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Überraschungs-Trip nach London: Prinz Harry vor Gericht

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Prinz Harry und andere Stars wie etwa Elton John werfen dem Zeitungsverlag der Klatschblätter "Daily Mail" und "Mail on Sunday" vor, sie abgehört zu haben, um an Infos für ihre Tratschstorys zu kommen. Der Briten-Royal tauchte am Montag überraschend zu einem Prozess vor dem Höchstgericht auf.

Am Montag erschien Prinz Harry am High Court in London zu einer Anhörung wegen seiner Klage gegen den Verlag Associated Newspapers Limited. Harry wirft ANL vor, Privatermittler angeheuert zu haben. Diese sollen Wanzen in Autos und Häusern installiert und so Telefonate mitangehört haben. Der Prozess ist auf vier Tage angesetzt. 

Außer Harry haben auch weitere Prominente Klage eingereicht, darunter Popstar Elton John und sein Ehemann David Furnish sowie die Schauspielerinnen Liz Hurley und Sadie Frost. Ihre Anwälte sprechen von "überzeugenden und äußerst bedrückenden Beweisen dafür, dass sie Opfer abscheulicher krimineller Aktivitäten und grober Verletzungen der Privatsphäre geworden sind".

Die Teilnahme des 38-jährigen Königssohns an der Sitzung war nicht erwartet worden. Am Monatag saß er im hinteren Bereich von Saal 76, zwei Sitze entfernt von der Schauspielerin Sadie Frost. Ab und zu schrieb Harry etwas in ein kleines schwarzes Notizbuch. Ob auch Ehefrau Herzogin Meghan (41) aus dem Wohnort Montecito in Kalifornien anreiste, war unklar - sie war am Montag öffentlich nicht zu sehen.

Einbruch, illegaler Aktenkauf

Die Vorwürfe von Harry und den anderen Promis gegen den Verlag Associated Newspapers Limited (ANL) beziehen sich auf die Zeit von 1993 bis 2011. Der Herausgeber habe den "Einbruch und das Eindringen in Privateigentum" in Auftrag gegeben, illegal Mailbox-Nachrichten abgehört und Krankenakten beschafft. In einer schriftlichen Erklärung betonte der Anwalt der Gruppe, David Sherborne: "Die Kläger machen jeweils geltend, auf unterschiedliche Weise Opfer zahlreicher rechtswidriger Handlungen der Beklagten oder von Personen geworden zu sein, die auf Anweisung ihrer Zeitungen "The Daily Mail" und "The Mail On Sunday" gehandelt haben." Schon zuvor hatte die Harry-Seite betont, es gebe "überzeugende und äußerst bedrückende Beweise dafür, dass sie Opfer abscheulicher krimineller Aktivitäten und grober Verletzungen der Privatsphäre geworden sind".

ANL weist die Vorwürfe als "absurde Verleumdungen" zurück. Es handle sich um einen "geplanten und orchestrierten Versuch, die "Mail"-Titel in den Telefon-Abhörskandal zu ziehen", betonte der Verlag. Er will beantragen, die Klagen zurückzuweisen und damit einen Prozess zu verhindern, der später im Jahr starten würde.

Zusammenarbeit zwischen Palast und Klatschpresse

Harry hat zuletzt immer wieder deutlich gemacht, wie sehr er die Boulevardpresse verachtet - auch mit Blick auf den Unfalltod seiner Mutter Diana 1997, die in Paris von Paparazzi verfolgt worden war. In seiner Autobiografie "Reserve", der Netflix-Doku "Harry & Meghan" sowie mehreren Interviews macht er die in Großbritannien weit verbreitete "Yellow Press" zudem für das kalte und teils unmenschliche Klima mitverantwortlich, das im Palast gegen ihn und Meghan geherrscht habe. Von einer ungesunden Allianz zwischen Boulevard und Königshaus war die Rede.

So warf der Fünfte der Thronfolge seiner Schwiegermutter, Königsgemahlin Camilla, vor, sie habe Informationen durchgestochen, um sich und andere Royals aus seine Kosten in ein gutes Licht zu stellen. Die Anschuldigungen haben das Verhältnis zwischen Harry auf der einen Seite sowie Vater Charles und Bruder Thronfolger Prinz William auf der anderen Seite noch verschlechtert.

Noch immer ist unklar, ob Harry und Meghan zur Krönung von Charles und Camilla am 6. Mai - dem vierten Geburtstag ihres Sohns Prinz Archie - anreisen werden. Zuletzt hatten royale Quellen gestreut, Harry und Meghan würden fordern, dass sie mit berücksichtigt werden, wenn sich die Royal Family nach der Zeremonie auf dem Balkon des Buckingham-Palasts dem Volk zeigt. 

Harry in London, Verwandte nicht

Zu einer Aussprache zwischen König Charles III. und seinem Sohn wird es wohl nicht kommen. Denn Charles reist am Mittwoch mit Camilla zum Staatsbesuch nach Deutschland ab und ist aktuell weder in London noch auch Schloss Windsor nahe der Hauptstadt. Auch ein Treffen mit William sei unwahrscheinlich, hieß es. Der Thronfolger sowie Ehefrau Prinzessin Kate und ihre drei Kinder seien wegen der Osterferien ebenfalls nicht in Windsor.

So sind viele Fragen weiter offen - auch, ob Harry auf Schloss Windsor übernachten wird. Auf dem weitläufigen Areal stand ihm und Meghan stets das Frogmore Cottage zur Verfügung. Kürzlich wurde bekannt, dass Charles das Paar, das seit Jahren keine offiziellen Aufgaben mehr wahrnimmt, aufgefordert hatte, das Haus zu räumen. Dort soll dem Vernehmen nach Prinz Andrew, der kleine Bruder des Königs einziehen, der wegen seiner Verstrickung in einen Missbrauchsskandal öffentlich in Ungnade gefallen ist. Der Rauswurf aus Frogmore Cottage dürfte die Spannungen innerhalb der Royal Family weiter angeheizt haben.

ribbon Zusammenfassung
  • Prinz Harry und andere Stars wie etwa Elton John werfen dem Zeitungsverlag der Klatschblätter "Daily Mail" und "Mail on Sunday" vor, sie abgehört zu haben, um an Infos für ihre Tratschstorys zu kommen.
  • Der Briten-Royal tauchte am Montag überraschend zu einem Prozess vor dem Höchstgericht auf.