Fragen und Antworten
Pachtverträge gekündigt: Warum der Mondsee einer Frau gehört
Schnell zog eine Welle der Verunsicherung über den Mondsee, als bekannt wurde, dass die Besitzerin des Sees sämtlichen Pächtern unerwartet aufgekündigt hatte.
Seitdem geht die Angst um, dass die Pachtpreise nun steil nach oben gehen könnten.
Worum geht es?
Die Eigentümerin des Mondsees, Anna Mathyl, kündigte per Einschreiben sämtlichen Pächtern von Bootshäusern, Bojen, Stegen und anderen Anlagen ihre Verträge auf. Mathyl bezog sich dabei auf ein "gesetzliches Sonderkündigungsrecht", wie auch "NewsFlix" berichtet.
Es sei ihr ein Anliegen, den See nachhaltig zu bewirtschaften und als Naturraum zu bewahren, so die Begründung. Deshalb seien "private oder kommerzielle Nutzungen des Mondsees, für die keine ausdrückliche gesetzliche oder schriftliche Erlaubnis von mir als Seeeigentümerin vorliegt" untersagt, so Mathyl in dem Schreiben.
Wie geht es jetzt weiter?
Scheinbar gebe es aber noch die Möglichkeit, eine neue Vereinbarung abzuschließen. In dem Brief ließ Mathyl wissen: Wer daran Interesse hat, soll sich an die Seeverwaltung Mondsee wenden.
Kritiker befürchten, dass die Pachtpreise jetzt ordentlich erhöht werden könnten. Sicher ist das Ganze aber nicht. Noch hat sich die Besitzerin nicht genau dazu geäußert, nächste Woche will sie aber für Fragen zur Verfügung stehen.
Wie viele Menschen sind betroffen?
Von den gekündigten Verträgen seien über 500 Anrainer betroffen, erklärt Rechtsanwalt Lukas Hock im PULS 24-Interview. Man müsse sich aber jede Situation individuell anschauen: Es hätten auch Eigentümer des Seegrundstücks ein Schreiben erhalten, die vielleicht gar nicht betroffen sind.
"Andere Eigentümer oder Anrainer, die sind schon seit hunderten Jahren am See, wo die Urgenerationen das schon benutzt haben, die aber nie Pacht gezahlt haben", so Hock. Man müsse sich also jeden Vertrag individuell anschauen.
Betroffen ist auch die Gemeinde St. Lorenz: "Wir haben zwei Freibäder, wir haben auch Steganlagen", erklärt Bürgermeister Andreas Hammerl gegenüber PULS 24. Er ist aber zuversichtlich, dass man eine "wohlwollende Lösung" finden wird, die für alle passt, so dass der Badebetrieb für die Öffentlichkeit erhalten bleiben kann.
Warum gehört der Mondsee einer Person?
Rein theoretisch gehört Mathyl nicht der Mondsee. Sie ist aber Eigentümerin der Geländevertiefung, in dem sich der See befindet. Diese hat sie von ihrer Mutter vererbt bekommen.
Wie es dazu kam, dass der Mondsee in privatem Familienbesitz ist, ist eine interessante Geschichte:
Der See gehörte ursprünglich dem Kloster Mondsee, das aber 1791 aufgelassen wurde. Als der französische Kaiser Napoleon Bonaparte 20 Jahre später Europa überrannte, schenkte er das ehemalige Kloster und all seine Besitztümer dem bayrischen Feldmarschall Carl Philipp von Wrede.
Seitdem gehörten das Kloster, das mittlerweile verkauft wurde, und der Mondsee den Grafen Almeida - den Nachfahren von Wrede. Von 1977 bis 2024 war Nicolette Waechter, geborene Almeida, die Besitzerin des Sees. Schließlich übergab sie die Liegenschaft an ihre Tochter Anna Mathyl.
Ändert sich etwas für die Badegäste?
Nein, für Besucher:innen bzw. Badegäste am Mondsee ändert sich nichts. Der Allgemeingebrauch des Wassers ergebe sich aus dem Wasserrechtsgesetz, erklärt Immobilien-Juristin Iris Alexandra Machtinger gegenüber "NewsFlix".
"Dort, wo man bisher legal in den See gehen konnte, um ihn zu nutzen, wird das auch künftig möglich sein, ob zum Schwimmen, Tauchen, Segeln, Surfen oder Boot fahren", so Machtinger.
Dass das Schwimmen oder Bootfahren am Mondsee aber künftig teurer werden könnten, sei grundsätzlich möglich. Sollte beispielsweise eine Gemeinde künftig eine höhere Pacht zahlen müssen, könnten diese Kosten auf die Bürger abgewälzt werden. Ob es aber derzeit überhaupt zu Pachterhöhungen kommen wird, ist nicht bekannt.
Wem gehören Österreichs Seen?
Nach dem Neusiedler See, der großteils der Familie Esterházy gehört, ist der Mondsee der zweitgrößte Privatsee Österreichs. Ansonsten sind auch der Faaker See, der Keutschacher See (beide in Kärnten) und teilweise der Wolfgangsee zwischen Salzburg und Oberösterreich in Privatbesitz.
Der Großteil von Österreichs Seen ist aber öffentliches Eigentum. So halten die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) beispielsweise den Grund vieler Seen und Teiche. Neben den Bundesforsten sind auch Bund, Länder und Gemeinden Eigentümer von Seen oder Seeanteilen.
Video - Steirisches Auseerland: Drohender Massentourismus
Zusammenfassung
- Wie kann es sein, dass der Mondsee einer Person gehört? Warum will die Eigentümerin nun alle Pachtverträge kündigen?
- Und wird man zukünftig am Mondsee überhaupt noch schwimmen oder Boot fahren dürfen?
- Ein Überblick über die wichtigsten Fragen und Antworten.