Nach Amoklauf in Graz
"Psychisch kaputt": Unschuldiger Artur A. schildert Hetzkampagne
Am Dienstagvormittag erschoss der 21-jährige Arthur A. im BORG Dreierschützengasse zehn Menschen und anschließend sich selbst. Schon am selben Nachmittag wurde ein junger Steirer mit Beschimpfungen und Morddrohungen bombardiert, denn sein Name ähnelt dem des Schützen.
Der unschuldige Artur A. war mit einem Freund unterwegs, als seine Freundin ihn angerufen hat. Sie habe erfahren, "dass ein Post herumgeht, wo mein Name darunter steht mit einem Bild von mir und meiner Mutter. Und da waren Kommentare wie: 'Das ist fix er, die Lehrerinnen haben es bestätigt'", erzählt Artur bei "Treffpunkt Österreich".
Von da an sei die Lage schnell eskaliert, sein Handy habe nicht mehr aufgehört zu vibrieren. Privat bekam er Nachrichten zugeschickt wie: "Ich hasse dich, auch wenn du nicht mehr lebst." Auch international, etwa in Frankreich oder Usbekistan, hätte sich die Falschinformation in Windeseile verbreitet.
"Psychisch kaputt"
Am schlimmsten seien aber die Kommentare gewesen, in welchen Artur als 'Ausländer' und 'Amokläufer' abgestempelt worden sei. "Das hat mich psychisch ein bisschen kaputt gemacht", schildert er.
An Schlaf sei nicht mehr zu denken gewesen. Auch das Handy habe er nicht weglegen können. Bildschirmzeit pro Tag: 12 Stunden.
"Die größte Angst war meine Familie", betont Artur. "Ich bin ein Kerl, der schon eine harte Schale hat, aber da bin ich sehr gefühlvoll geworden. Tränen, Angst, ich hab nicht zu Hause geschlafen, ich hab gar nicht geschlafen. Ich war bei einem Freund, aber konnte leider nicht schlafen."
Fußballvereinsobmann unterstützt Artur
Besser wurde es erst, als der Obmann seines Fußballvereins sich einschaltete. Er habe Artur "sehr geholfen". Der Fußballverein veröffentlichte ein Statement, in dem er sich hinter den jungen Steirer stellte.
Die positiven Nachrichten würden nun überwiegen. "Es wird langsam wieder", sagt Artur. Einen Termin bei einem Psychologen habe er aber trotzdem, genauso wie einen mit einem Anwalt. Letzteren habe auch der Vereinsobmann für ihn organisiert und sogar angeboten, ihn zu bezahlen.
Für andere, denen Ähnliches passiert, möchte Artur nun ein Vorbild sein. Er rät ihnen, sich ebenfalls Hilfe zu suchen - und bietet auch seine eigene an. "Ich würde sofort helfen", bekräftigt er.
An alle anderen appelliert er: "Ich wünsche mir von Menschen, dass sie nicht vorher schon urteilen, bevor sie nichts Fixes wissen."
"Treffpunkt Österreich" von Montag bis Freitag, LIVE um 19.50 Uhr auf ATV, PULS 24 und in SAT.1 Österreich sowie im kostenlosen Stream auf JOYN
Zusammenfassung
- Nach dem Amoklauf in Graz geriet ein unschuldiger junger Mann in eine Online-Hetzkampagne - und das nur, weil sein Name dem des Schützen ähnelt.
- Im PULS 24 Gespräch schildert Artur A. die vergangenen Tage.
- Wenig Schlaf, Dauer-Beschuss durch Nachrichten und Angst um seine Familie beherrschten sein Leben.