Lehrer-Gewerkschafter
Nach Amoklauf: "Ja, wir haben ein Sicherheitsproblem"
Nach der Bluttat auf dem BORG Dreierschützengasse in Graz mit zehn Toten könne man nicht einfach wieder zum Schulalltag übergehen. Obwohl nach wie vor Sprachlosigkeit herrscht, sei das aber der falsche Ansatz, erklärte Thomas Krebs, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft für Pflichtschullehrer:innen, im Gespräch mit PULS 24.
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"Wir müssen reden und den Kindern und Jugendlichen zuhören", so Krebs. In den vergangenen Tagen haben die Schüler:innen vieles erfahren, da gelte es, sich auszutauschen.
"Kann das bei uns auch passieren?", haben Jugendliche ihre Lehrer:innen vermehrt gefragt, so der Gewerkschafter.
"Und das mit einem 'Nein' zu beantworten, wäre fatal", denn eine 100-prozentige Sicherheit gebe es bekanntlich nicht. Die Lehrer:innen seien aber bestrebt gewesen, zu sagen, "dass man ein sicheres Umfeld schaffen will".
Bessere Arbeitsmedizin für Lehrkräfte
Krebs fordert daher auch Unterstützung für Lehrkräfte - vor allem medizinische. "Der Support für Lehrer:innen ist enden wollend", sagt er. Für die Gesundheit der Lehrer:innen brauch es eine Supervision. "Auch wir müssen geschützt sein", so Krebs.
Das sei ein Manko, das man nun festgestellt hat. Es müsse daher in die Arbeitsmedizin investiert werden. "Lehrer:innen können nur so gut arbeiten, wie sie sich gesund fühlen", meint er. "Ein Schularzt hat nicht die Aufgabe, die Lehrer:innen zu versorgen. Und wer versorgt uns? Antwort: niemand".
Schultor "sollte geschlossen werden"
Zudem müsse man sich auch die Frage stellen: "Wie sicher sind die Schulhäuser?" Man müsse sich dazu bekennen, "ja, wir haben ein Sicherheitsproblem". Es brauche daher sicherheitstechnische Schulungen. Da gehe es etwa darum, zu wissen, wie das Haus gebaut sei.
Man müsse auch überlegen, ob das Schultor immer offen sein muss. "Ich glaube, nein. Ich glaube, dass das Schultor, so wie in anderen Gebäuden auch, geschlossen werden sollte. Damit man zumindest einmal eine Schleuse hat, wer kommt in das Haus überhaupt hinein".
Jetzt sei es an der Zeit, Lehren aus dem Amoklauf zu ziehen. "Den Kopf in den Sand stecken, ist genau die falsche Antwort". Man müsse sich der alltäglichen Situation stellen und "da gibt es Gewalt an Schulen", so Krebs.
Zusammenfassung
- Vor weniger als einer Woche hatte ein 21-Jähriger einen Amoklauf am Grazer BORG Dreierschützengasse verübt.
- Für Gewerkschafter Krebs sei es nun an der Zeit "Lehren" zu ziehen.
- Er spricht von Schulungen, bessere Arbeitsmedizin und geschlossenen Schultoren.
- "Wir müssen reden und den Kindern und Jugendlichen zuhören", so Krebs.