Überschwemmung SlowenienAPA/AFP

Hunderttausende Tote: EU warnt vor Klimawandel-Folgen

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Europa ist nicht auf die "katastrophalen" Folgen des Klimawandels vorbereitet. Laut einem neuen Bericht der Europäischen Umweltagentur (EUA) werden sich extreme Wettereignisse selbst "in optimistischen Szenarien" verschlimmern. Die EUA rechnet mit Hunderttausenden Toten und Schäden in Billionenhöhe.

Hitzewellen, Dürren, Waldbrände und Überschwemmungen - schon jetzt häufen sich die extremen Wetterereignisse. Sie seien die "neue Normalität", erklärte die Chefin der Europäische Umweltagentur (EUA), Leena Ylä-Mononen.

In Zukunft könnten sie aber noch deutlich schlimmer werden, heißt es in einem neuen EUA-Bericht.

Insgesamt listet er 36 wichtige Klimakrisen für Europa auf, ganze 21 davon erfordern sofortige zusätzliche Maßnahmen und acht sogar dringendes Handeln.

Insbesondere anhaltende und weiträumige Dürren stellen eine erhebliche Bedrohung für die Erträge, die Ernährungssicherheit und die Trinkwasserversorgung dar.

Das teilte die EUA mit.

Trinkwassersicherheit in Gefahr

Existentielle Bedrohungen durch die Klimakrise gibt es laut den Fachleuten in fünf großen Bereichen: 

  • Ökosysteme
  • Ernährung
  • Gesundheit
  • Infrastruktur
  • Wirtschaft und Finanzen

Hitze und Dürren würden sich vor allem auf den Nutzpflanzenanbau auswirken, nicht nur im Süden, sondern auch in Mitteleuropa. Sie würden eine "erhebliche Bedrohung für die Erträge, die Ernährungssicherheit und die Trinkwasserversorgung" darstellen, teilte die EUA mit.

Video: Massive Schäden durch Klimawandel in Österreich

Hitze als größte Gefahr

Hitze sei das größte und dringendste Klimarisiko für die menschliche Gesundheit, schreiben die Forschenden.

Besonders gefährdet sind demnach folgende Menschen:

  • Jene, die im Freien arbeiten,
  • ältere Menschen
  • und Personen, die in schlecht isolierten Wohnungen oder in städtischen Gebieten mit starkem Wärmeinseleffekt leben.

Damit nicht genug: In Südeuropa entstehe durch Hitze und Dürren zudem ein erhebliches Risiko für die Energieerzeugung und -übertragung.

Hitzetod für Tausende Menschen

Je nachdem, wie sich die Treibhausgase entwickeln, gibt die EU-Behörde unterschiedliche Ausblicke auf die Zukunft. 

Unter pessimistischen Annahmen werden bis zum Ende des Jahrhunderts Tausende Menschen den Hitzetod sterben, bereits im Sommer 2022 seien zwischen 60.000 und 70.000 vorzeitige Todesfälle in Europa auf die Hitze zurückzuführen gewesen.

Besonders gefährdet ist erneut Südeuropa, dort sei das Hitzerisiko für die Bevölkerung bereits jetzt in einer kritischen Höhe.

Zudem warnte die EUA vor der Wechselwirkung von Hitze und Luftverschmutzung, wobei letzteren laut den Angaben 311.000 vorzeitige Todesfälle im Jahr 2020 zurechenbar war, genannt wurde Feinstaub (PM2.5), Stickstoffdioxid und Ozon.

Video: Südeuropa kämpft gegen Waldbrände

Billionen-Schaden

Die Klimakrise werde auch enorme Kosten verursachen, so würden allein die Überschwemmungen von Küstenregionen demnach einen Schaden von jährlich einer Billion Euro übersteigen.

Damit seien auch die Finanzen der EU-Mitgliedstaaten schon in naher Zukunft Risiken ausgesetzt: Wetterextreme können die Steuereinnahmen verringern und die Staatsausgaben erhöhen - schlechtere Kreditratings und damit höhere Kosten für Kredite seien die Folgen. Als aktuelle Beispiele wurden die fiskalischen Folgen der Überschwemmungen in Deutschland im Jahr 2021 und in Slowenien im Jahr 2023 genannt.

Südeuropa ist dem Bericht zufolge dem größten Risiko ausgesetzt, dort drohen Brände, Wasserknappheit und Hitze. In der Folge würden sich Auswirkungen auf Landwirtschaft, Arbeit und Gesundheit abzeichnen.

Doch auch flache Küstenregionen sind bedroht, dann allerdings eher durch Überschwemmungen, Erosion und das Eindringen von Salzwasser. Sicher vor Klimarisiken sei aber kein Teil des Kontinents, zuletzt etwa die Überschwemmungen in Deutschland oder Waldbrände in Schweden verdeutlicht hätten.

Die EUA pocht darauf, dass auch sie sich vorbereiten müssten.

Verlust der Artenvielfalt

Europa ist laut EUA der sich am schnellsten erwärmende Kontinent. Seit den 1980er-Jahren war die Erwärmung auf dem europäischen Festland demnach etwa doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt.

Bedroht seien dadurch auch viele Meeresökosysteme durch die Erwärmung des Wassers, Sauerstoffmangel und Versauerung. Hinzukommen würden noch vom Menschen verursachte Umweltveränderungen wie Verschmutzung oder Fischerei.

"Dies kann zu einem erheblichen Verlust der Artenvielfalt führen, einschließlich Massensterblichkeitsereignissen", warnt die EUA.

Video: Dramatisches Artensterben von Tieren und Pflanzen

Die EU-Kommission wird ihre Antwort auf den Bericht am Dienstag veröffentlichen. Die EUA forderte die EU-Staaten dazu auf, die Klimarisiken anzuerkennen und noch ehrgeizigere Maßnahmen zur Anpassung an diese Risiken zu ergreifen.

"Wir müssen mehr tun und eine stärkere Politik machen", mahnte Ylä-Mononen.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Europäische Umweltagentur (EUA) warnt vor "katastrophalen" Folgen des Klimawandels und fordert dringende Maßnahmen für Europa.
  • 36 Klimarisiken wurden identifiziert, von denen 21 sofortige und 8 dringende Maßnahmen erfordern, insbesondere in den Bereichen Ökosysteme, Ernährung, Gesundheit, Infrastruktur sowie Wirtschaft und Finanzen.
  • Europa ist der sich am schnellsten erwärmende Kontinent, mit einer Erwärmungsrate seit den 1980er-Jahren, die etwa doppelt so hoch ist wie der globale Durchschnitt.
  • Die EUA rechnet mit Hunderttausenden Toten und Schäden in Billionenhöhe.

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