Eine Person vermisst
Gewaltiger Gletscherabbruch verschüttet Schweizer Dorf
Bilder und Videos zeigen das Ausmaß der Zerstörung: Eine riesige Lawine aus Eis, Schlamm und Geröll hat einen Teil des Dorfes Blatten unter sich begraben.
Ein großer Teil des absturzgefährdeten Birchgletschers unterhalb des Bergsturzgebiets war am Nachmittag gegen 15.30 Uhr in einem Mal abgebrochen. Es handle sich um das seit Tagen erwartete "Großereignis", sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Historisch "beispiellos"
Drei Millionen Kubikmeter Gesteinsmaterial zusammen mit dem Gletscher auf Blatten niedergegangen sein, sagte Raphaël Mayoraz, ein Naturgefahren-Experte des Kantons Wallis, am Mittwochabend vor Medienvertretern.
Der Gletscherabbruch und der Murenabgang seien historisch "beispiellos". Der Schuttkegel sei 50 bis 200 Meter dick.
Mit dem Schlimmsten hätten die zuständigen Behörden immer gerechnet und nun sei es eingetreten. Mit dem Murenabgang sollte das meiste des Materials heruntergekommen sein, so Mayoraz.
Bereits letzte Woche wurde das Schweizer Dorf Blatten wegen Bergsturzgefahr evakuiert. Am Mittwoch kam es schließlich zum fatalen Gletscherabbruch.
64-Jähriger vermisst
Zahlreiche Häuser wurden zerstört. Matthias Ebener, Informationschef des Regionalen Führungsstabs, bestätigte gegenüber dem SRF, dass eine Person vermisst wird. Zuvor hieß es, dass die Behörden von keinen Verletzten ausgehen.
Trotz der Evakuierung lief am Abend eine Suchaktion nach einem 64-jährigen Einheimischen, der sich im Bergsturzgebiet aufgehalten hatte. Drei Spezialisten der Kantonalen Walliser Rettungsorganisation ließen sich von einem Helikopter neben einem Schuttkegel absetzen.
Unterstützt wurden sie durch eine Drohne mit Wärmebildkamera. Bis nach 22 Uhr blieb die Suche erfolglos.
300 Menschen wurden bereits im Vorhinein evakuiert.
Gefahr noch nicht gebannt
Wie das Newsportal "Pomona" berichtet, hat der Gletscherabbruch ein Erdbeben der Stärke 3,1 ausgelöst. Das Erdbeben sei spürbar gewesen, direkte Schäden dadurch seien aber nicht zu erwarten.
Mayoraz wies darauf hin, dass die Gefahr für das Tal auch nach dem Gletschersturz noch nicht gebannt sei. Denn durch den Abbruch wurde der Fluss Lonza auf einer Länge von etwa zwei Kilometern stark aufgestaut.
Dort könnte es zu einer weiteren Muren kommen. Das sei angesichts der zuvor geringen Wassermengen im Fluss derzeit nicht sehr wahrscheinlich, aber man könne Überschwemmungen und weitere Teilen Evakuierungen nicht ausschließen.
"Wir haben das Dorf verloren"
"Das Unvorstellbare ist heute eingetroffen", sagte der Blattener Gemeindepräsident Matthias Bellwald in einer Pressekonferenz im Nachbarort Ferden. Blatten liege unter einem sehr großen Schuttkegel.
Obwohl die Katastrophe erst wenige Stunden zurücklag, zeigte sich Bellwald optimistisch. "Wir haben das Dorf verloren, aber nicht das Herz", sagte er und rief zum Wiederaufbau auf.
Der öffentlich-rechtliche Sender SRF zeigte Aufnahmen von einer riesigen Staubwolke, die sich mit den Schuttmassen den Berg hinab wälzte.
Die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter drückte den Bewohnern von Blatten ihr Mitgefühl aus. "Es ist schlimm, wenn man seine Heimat verliert", schrieb sie auf der Plattform X.
Neun Millionen Tonnen Schutt auf dem Gletscher
Seinen Ausgang nahm der fatale Gletscherabbruch in einem Bergsturz am rund 3.800 Meter hohen Kleinen Nesthorn, oberhalb des nun abgestürzten Birchgletschers.
Durch das Abbröckeln des Kleinen Nesthorns lagerten sich in den vergangenen Tagen rund neun Millionen Tonnen Schuttmaterial auf dem Gletscher ab und übten Druck auf die Eismassen aus.
Wegen der Gefahrenlage war Blatten in der Ferienregion Lötschental bereits vorige Woche ganz geräumt worden.
Zusammenfassung
- Bilder und Videos zeigen das Ausmaß der Zerstörung: Die riesige Lawine aus Eis, Schlamm und Geröll hat einen Teil des Dorfes Blatten unter sich begraben.
- Ein großer Teil des absturzgefährdeten Birchgletschers unterhalb des Bergsturzgebiets war am Nachmittag gegen 15.30 Uhr in einem Mal abgebrochen.
- Zahlreiche Häuser wurden zerstört, eine Person wird vermisst.