NEU

Kickl zu Omikron, Impfung und Alternativmedikamenten im Faktencheck

0

Die Warnung vor Omikron sei Panikmache und es gebe ein "ganzes Arsenal" von Medikamenten, die bei Corona eingesetzt werden können, sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl am Dienstag. Experten sehen das etwas anders.

FPÖ-Chef Herbert Kickl griff in seiner Pressekonferenz am Dienstag die Regierung unter anderem für die "Verbreitung von Angst und Panik und von Unsicherheit" in der Corona-Pandemie. Der "neueste Purzelbaum" der Regierung sei die neue Variante Omikron, so Kickl. Man wisse, dass die Verläufe bei dieser Virus-Variante in Sudafrika weniger schwer gewesen seien.

Virologe Andreas Bergthaler erklärt im PULS 24 Interview, dass es schlicht noch nicht genug Informationen über die Omikron-Variante gibt, man gewinne aber "jeden Tag neue Erkenntnisse". Gesichert sei, dass es eine neue Virus-Variante gibt, die über 50 Mutationen hat und sich die Variante in größerem Ausmaß verbreitet hat.

Was genau diese Mutationen bewirken, könne man noch nicht sagen. In Südafrika seien die Verläufe leichter, aber mehr Junge betroffen. Die Bevölkerungsstruktur im Süden Afrikas sei aber auch jünger, so Bergthaler. In Österreich sind bisher vor allem einzelne Fälle bei Reiserückkehrern aufgetreten. Die Frage sei nun, ob es dabei bleibe, oder sich das Virus auch so ausbreite. In Schottland etwa gebe es schon Fälle, die auf keine Reise zurückzuführen seien. International sind bisher aber "relativ wenige" Fälle aufgetreten. 

Aus anderen Varianten sind die Mutationen bekannt - dort hätte sie dem Virus ermöglicht der Immunantwort leichter auszuweichen. Beweise dafür gebe es bei Omikron noch nicht. Man müsse noch auf weitere Daten warten. "Es gibt keinen Grund zur Panik, aber zur Beunruhigung".

Vorhandene Impfstoffe wirken

Bergthaler empfiehlt als Maßnahme, die aufgetreten Omikron-Fälle genau zu verfolgen. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es wichtig, dass man sich impfen lässt", sagt der Virologe. Auch solle man nicht auf einen Totimpfstoff oder upgedatete Impfstoffe warten. Außerdem sehe man nun, dass es auch in unserem Interesse liegt die Pandemie auch in fernen Ländern einzudämmen.

Herbert Kickl sagte bei der Pressekonferenz ebenso, dass die FPÖ nicht generell gegen die Impfung  auftreten würde, sondern für die Freiheit, diese in Anspruch zu nehmen oder eben nicht. "Wir kämpfen dafür, das niemandem ein Nachteil erwächst, der die Impfung ablehnt", betonte er. Stattdessen müsse es eine offene Diskussion etwa über eine mangelende Wirksamkeit der Impfung oder "Impfnebenwirkungen" geben.

Dass auch geimpfte in Krankenhäusern landen, liege vor allem daran, dass sie die Auffrischungsimpfung früher gebraucht hätten, sagte Ojan Assadian, der ärztliche Direktor des Landeskrankenhauses Wiener Neustadt, im PULS 24 Interview.

Ärztlicher Direktor Assadian: Schon 31 von 68 Covid-Patienten geimpft

Tatsächlich zeigen neueste Daten der AGES-Epidemiologen, dass die Impfung zu rund 95 Prozent vor einem Krankenhausaufenthalt schützt. Insgesamt schützten die Vakzine in der Altersgruppe der 18- bis 59-Jährigen vollständig Immunisierte im Vergleich zu Ungeimpften zu 95,53 Prozent vor einem so schweren Verlauf der Infektion, dass eine Aufnahme ins Spital erfolgen musste. Die Schutzraten lagen für AstraZeneca-, Pfizer/BioNTech- und Moderna-Vakzine mit mehr als 94 Prozent bis fast 99 Prozent extrem hoch. 

Ivermectin "absolut toxisch"

In der Vergangenheit hatten mehrere FPÖ-Politiker immer wieder Alternativmedikamente zur Impfung empfohlen - darunter auch das Pferdeentwurmungsmittel Ivermectin. Ob Kickl selbst während seiner Infektion auch mit dem Anti-Wurmmittel Ivermectin behandelt wurde, wollte er explizit nicht sagen - es gebe aber ein ganzes "Arsenal" von Medikamenten, sagte er. Einiges davon habe er nicht gebraucht.

Thomas Griesbacher, Facharzt für Pharmakologie erklärte im PULS 24 Interview, dass bezüglich Ivermectin in Viruskulturen (nicht bei Menschen, Anm.) festgestellt wurde, dass das Medikament "in sehr hoher Konzentration" die Vermehrung von Viren verhindern kann. Die Dosierung, die dafür notwendig ist, ist für den Menschen aber "absolut toxisch", sagt so der Pharmakologe. Auch der Hersteller des Medikaments rät tunlichst davon ab.

Covid-Medikamente ersetzen Impfung "ganz sicherlich nicht"

Auch von der Behandlung mit Vitaminen wird abgeraten: Zu Vitamin C gibt es "sehr widersprüchliche Daten", sagt der Arzt. Kleine Studien mit Mängeln zeigen Wirkung bei sehr hohen Dosierungen, die nur intravenös möglich seien. Zu Vitamin D ist bekannt, dass ein Mangel zu einem erhöhten Risiko einer Infektion beitragen kann. Andersrum ist ein erhöhter Spiegel schädlich und verursacht ein erhöhtes Sterberisiko. Die Kalziumkonzentration im Blut steigt, was Folgen für Magen-Darm, Herz und Niere haben kann. Der Einsatz von Vitamin D empfiehlt sich also nur, wenn ein Mangel nachgewiesen wurde.

Kaltenbrunner analysiert Kickl-PK: "Das war jetzt ein bisschen weinerlich"

Kickl kündigte abermals an, wieder auf die Straße gehen zu wollen: Für den 11. Dezember ist eine weitere "Großveranstaltung" geplant. Laut Kickl soll die Demonstration groß, friedlich, laut und optimistisch werden. PULS 24 Chefredakteur Stefan Kaltenbrunner befürchtet deshalb, dass "politisch unangenehme Zeiten" auf Österreich zukommen werden. Kickl wolle die Impfgegner ansprechen und rüste deshalb verbal auf. "Da braut sich einiges zusammen", so Kaltenbrunner.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Warnung vor Omikron sei Panikmache und es gebe ein "ganzes Arsenal" von Medikamenten, die bei Corona eingesetzt werden können, sagte FPÖ-Chef Herbert Kickl am Dienstag. Experten sehen das etwas anders.

Mehr aus Chronik