und der jüdischen Gemeinde in Österreich aufgenommen.

"Ich verurteile ein solches Verhalten scharf, Antisemitismus hat in Österreich und in Salzburg keinen Millimeter Platz. Im Gegenteil: Österreich ist stolz auf seine Jüdische Gemeinde und freut sich über Gäste aus Israel", erklärte die Landeshauptfrau in einer Stellungnahme.

Kultusgemeinde berichtet von Hassmails 

Parallel zu derartigen Vorfällen, die sich inzwischen häufen würden, erreiche die Kultusgemeinde täglich eine Flut von Hassmails, in denen in unverhohlenem Nazijargon vom "Juden" oder "der Jude" als stilisiertem Bösen die Rede sei, erklärte Rosen. Dieser Ausdruck, tief verankert in der Propaganda des "Stürmers", werde heute wieder ungeniert verwendet - verbunden mit der Vorstellung, der Jude oder der Israeli sei Inbegriff des Bösen.

Wer so schreibe, glaube, seinen Hass öffentlich und folgenlos äußern zu dürfen. "Wird man die Repräsentanten der jüdischen Gemeinden, die als solche bekannt sind, bald auch nicht mehr bedienen - und die Gesellschaft schweigt weiter?", stellte er die Frage in den Raum.

Die aktuelle internationale Berichterstattung zu Hilfslieferungen nach Gaza zeige ein komplexes, oft widersprüchliches Bild: Plünderungen durch bewaffnete Gruppen, Verdachtsmomente gegen Hamas-Strukturen, aber auch Vorwürfe politischer Blockaden seitens Israels.

Doch statt differenziert zu berichten, würden Schuldzuweisungen häufig vereinfacht, der Kontext werde ausgeblendet. So entstehe ein Klima, in dem antisemitische Narrative gedeihen und sich in konkreten Taten gegen Juden und Israelis niederschlagen würden. Besonders in Österreich sei die Berichterstattung auffallend einseitig, wurde in der Aussendung kritisiert.

Stärkere gesetzliche Regelungen gefordert

Es bedürfe raschest politischer und gesetzlicher Maßnahmen, sagte Rosen. Er fordert stärkere gesetzliche Regelungen gegen antisemitische Hasskriminalität - auch zum Schutz ausländischer Besucher, darunter Touristen aus Israel. Antisemitismus müsse klarer definiert, effektiv geahndet und in der Strafverfolgung mit höchster Priorität behandelt werden.

Diejenigen, die bei Gedenkveranstaltungen mahnend in die Kameras blickten, seien jetzt gefordert, wenn in der Gegenwart Juden und Israelis angegriffen, ausgegrenzt oder gedemütigt würden, erklärte Rosen.

Erinnerungskultur sei wertlos, wenn sie nicht in entschlossenes Handeln gegen aktuellen Hass und Diskriminierung münde. Wenn die Premiere eines Films über jüdisches Leben in der Festspielmetropole von einem Kino abgesagt werde, so sollten eigentlich die Alarmglocken läuten. Die politischen "Zuschauer" von vergangen gewähnten Jahrzehnten seien längst wieder im Heute angekommen.

Rosen hatte bereits nach der Störaktion einer propalästinensischen Aktivistengruppe während des Festaktes zur offiziellen Eröffnung der diesjährigen Salzburger Festspiele und nach aktuellen Berichten über Diskriminierung israelischer Gäste von Politik, Kulturinstitutionen und Zivilgesellschaft klare Worte gegen "Israelhass" gefordert.

"Jüdisches Leben in Österreich darf nicht zum Kollateralschaden politischer Agitation werden."

Video: Kampf gegen Antisemitismus

Zusammenfassung
  • Der Besitzer einer Pizzeria in Seekirchen am Wallersee (Flachgau) hat sich am Mittwochabend offenbar geweigert, eine israelische Familie zu bedienen.
  • Der Mann habe die Gäste, darunter auch Kinder, mit dem Hinweis, "ihr hungert die Menschen in Gaza aus", aus dem Lokal geworfen.
  • Das Verhalten des Wirtes wurde von der Israelitischen Kultusgemeinde "mit großer Entschiedenheit" verurteilt. Seitens der Polizei ist der Vorfall nicht bekannt.
  • "Bei uns liegt keine Anzeige vor", sagte eine Sprecherin der Landespolizeidirektion Salzburg auf APA-Anfrage.