APA/HANS PUNZ

Unwetter in Niederösterreich: 1.600 Feuerwehrmitglieder und 21 Soldaten im Einsatz

0

Hagel- und Sturmunwetter haben am Donnerstagabend und in der Nacht auf Freitag auch in Niederösterreich gewütet. 1.600 Mitglieder von 110 Feuerwehren waren vor allem im Wald- und Weinviertel im Einsatz. Die Aufräumarbeiten gehen am Freitag weiter.

Durch die schweren Unwetter mit Hagel und Sturm sind Schäden in Millionenschäden entstanden. Allein in der Landwirtschaft beläuft sich der Gesamtschaden in Ober- und Niederösterreich laut Hagelversicherung auf rund 28 Millionen Euro. Auf die Gemeinde Schrattenberg bei Poysdorf im Bezirk Mistelbach etwa gingen faustgroße Hagelkörner nieder.

Roek in Schrattenberg (NÖ): Hälfte der Dächer abgedeckt

Besonders schlimm sind die Unwetterschäden in den Bezirken Hollabrunn, Mistelbach, Gmünd, Horn, Zwettl und Waidhofen a. d. Thaya. Mehr als 300 Hausdächer wurden laut Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando Niederösterreich durch den Hagel zerstört. Regenmassen setzten Häuser und Keller unter Wasser, orkanartige Böen entwurzelten dutzende Baume und rissen Telefon- und Stromleitungen zu Boden. In Wildendürnbach (Bezirk Mistelbach) ging gegen 0.30 Uhr durch Blitzschlag eine Scheune in Flammen auf.

So einen Sturm "noch nie erlebt"

Besonders wild ging es in den Bezirken Hollabrunn und Mistelbach zu. "Alteingesessene Bewohner und erfahrene Feuerwehrleute erzählten, dass sie ein derartiges Unwetter noch nie erlebt hätten", schilderte Resperger. Hausdächer seien vom Hagel "regelrecht durchlöchert" worden. Heruntergefallene und kaputte Dachschindeln bereiteten Probleme auf den Straßen. Glashäuser und Fensterscheiben gingen zu Bruch, zahlreiche Autos wurden in Mitleidenschaft gezogen. Alleine im Bezirk Hollabrunn waren rund 800 Mitglieder von 50 Feuerwehren über mehrere Stunden hinweg gefordert. Dort führte nach Angaben des Bezirkskommandos auch die Pulkau Hochwasser.

Tornado-Ausläufer deckte Hälfte der Häuser ab

In der 834 Einwohner zählenden Grenzgemeinde Schrattenberg bei Poysdorf (Bezirk Mistelbach) hat der Ausläufer des auf tschechischer Seite wütenden Tornados die Dächer von 250 Objekten schwer beschädigt. Noch in den Abendstunden wurden vom Landesfeuerwehrverband Abdeckplanen aus Tulln angeliefert, um die kaputten Dächer vor weiteren Wassereinbrüchen zu schützen. Über das Ausmaß der Zerstörungen herrschte blankes Entsetzen.

Bundesheer im Assistenzeinsatz

Schwer gebeutelt wurde zudem Allentsteig im Bezirk Zwettl. Zahlreiche Häuser waren hier beschädigt worden, seitens der Stadtgemeinde wurde das Bundesheer zum Assistenzeinsatz angefordert. 21 Soldaten und zivile Bedienstete waren am Freitag an Ort und Stelle. Neben Kräften des Truppenübungsplatzes Allentsteig halfen auch Mitglieder des Pionierbataillons 3 aus Melk mit technischem Gerät im Waldviertel mit.

Die Arbeiterkammer (AK) Niederösterreich unterstützt von den Unwettern betroffene Mitglieder mit bis zu 1.000 Euro. Die Direkthilfe kann laut Aussendung für Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen im Wohnbereich beantragt werden. Kein Anspruch bestehe, wenn der gesamte Schaden durch eine Versicherung gedeckt ist. Anträge können in den AK-Bezirksstellen gestellt werden.

Golfballgroße Hagelkörner in OÖ

In Oberösterreich sorgten die neuerlichen Unwetter mit teils golfballgroßen Hagelkörnern ab Donnerstagabend für 952 Einsätze der Feuerwehren. Am schlimmsten traf es die Bezirke Grieskirchen, Urfahr-Umgebung, Rohrbach und Freistadt. 104 Feuerwehren mit rund 1.560 Helfern mussten zu Überflutungen, Sturm-und Hagelschäden ausrücken, u.a. zerstörte Dächer provisorisch eindecken und Straßen von umgestürzten Bäumen befreien. In Linz entstanden vor allem im Stadtteil Pichling schwere Schäden.

Hart getroffen hat es vor allem die Bauern. Allein in dieser Woche entstand laut Hagelschutzversicherung durch die Unwetter-Serie ein Schaden in der Landwirtschaft von rund 31 Millionen Euro. Der ÖGB Oberösterreich wies darauf hin, dass Arbeitnehmer, die wegen eines Unwetters nicht oder nicht pünktlich zur Arbeit kommen können, keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu fürchten hätten. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) verwies auch auf die vom Bund zugesicherten Mittel aus dem Katastrophenfonds.

28 Millionen Schaden

"Aktuell gehen wir aufgrund der heutigen Unwetter von einem Gesamtschaden an landwirtschaftlichen Kulturen in den Bundesländern Oberösterreich und Niederösterreich von 28 Millionen Euro aus", sagte Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, noch in der Nacht auf Freitag. In der Steiermark entstanden weitere Schäden in der Höhe von 600.000 Euro.

Von Westen her kommend zogen die Gewitterwolken Richtung Osten und entluden sich in den Abendstunden über weiten Teilen des Landes. Mit 19 Millionen Euro gab es den höchsten Schaden in Niederösterreich. "Vom Getreide bis zum Wein entstand auf einer Gesamtfläche von rund 26.000 Hektar ein Schaden. Oftmals ist die Ackerkultur gar nicht mehr erkennbar", bilanzierte Josef Kaltenböck, Landesleiter Niederösterreich-Ost der Hagelversicherung.

In Oberösterreich belief sich der Gesamtschaden auf neun Millionen Euro. "Betroffen sind alle landwirtschaftlichen Kulturen, Wintergerste ist die Hauptkultur - das Schadensausmaß reicht bis hin zu einem Totalausfall", so der oberösterreichische Landesleiter der Hagelversicherung, Wolfgang Winkler. Josef Kurz, Landesleiter in der Steiermark, teilte mit, dass dort eine landwirtschaftliche Fläche von fast 9.000 Hektar betroffen war.

ribbon Zusammenfassung
  • Hagel- und Sturmunwetter haben am Donnerstagabend und in der Nacht auf Freitag auch in Niederösterreich gewütet.
  • 1.600 Mitglieder von 110 Feuerwehren waren vor allem im Wald- und Weinviertel im Einsatz.
  • Mehr als 300 Hausdächer wurden laut Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando Niederösterreich durch den Hagel zerstört.
  • egenmassen setzten Häuser und Keller unter Wasser, orkanartige Böen entwurzelten dutzende Baume und rissen Telefon- und Stromleitungen zu Boden.
  • Besonders wild ging es in den Bezirken Hollabrunn und Mistelbach zu. "Alt eingesessene Bewohner und erfahrene Feuerwehrleute erzählten, dass sie ein derartiges Unwetter noch nie erlebt hätten", schilderte Resperger.
  • Hausdächer seien vom Hagel "regelrecht durchlöchert" worden. Die Aufräumarbeiten gehen am Freitag weiter.

Mehr aus Chronik