Experte klärt auf
Amoklauf in Graz: Vorsicht vor diesen "Fake News"
Zehn Menschen wurden am Dienstag am BORG Dreierschützengasse in Graz durch den Amokläufer Arthur A. getötet. Danach beging er Suizid.
Im Netz rollte recht rasch eine Welle an Falschinformationen an.
Internethetze gegen Steirer
In den sozialen Medien wurde gegen einen völlig unbeteiligten Steirer gehetzt, nur weil er zufällig den gleichen Vornamen und Anfangsbuchstaben im Nachnamen, wie der Schütze trägt.
"Insgesamt ist das wirklich die traurigste aller Falschmeldung, dass hier eine falsche Person aufgrund ihres Namens, aber auch aufgrund von Stereotypen verdächtigt wurde, der Täter gewesen zu sein", erklärt André Wolf von "Mimikama" im Interview mit PULS 24.
Laut Wolf suchte ein sogenannter "Internet-Mob" einen Schuldigen - und erklärte kurzerhand einen unbeteiligten 22-Jährigen aus Leibnitz zum Täter. Dass er fälschlicherweise als Amokläufer identifiziert wurde, belaste ihn und seine Familie massiv.
"Da sitzt ein junger Mann und wird bombardiert mit WhatsApp, seine Eltern werden bedrängt, seine Fotos werden überall veröffentlicht und dieser junge Mann sitzt da und ist ganz hilflos", betont Wolf.
Opfer geht in die Offensive
Insgesamt habe der 22-Jährige mittlerweile zwei Videos veröffentlicht und appelliert dabei an die Öffentlichkeit, sich seriös zu informieren.
"Einen Menschen zu verurteilen als Amokläufer, das ist das Schlimmste, was einem passieren kann", sagt der Steirer in dem Video und wünscht sich, dass die (Mord-)Drohungen und Anfeindungen ein Ende nehmen.
Es habe ihn psychisch "stark erwischt". "Ich habe kaum schlafen können", sagt er.
Video: Nach Amoklauf: Trauer im ganzen Land
Wien-Video fälschlich mit Graz in Verbindung gebracht
Ein weiteres Video kursierte in den sozialen Medien und wurde fälschlicherweise mit dem Amoklauf in Graz in Verbindung gebracht.
"Wir haben daraufhin das sogenannte Geolocating gemacht, also das Video angeschaut und auch verglichen, wo das aufgenommen worden sein könnte", erklärt Wolf.
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Dabei sei anhand der Architektur deutlich geworden, dass der Aufnahmeort nicht Graz, sondern tatsächlich Wien-Floridsdorf ist. Wolf rät daher, mit Informationen sensibel umzugehen, solange nichts offiziell von der Polizei beispielsweise bestätigt wurde.
Kettenbriefe verbreiten Desinformation
Doch nicht nur Videoaufnahmen verbreiteten Falschinformationen im Zusammenhang mit dem Amoklauf, sondern auch ein Kettenbrief. Darin heißt es, dass angeblich bereits in jüngerer Vergangenheit regelmäßig E-Mails mit Drohungen zu Terroranschlägen an verschiedene Schulen geschickt worden seien.
Lehrer:innen hätten damit an die Öffentlichkeit gehen wollen, seien jedoch laut dem Schreiben von der Bildungsdirektion daran gehindert worden.
Der Kettenbrief endet mit der "völligen Absurdität", wie es Wolf bezeichnet, dass in den "Massenmedien gar nichts von der Tat in Graz zu hören ist, weil die Polizei keine Kapazitäten hätte".
"Hier gehts darum, dass Vorurteile, Verschwörungstheorien bestätigt werden", erklärt Wolf.
Zusammenfassung
- Aktuell sind zahlreiche Fake News zum Amoklauf in Graz im Umlauf: altes Bildmaterial, Videos und Kettenbriefe.
- Auch zahlreiche Morddrohungen gegen einen jungen Mann wurden im Netz ausgesprochen, weil Name dem von Amoktäter ähnelt.
- Ein Faktencheck.