Fall Kellermayr: Auch Bohrn Mena bekam "sehr verstörende" Hass-Mails

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Der Unbekannte, der Hass-Mails an die oberösterreichische Ärztin verschickt haben soll, dürfte ein Serientäter sein. Noch vier weitere Personen sollen Hass-Mails von ihm erhalten haben, darunter auch das Wiener Ehepaar Bohrn Mena - das nach der PULS 4 Doku "Der Fall Kellermayr – Mit tödlichen Grüßen" Parallelen erkannte. Im PULS 24 Interview schildert Veronika Bohrn Mena die damalige Zeit.

Monatelang bekam Lisa-Maria Kellermayr, Ärztin in Seewalchen am Attersee, von einem Unbekannten Morddrohungen. Schließlich sperrte sie ihre Praxis zu und stand - auch wegen Ausgaben für Sicherheitsmaßnahmen - vor einem Schuldenberg. Am 29. Juli 2022 beging die 36-Jährige Suizid.

Neben der Ärztin dürfte auch der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun Morddrohungen des Unbekannten bekommen haben, nach der PULS 4 Dokumentation "Der Fall Kellermayr – Mit tödlichen Grüßen" (ProSieben zeigt die Doku am 18.10.23 und jederzeit auf Joyn) nahm die deutsche Justiz in dem Fall die Ermittlungen wieder auf

Drei weitere Opfer

Doch es dürfte noch weitere Opfer geben. Das Autorenpaar Veronika und Sebastian Bohrn Mena soll beim Ansehen der Dokumentation die Formulierungen in den Hass-Mails an Kellermayr wiedererkannt haben. Das Wiener Ehepaar soll selbst verblüffend ähnliche Morddrohungen erhalten haben, wie der "Standard" am Freitag zuerst berichtete. 

Auch ein deutscher Arzt, der anonym bleiben möchte, soll ebenfalls eine Morddrohung erhalten haben. Die Mails sollen "Standard" und "Spiegel" vorliegen.

Gleiche Formulierungen, verschiedene Identitäten

Die Hass-Botschaften sollen sich alle bei der Zeichensetzung, der Verwendung bestimmter Schimpfwörter und spezifischen Formulierungen gleichen, analysiert der forensische Linguist Patrick Rottler für den "Standard". 

Von der immer gleich bleibenden Diktion erzählte Veronika Bohrn Mena auch im PULS 24 Gespräch und gab noch weitere Einblicke in ihr Leben zur Zeit der "sehr verstörenden" Drohnachrichten. Es sei ersichtlich gewesen, dass die Hass-Mails alle vom selben Absender gekommen seien, da er sich in den Botschaften regelmäßig auf vorangegangene Nachrichten bezogen habe. Er habe etwa geschrieben: "Ich melde mich wieder".

Um seine Spuren zu verwischen, soll der Unbekannte das Darknet verwendet haben, sowie verschiedene Identitäten gestohlen haben. So habe er sich etwa bei den Morddrohungen an Kellermayr als Hamburger ausgegeben, bei denen gegen das Ehepaar Bohrn Mena habe er aber Austriazismen wie "Wappler" eingebaut.

Der Täter habe so über die sprachliche Nähe suggerieren wollen, dass er nicht weit entfernt sei. Er habe auch davon geschrieben, dass er das Ehepaar Bohrn Mena gesehen hätte. Das sei besonders beängstigend gewesen, so Veronika Bohrn Mena, da ihrer Familie "nie wirklich klar war, ist er jetzt wirklich in der Nähe oder denkt er sich das aus?"

Polizeischutz nur nach langen Mühen

Im Gegensatz zu Kellermayr hat die Familie Bohrn Mena aufgrund der expliziten Morddrohungen Polizeischutz erhalten. Der Weg dahin sei jedoch nicht leicht gewesen, erklärt Veronika Bohrn Mena. "Wir hatten anfangs schon das Gefühl, dass wir nicht ernst genommen worden sind".

Sie hätten nach jeder Drohung Anzeige erstattet. Die Hass-Mails seien zudem nicht nur an das Ehepaar gerichtete worden, sondern hätten auch ihren damals dreijährigen Sohn inkludiert. Erst nachdem die Familie Bohrn Mena "unglaublich lästig" gewesen sei, wurden sie von der Wiener Polizei an den Staatsschutz weitergeleitet. Der habe schließlich den Personenschutz bewilligt.

"Die Wiener Polizei hat offensichtlich besser reagiert als die oberösterreichische Polizei", fasst Bohrn Mena zusammen. Wäre es ihr wie Kellermayr gegangen - die von den Behörden nicht ernst genommen worden sei - hätte sie das "massiv in die Verzweiflung getrieben". Sie seien "zumindest als Familie zusammen" gewesen, so Bohrn Mena. Sonst hätten die Vorfälle sie noch mehr isoliert, wie auch schon Lisa-Maria Kellermayr.

Der Fall Kellermayr - Mit tödlichen Grüßen

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ribbon Zusammenfassung
  • Der Unbekannte, der Hass-Mails an die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr verschickt haben soll, dürfte ein Serientäter sein.
  • Noch vier weitere Personen sollen Hass-Mails von ihm erhalten haben, darunter auch ein Wiener Ehepaar.
  • Das Autorenpaar Veronika und Sebastian Bohrn Mena soll Morddrohungen erhalten haben, die denen an Kellermayr verblüffend ähnelten, wie der "Standard" am Freitag berichtete. 
  • Um seine Spuren zu verwischen, soll der Unbekannte das Darknet verwendet haben, sowie verschiedene Identitäten gestohlen haben.
  • Im PULS 24 Interview schildert Veronika Bohrn Mena die damalige Zeit.